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Die Zufalle des Herzens

Die Zufalle des Herzens

Titel: Die Zufalle des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fay Juliette
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atmete den immer noch kindhaften Geruch von Morgans vorpubertärer Haut ein. Morgan tat ihr unendlich leid – wegen des Kummers durch die Scheidung, des Drucks, perfekt zu sein, und der Sorge, die sie Nacht für Nacht wach hielt.
    Das Weinen verebbte langsam. »Ich hab nicht gelogen«, schniefte Morgan.
    »In Bezug worauf?«
    »Ich hatte wirklich lange aufgehört«, beharrte sie. »Bestimmt wochenlang.«
    »Wann hast du denn wieder angefangen?«
    »Als wir angefangen haben, diese ganzen Kekse und Brownies und das Zeug zu essen.«
    »Mit Kimmi.« Morgan reagierte nicht, und Dana vermutete, dass sie ihre neue beste Freundin nicht hineinziehen wollte. »Wie wär’s, wenn ihr aufhören würdet zu backen und etwas anderes macht, wenn ihr zusammen seid?«
    »Das hab ich ja vorgeschlagen«, sagte Morgan. »Aber Kimmi macht es einfach so gerne.«
    »Verstehe. Da haben wir wieder das Gastgeberinnenproblem. Nur dass du dich auch jetzt wieder nach ihr gerichtet hast, obwohl du doch hier die Gastgeberin bist.«
    »Es ist so schwer, Mom, du hast ja keine Ahnung, wie schwer! Manche Leute sind einfach … Bestimmer , egal, wo sie sind.«
    Dana dämmerte, wie recht sie hatte. Diese Beschreibung schien auf so viele Menschen in ihrem eigenen Leben zuzutreffen. »Das ist richtig«, sagte sie. »Und ich weiß genau, wie schwierig das ist. Manche Leute scheinen einfach ihren Kopf durchzusetzen, egal was du machst, stimmt’s?«
    »Ja! Wie Devynne! Es ist wie eine Supermacht oder so.«
    Dana unterdrückte den Drang zu erfahren, zu welcher Art von schlechtem Benehmen Devynne sie angestiftet hatte. »Ich kenne sie nicht«, sagte sie in der Hoffnung, nicht allzu neugierig zu klingen. »Wie ist sie denn?«
    »Sie ist so beliebt – wie Kimmi, weißt du? –, aber sie hat vor nichts Angst. Sie probiert alles Mögliche. Sie hat zwei große Brüder, und die sind in der Highschool, das heißt, sie kennt sich da aus.«
    Dana bemühte sich um eine gleichmäßige Atmung und einen beiläufigen Ton. »Mit … Gras oder Alkohol? So’n Zeug?«
    »Ja!« Morgan war ganz aufgeregt, halb entsetzt und halb begeistert, dass sie die Geschichte jetzt erzählen konnte. »Ihre Brüder waren high, als wir an Halloween zu ihr rüber sind. Sie haben dauernd über unsere Kostüme gelacht, als ob sie sich eine saukomische Sendung anguckten! Und sie haben gesagt, wir könnten es mal ausprobieren, und Devynne hat’s gemacht, aber dann fing sie richtig heftig an zu husten, und da haben die Jungs noch lauter gelacht!«
    Danas Herz begann wütend zu pochen. Ihrer Morgan, ihrem Baby , hatte man Drogen angeboten! Sie hoffte, dass ihre nächste Frage den Fluss der Information nicht versiegen lassen würde. »Hast du’s ausprobiert?«
    »Mom!«, sagte Morgan und rutschte mit einer ruckartigen Bewegung für einen Moment von ihr weg. »Dieses Zeug ist bescheuert!«
    »Okay, entschuldige«, sagte Dana. »Aber dir ist klar, warum ich das fragen musste.«
    »Irgendwie schon«, sagte Morgan. » So blöd bin ich nun auch wieder nicht.«
    Du hast dich von Kimmi wieder zum Überfressen und Kotzen verleiten lassen, aber Grasrauchen ist bescheuert , dachte Dana. Zumindest weiß ich jetzt, was Sache ist .
    »Ich geh jetzt lieber wieder«, murmelte Morgan. »Falls sie wach wird und denkt, ich petze.«
    Die Tür öffnete und schloss sich, und im Raum entstand ein Luftzug, durch den die Stores sich scheinbar an die Fensterscheiben warfen, bevor sie wieder zurückschwangen. Noch vor wenigen Wochen war Kimmi Dana wie ein Gegenmittel zu Morgans Unsicherheit erschienen – doch offenbar hatte sie selbst schwerwiegende Probleme.
    Ich muss Nora darauf aufmerksam machen . Der Gedanke ließ sie zusammenzucken. Sie hatte keine Ahnung, wie sie das Thema anschneiden sollte. Ich kann mich nicht einfach vor sie hinstellen und sagen: »Ich habe unsere Töchter dabei erwischt, wie sie sich selbst zum Kotzen gebracht haben, und Kimmi scheint darin recht versiert zu sein, und, ach ja, im Übrigen könnte sie auch Gras geraucht haben.«
    Viel wichtiger war aber die Frage, was mit Morgan los war. Wie hatte sie so schnell wieder in den selbstzerstörerischen Kreislauf von Essen und Erbrechen geraten können? Eins wusste Dana jedenfalls mit Sicherheit: Sie war Morgans Essproblemen nicht mehr gewachsen.
    Unfähig zu schlafen, ging Dana nach unten ins Arbeitszimmer, um im Internet nach Kindertherapeuten zu suchen. Auf der Seite der Multiservice Eating Disorders Association gab es einen »Hilfe«-Button mit

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