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Die Zufalle des Herzens

Die Zufalle des Herzens

Titel: Die Zufalle des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fay Juliette
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werden.
    »Oh«, sagte sie.
    »Oh? Oh? « Die Unbeholfenheit verlor sich, als er seinen Bizeps anspannte und den Brustkorb dehnte. »Ich komme hierher, bereit, dich wieder aufzunehmen, und du sagst nur ›oh‹? Ich glaube nicht!« Er blickte sich in dem kleinen Wartezimmer um, als gäbe es dort ein Publikum, das nur er sehen konnte. »Ist das zu fassen?«, fragte er seine unsichtbaren Zuschauer.
    »Jack, es tut mir leid«, fing sie an, ohne jedoch genau zu wissen, was ihr leidtat. Hinter sich hörte sie Geräusche, das Zuschlagen von Schubladen und ein Räuspern. Tony machte sich bemerkbar.
    »Mir war nicht klar, dass du so eine bist, Dana. Eine, die mit einem Mann spielt und ihn nur zum Ausgehen und zum Sex benutzt!«
    Ach du lieber Himmel , dachte Dana, wissend, dass Tony zuhörte. Das ist so peinlich .
    »Ich dachte, wir wären dabei, etwas aufzubauen«, ging sein Wutanfall weiter, »und du … hattest nichts als Strümpfestricken im Sinn! Rumvögeln und deinen Spaß haben!«
    Eigentlich hatte sie es wie früher mit ihren Kindern machen wollen: erst mal abwarten, bis er Dampf abgelassen, sich mit seinem Gebrüll und Getue verausgabt hatte. Doch er schien sich eher hochzuschaukeln als zu beruhigen. »Jack, es tut mir leid, aber ich muss jetzt wieder zurück an die Arbeit. Du musst gehen.«
    »Du machst Schluss ? Du glaubst, dass du so einfach mit mir Schluss machen kannst? Jetzt erzähle ich DIR mal was!« Seine kräftigen Arme schossen nach vorne, dicke Finger bohrten sich durch die Luft auf ihre Schultern zu. » Du bist es nicht wert! Du bist nicht hübsch genug, nicht liebenswert genug, überhaupt GAR NICHTS genug! Ich hoffe, du hast vor, lange allein zu bleiben, denn kein Mann, der auch nur ein bisschen was auf sich hält, wird dich haben wollen!«
    In dem Moment fühlte sie sich, als hätte er einen Eimer Säure über ihr ausgekippt, sie mit seinen Worten entstellt. Und als er merkte, dass sein Angriff gesessen hatte, bedachte er sie mit einem rachsüchtigen Lächeln und ging mit großen Schritten zur Tür hinaus.
    Dana stand immer noch da, als Tony neben sie trat und ihr eine Hand auf die Schulter legte. »Gut gemacht«, murmelte er. »Hab noch nie jemanden das Wort ›Oh‹ mit so befriedigenden Konsequenzen sagen hören.« Sie starrte weiter durch die Glastür. »Am Ende fand ich ihn etwas unheimlich«, fuhr Tony fort. »Sie scheinen sich ja wacker geschlagen zu haben. Aber vielleicht hätte ich doch rauskommen sollen.«
    »Das hätte ihn nur noch rasender gemacht.«
    »Das habe ich mir auch gedacht. Ich hab mich schon darauf gefasst gemacht, die Polizei anzurufen. Fürchten Sie sich vor ihm? Sollen wir eine einstweilige Verfügung in Betracht ziehen?«
    Sie schüttelte den Kopf. Angst hatte sie keine vor ihm. Den Schaden, den er anrichten wollte, hatte er bereits angerichtet. »Ich glaube nicht, dass er noch mal wiederkommt.«
    »Hören Sie«, sagte er. »Dieser ganze Quatsch von wegen, Sie sind nicht gut genug – Sie wissen, dass das völliger Unsinn ist, nicht wahr?«
    »Ich vermute schon.«
    »Vermuten Sie nicht«, sagte er leise. »Seien Sie sicher. Sie sind nämlich etwas ganz Besonderes, Dana Stellgarten.«
    Sie fühlte sich nicht wie etwas ganz Besonderes. Im Moment hatte sie eher das Gefühl, ein Niemand zu sein. Hätte Tonys Hand nicht nach wie vor fest auf ihrer Schulter gelegen, hätte sie sich womöglich in Nichts aufgelöst.
    »Hey«, sagte er und schüttelte sie sanft.
    Als sie zu ihm aufblickte, war sein Gesicht freundlich und besorgt, und augenscheinlich war sie nicht verschwunden, da er sie unverwandt ansah. »Okay«, sagte sie.
    Sie gingen in die Teeküche zurück. »Und was hat es mit dem Strümpfestricken auf sich?«, fragte er sie. »Ist dieser Idiot ein Garnfetischist?«
    Ein Lachen brach so plötzlich aus ihr heraus, dass beim nächsten Einatmen ihre Nase einen peinlichen Schnarchlaut von sich gab.
    »Nett!« Er nickte bewundernd. Worauf sie noch heftiger lachen musste.

- 36 -
    Z wei Tage später, am Sonntagmorgen, fragte Alder: »Wie lang ist dein letzter Spaziergang eigentlich her?« Sie spähte über den Rand einer Schüssel Müsli aus Haferkleie und Leinsamen, das sie zügig aß, um seinen Kontakt mit ihren Geschmacksknospen möglichst kurz zu halten. Sie hatte es für Dana zubereitet, die jedoch keinen Hunger hatte.
    »Ich weiß nicht … Wochen.« Dana drückte sich eine Tasse mit schwarzem Tee an die Brust. Außer an der einen Stelle, wo die Wärme der Tasse das Oberteil

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