Die Zufalle des Herzens
murmelte Connie. »Der Typ ist doch der letzte Idiot.«
»Ich weiß, dass du ihn nie gemocht hast, aber …«
» Natürlich habe ich ihn nie gemocht. Herrgott, Day, gibt es denn einen fantasieloseren Typ als Ken?«
Day , dachte Dana. So hat sie mich seit Jahren nicht mehr genannt . »Ach so, fantasielos. Mir war gar nicht klar, dass dich das am meisten an ihm gestört hat«, stichelte sie.
»Am meisten vielleicht, aber bestimmt nicht als Einziges.«
»Na ja, meine Liste ist auch um einiges länger geworden. Ich habe seine Freundin kennengelernt – totales Püppchen. Dafür hat er mich verlassen, eine Frisur in einem bauschigen Mantel.« Es tat gut, über Tina herzuziehen. Allerdings machte es sie auch realer. Dana stieß einen tiefen Seufzer aus. »Ich glaube, das wird was Ernstes.«
»Musste so kommen«, sagte Connie. »Endlich ist er auf das Niveau gesunken, das ihm entspricht.«
Zwischen ihnen trat kameradschaftliches Schweigen ein. Nach einer Weile sagte Connie: »Gut, können wir jetzt über mein Kind reden, oder gibt’s noch andere Arschlöcher, von denen du mir erzählen willst?«
Dana zögerte.
»Herrgott«, sagte Connie. »Wie schlimm ist es denn?«
»Also … es war schlimm, aber ich glaube, jetzt geht es ihr besser. Connie, du musst mir versprechen, dass du nicht ausrastest. Sie kriegt es auf die Reihe, aber die Heilung muss in ihrem eigenen Tempo passieren.« Als Dana mit ihrem Bericht darüber, wie Ethan Alders Freundschaft grausam ausgenutzt hatte, fertig war, gab Connie eine Reihe von Kraftausdrücken von sich, die in ihrer üppigen, anschaulichen Bildersprache beinahe poetisch anmuteten.
»Stimmt«, sagte Dana. »Aber ganz ehrlich, ich glaube, sie kriegt gerade die Kurve. Sie hat neue Freundinnen und Freunde, und mit Morgan und Grady kommt sie unglaublich gut klar.« Der Gedanke an Alders liebevollen Umgang mit ihren beiden angeschlagenen Kids gab Dana Auftrieb. »Da hast du vielleicht ein Mädchen großgezogen, Con. Sie ist etwas ganz Besonderes.«
Dana konnte den Stolz in Connies Antwort hören. »Du machst dir keinen Begriff.«
»Doch«, sagte Dana, »das mache ich.«
- 32 -
B itte«, bettelte Morgan am nächsten Morgen vor dem Tor der Cotters Rock Middle School. Eine Glocke ertönte, und die Kinder machten sich auf den Weg nach drinnen; manche hatten es so eilig, dass ihnen der Schulranzen gegen den Rücken schlug, andere bewegten sich so schleppend, als wären sie auf einem Gewaltmarsch.
»Morgan, mein Schatz, du darfst nicht noch mehr Unterricht versäumen. Ich weiß, es wird hart, aber wenn du mich brauchst, ich bin nur einen Handyanruf entfernt, versprochen.« Sie versuchte, positiv zu klingen, musste sich jedoch beherrschen, damit sie nicht mit Morgan im Auto wieder losfuhr, um ihr die bevorstehende Gehässigkeit zu ersparen.
Schließlich zog Morgan den Reißverschluss ihrer Jacke hoch, aus der ihr Gesicht so blass herausragte wie ein Eisberg aus einem sanft wogenden Meer. Dana strich ihr das Haar glatt. »Heute Abend gehst du zu der Therapeutin. Ich glaube, das wird dir helfen.«
Morgan verdrehte die Augen. »Ich bin so blöd«, murmelte sie, und stieg aus.
Den ganzen Weg zur Arbeit liefen Dana Tränen über die Wangen. Während sie sich mit einer Serviette, die sie im Handschuhfach gefunden hatte, das Gesicht abtupfte, rief sie sich selbst zur Ordnung. Am Tag zuvor hatte sie hart gearbeitet – es gab viel Liegengebliebenes zu erledigen, und es war eine willkommene Abwechslung gewesen, an nichts anderes zu denken als an Antragsformulare und Abrechnungen. Arbeit , sagte sie sich jetzt. Konzentrier dich nur darauf .
Sie arbeitete so konzentriert, dass sie um halb zwölf nichts anderes mehr zu tun hatte, als rund um die Anmeldung zu saugen und die Poster über Zahnweißung gerade zu richten. Aus ihrem Handy erklang die »Ode an die Freude«.
»Es ist Mittagspause«, flüsterte Morgan. Handys waren in der Schule streng verboten.
»Wie geht’s?«, fragte Dana besorgt.
»Niemand wollte neben mir sitzen«, murmelte sie. »Niemand. Als dann zwei Jungs – Kimmi-Fans – anfingen, pantomimisch zu kotzen, bin ich gegangen.«
»Oh mein Schatz.« Dana seufzte. »Wo bist du denn jetzt?«
»Auf der hinteren Turnhallentreppe.«
»Schaffst du’s bis zum Schluss?«
Morgan zitterte die Stimme. »Ich muss jetzt in Naturwissenschaft gehen.«
»Ich hab dich lieb, meine Süße.«
Doch Morgan war schon weg.
Als Tonys vegetarisches Sandwich und der Eistee gebracht wurden, kam Tony
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