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Die Zufalle des Herzens

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Titel: Die Zufalle des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fay Juliette
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er recht – sie war tatsächlich nicht mehr so nett wie früher. Polly wäre so stolz auf mich , bemerkte sie mit dem Anflug eines Lächelns.

- 17 -
    S o düster und kalt dieser Abend Ende Oktober war, so fröhlich und einladend erschien Dana die hell erleuchtete Obst- und Gemüseabteilung bei Stop & Shop. Die Kunden wurden weniger, da der Ladenschluss näher rückte, doch Dana stand immer noch unschlüssig bei den Birnen und versuchte, sich zwischen bio und »konventionell« zu entscheiden. Konnte sie sich bio leisten? Wären ein paar Pestizide wirklich so schlimm?
    Während sie dastand und die gelbgrünen Früchte anstarrte, sah Dana aus den Augenwinkeln, dass jemand zu ihr herschaute. Als sie aufblickte, dauerte es einen Moment, bis sie dem Gesicht einen Namen zugeordnet hatte: Nora Kinnear, Kimmis Mutter. Seltsamerweise war deren Blick auf Danas Füße gerichtet. Ihm folgend entdeckte Dana, dass sie immer noch die zerfransten Turnschuhe anhatte, die sie zur Gartenarbeit angezogen hatte. Bevor sie losgefahren war, hatte sie noch daran gedacht, ihr staubiges Sweatshirt gegen eine saubere Fleecejacke zu tauschen. Die Turnschuhe dagegen – grau vor Schmutz und mit sich aufribbelnden Fäden an den Zehen – waren mit zum Einkaufen gekommen.
    »Dana, stimmt’s?«
    Dana blickte zu Noras Gesicht mit seiner eleganten Gelassenheit auf und spürte, wie ihr Magen hohl wurde. »Oh, hi!«, sagte sie. »Ist das nicht die ideale Zeit zum Einkaufen? Wir haben den Laden praktisch für uns.«
    »Ich kaufe immer abends ein«, sagte Nora. Der Reißverschluss ihrer taillenkurzen grauen Lederjacke war nur halb hochgezogen und offenbarte den knochigen Grat ihres Schlüsselbeins. »Tagsüber arbeite ich.«
    »Ach ja, stimmt. In dem neuen Geschäft in der Evergreen Mall. Perfectua.«
    Nora lächelte nachsichtig. »Ich bin die Marketingchefin, das heißt, ich arbeite nicht im Geschäft. Mein Arbeitsplatz ist im Bürogebäude des Unternehmens.«
    »Das ist sicher …« Was? , überlegte Dana verzweifelt. Was ist es sicher? »… aufregend.«
    Nora zuckte leicht die Schultern. »Es macht Spaß.« In einer Geste der Vertraulichkeit beugte sie sich ein wenig zu Dana vor. »Unterm Strich ist es aber auch nur Arbeit, wissen Sie.«
    Dana nickte. Sie wusste es. Oder hatte es jedenfalls gewusst. Vor zwölf Jahren, bevor sie ihre letzte Arbeitsstelle aufgegeben hatte. »Die Mädchen scheinen sich ja zu verstehen«, sagte sie fröhlich.
    »Sie sind dicke Freundinnen«, sagte Nora, während sie mit den Fingern vorne in den Einkaufswagen fuhr, um die Riemen ihrer schicken Handtasche glatt zu streichen. »Ihre Margot ist aber auch eine ganz Süße.«
    »Äh, Morgan heißt sie, und es ist so schön, wie sie in diesem Alter Freundschaft schließen, finden Sie nicht? Ich bin froh, dass die beiden sich gefunden haben. Kimmi ist ein tolles Mädchen.« Ist sie ein tolles Mädchen? Dana hatte keine Ahnung.
    »Aber eben Mädchen. Nicht einfach.« Als Nora den Kopf schüttelte, bewegte sich ihr kurzes mahagonifarbenes Haar lagenweise hin und her. »Sind Sie dieses Wochenende da?«, fragte sie plötzlich. »Wir haben ein paar Leute eingeladen, und ich fänd’s schön, wenn Sie dazukämen.«
    »Oh, lassen Sie mich mal nachdenken«, sagte Dana, während sie sich mit dem Finger auf die Lippen tippte, als überflöge sie einen mit Terminen vollgestopften Kalender. Dann fiel es ihr ein. Sie hatte tatsächlich etwas vor. »Samstagabend bin ich leider schon verabredet.« Enttäuschung machte sich in ihr breit: so viele Wochenenden ohne Einladungen, und jetzt musste sie eine ablehnen.
    »Nein, es geht um Freitag. Nur ein kleines geselliges Beisammensein nach der Arbeit … oder was immer Sie« – Nora wedelte mit den Fingern – »machen. Kommen Sie so gegen sieben – und bringen Sie Ihre Tochter mit, sie kann Kimmi Gesellschaft leisten.« Damit trat sie einen Schritt zurück und schob ihren Wagen langsam weiter zu den Kürbissen.
    Dana wollte noch fragen, was sie mitbringen könne – vielleicht eine Vorspeise oder ein Dessert –, doch dazu hätte sie lauter sprechen müssen. Ein kleines geselliges Beisammensein, dachte sie. So was könnte ich wirklich mal gebrauchen.
    Sie beendete ihren Einkauf und stellte sich an der Kasse an. Die Frau vor ihr versuchte, ein kleines Mädchen zu beruhigen, das mit dem Gesicht zu Dana im Kindersitz des Einkaufswagens saß. »Wir sind fast durch, Lolly«, sagte die Frau gerade. »Bleib noch einen Moment da drin sitzen, dann gehen

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