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Die Zufalle des Herzens

Die Zufalle des Herzens

Titel: Die Zufalle des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fay Juliette
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ihres Flanellschlafanzugs durchdrang, fühlte sie sich kalt und matt.
    »Vielleicht solltest du einen machen.«
    Ich bin ein Häufchen Elend , dachte Dana, und den Anblick kann sie nicht ertragen. Sie sah aus dem Fenster. Wäre es ein wunderbarer, sonniger Tag mit strahlend blauem Himmel gewesen, wäre sie wieder in den Winterschlaf gefallen. Es war jedoch diesig und grau, der spätherbstliche Nebel ließ das Gebüsch hinter dichtem Dunst verschwinden. Gutes Wetter, um sich zu verstecken. Alder zuliebe, fand sie, könnte sie einen Spaziergang machen. Einen kurzen.
    Sie ging nicht an Pollys Haus vorbei, überzeugt, dass Polly auf irgendeine Weise Danas Nähe spüren, herauskommen und verlangen würde, dass sie miteinander sprachen. Kein Gespräch. Nicht heute. Sie trottete in entgegengesetzter Richtung los und nahm den langen Weg außen um ihr Viertel herum in Richtung Nipmuc Pond.
    Heute ist Sonntag , brachte sie sich selbst in Erinnerung, so als hätten die vergangenen achtundvierzig Stunden ihr Kurzzeitgedächtnis auf das einer Alzheimerpatientin reduziert. Noch sechs Tage .
    Am Freitagnachmittag hatte Dana ihnen beim Packen geholfen. Morgan hatte etwas Taschengeld haben wollen, um Rita ein Disney-Andenken zu kaufen. »Wie seid ihr beide eigentlich Freundinnen geworden?«, fragte Dana sie.
    »Sie ist nicht in die Basketballmannschaft gekommen.« Damit war anscheinend alles gesagt, und Dana musste ihr weitere Einzelheiten aus der Nase ziehen. »Sie war in der Fußballmannschaft, und diese Mädchen waren alle ihre Freundinnen, aber als sie es nicht ins Basketballteam schaffte, gehörte sie nicht mehr dazu.«
    »Einfach so?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte Morgan. »Wahrscheinlich. Außerdem hat sie ja Froschaugen und so wirre Haare, und die Jungs machen sich über sie lustig. Die Mädchen vom Fußball mussten ihr oft beistehen. Das ist auf die Dauer anstrengend.«
    Dana war erbost. »Sie haben sie fallen lassen, weil das Verhalten anderer Kinder anstrengend war?«
    »Herrje, Mom, ich weiß es nicht. Erst gehörte sie dazu, dann nicht mehr. Dass die anderen genervt waren, war nur eine Vermutung, okay?«
    Sie durchwühlten die Kiste mit Morgans Sommerkleidern, zogen nicht zusammenpassende Tankinis und zerknitterte Shorts heraus. »Aber warum hast du dich mit ihr angefreundet?«
    Morgan, deren Lippen von einer verstohlenen Heiterkeit umspielt wurden, zögerte. »Gut, aber du darfst es nicht weitersagen!« Sie hatte im Erdkundeunterricht gesessen und so getan, als arbeitete sie an ihrem bereits fertigen Wolf-Referat, bemüht, keinen Blickkontakt herzustellen, um jede Art von Aufmerksamkeit zu vermeiden. »Ritas Platz ist gleich neben meinem, und weil ich nach unten geschaut hatte, hab ich’s vor allen anderen gesehen.«
    »Was?«
    Morgan fing an zu kichern. »Ihren Schlüpfer!« Unter dem Saum von Ritas Jeans hatte eine Unterhose hervorgelugt. Als das Mädchen sich auf seinen Stuhl fallen ließ, die Füße in den Gang gespreizt, war der farbenfrohe Schlüpfer ganz aus ihrem Hosenbein gerutscht und neben Morgans Stuhl gelandet. »Er war mit kleinen rosa Pandas übersät. Das Schlimmste war aber das Schildchen! Da stand ihr Name drauf – ihre Mutter hatte es für irgendein Camp oder so was Ähnliches beschriftet!«
    »Ach du Schreck! Was hast du dann gemacht?«
    Morgan hatte schnell ihren Schulranzen daraufgestellt. Am Ende der Stunde hatte sie Rita überredet, zu bleiben, bis alle anderen Kinder draußen waren. Dann hatte sie den Schulranzen hochgehoben. »Erst hat sie es nicht kapiert und hat sich aufgeregt, woher ich ihren Schlüpfer hätte und so. Dann ist ihr aber wieder eingefallen, dass sie diese Jeans am Tag davor auch angehabt hatte, und morgens hat sie sie vom Boden aufgehoben und wieder angezogen. Der alte Schlüpfer muss noch dringesteckt haben und ist dann wohl an ihrem Bein runtergerutscht, bis er in der Erdkundestunde rausgefallen ist.«
    »Hat sie sich bei dir bedankt?«
    »Ähm, irgendwie schon. Sie hat mich ihre Retterin genannt und ist mir um den Hals gefallen, bis sie mir fast das Genick gebrochen hätte. Also hab ich mich beim Mittagessen zu ihr gesetzt.«
    Dana hatte Morgan einen Zwanzigdollarschein gegeben. »Kauf Rita was richtig Schönes«, hatte sie gesagt, »vielleicht eine Plüsch-Minni-Maus oder so.«
    »Igitt, nein!«
    Vielleicht ist sie jetzt gerade in einem Andenkenladen , sinnierte Dana, als hinter einem Schleier aus trübem Nieselregen der Teich sichtbar wurde. Vielleicht war sie gerade

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