Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Zufalle des Herzens

Die Zufalle des Herzens

Titel: Die Zufalle des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fay Juliette
Vom Netzwerk:
sie hatte sich angestellt, als zwänge er sie, einen Bungeesprung vom Travelers Tower zu machen.
    Er ist bestimmt ein toller Chef , dachte sie. Besser als der Seniorpartner in ihrer alten Kanzlei, der kaum die Augen aufhalten konnte, wenn sie ihn in Sachen Personal oder Büromaterialien auf den neuesten Stand brachte, ihr jedoch wie einer Dreijährigen eine Strafpredigt hielt, wenn die Glühbirne in seinem Büro nicht hell genug war.
    Vielleicht müsste sie auch gar nicht Vollzeit für Dr. Sakimoto arbeiten. Und wenn sie jemanden fände, der an den Nachmittagen aushelfen würde, an denen sie arbeiten musste? Alder könnte einspringen. Aber die Situation mit Morgan war heikel; von Alder konnte man nicht erwarten, dass sie Morgan so überwachte, wie Eltern das tun würden. Das Telefon auf dem Schreibtisch klingelte, und Dana streckte die Hand danach aus.
    »Ich bin’s«, sagte Kenneth. »Ich rufe wegen Morgan an.« Dana lehnte sich in ihrem Stuhl zurück. Bei Dingen, die die Kinder betrafen, übernahm Kenneth nur selten die Führung. Das würde interessant werden. »Ich habe einen Psychiater ausfindig gemacht«, sagte er, »einen Spezialisten auf diesem Gebiet, seit über zwanzig Jahren, und er weist ins Connecticut Children’s Medical Center ein, falls das …«
    »Entschuldige …«
    »… nötig werden sollte. Er hat hervorragende Referenzen und …«
    »Entschuldige, Kenneth, aber lass uns doch erst mal darüber reden.« Sie nahm die Füße vom Schreibtisch und setzte sich auf. »Morgan hat das Erbrechen endlich zugegeben, aber sie sagt, sie hat damit aufgehört – obwohl ich das nicht so ganz glaube. Ich habe ihren Vertrauenslehrer angerufen, und er wird mit ihr sprechen. Ich glaube, sie zu einem Psychiater zu schleppen, bevor wir überhaupt …«
    »Ich will sie nirgendwo hinschleppen . Nur müssen wir diese Sache in den Griff kriegen, bevor …«
    »Und du glaubst, ich ignoriere das und warte untätig, bis ihre Speiseröhre durchlöchert ist?«
    »Na ja …«, polterte Kenneth. »Nein, natürlich nicht …«
    »Ich finde, es ist noch zu früh, einen Arzt hinzuzuziehen«, beharrte sie. »Wir brauchen ein klareres Bild von dem, was da passiert, und deshalb sollten wir erst mal hören, was der Vertrauenslehrer sagt.«
    Am anderen Ende der Leitung herrschte Stille. Sie wusste, dass er überlegte, ob er nachgeben sollte. »Ich versuche, eine Stütze zu sein«, grummelte er schließlich.
    »Das weiß ich ja zu schätzen«, sagte sie.
    Dann schoss ihr ein Gedanke durch den Kopf, eine vage Idee nur, aber sie fühlte sich genötigt, ihr nachzugehen. »Was macht die Arbeit?«, fragte sie.
    »Immer noch dasselbe«, sagte er. »Wir hängen in der Warteschleife, bis sich der Aufruhr um diese Unterschlagungsgeschichte gelegt hat.«
    »Na, dann gibt es ja vielleicht von meiner Seite mal gute Nachrichten. Mir ist ein Job angeboten worden.« Einen Moment lang nagte sie an ihrer Daumenspitze. »Ich habe überlegt, ob du mir vielleicht an ein paar Nachmittagen in der Woche mit den Kindern aushelfen könntest. Nur bis das Geschäft wieder anläuft, weißt du.«
    Kenneth brach in erstauntes Gelächter aus. »Du machst wohl Witze? Ich muss arbeiten, Dana! Nicht nur, wenn mir danach ist – die ganze Zeit. Ich kann nicht einfach nicht regelmäßig erscheinen!«
    »Ich mache das nicht zum Spaß, Kenneth«, sagte sie, allmählich in Rage geratend. » Du warst doch derjenige, der wollte, dass ich mir einen Job suche. Also hab ich …«
    »Doch keinen Vollzeitjob – nur die familienfreundliche Zeit, solange die Kinder in der Schule sind.«
    Nur die familienfreundliche Zeit. Keinen richtigen Job, nichts, was sein dandyhaftes, kleines Leben stören könnte. Vor Wut spannte sich Danas Kiefer an. »Tut mir leid, dass es nicht die Art von Job ist, die dir genehm wäre«, schnappte sie, »aber stundenweise im Kreamy Kones zu arbeiten, wird’s wohl nicht bringen. Wenn du willst, dass ich etwas zu unserem Einkommen beitrage , wie du es nennst, dann könntest du dich wenigstens um die Kinder kümmern, damit ich überhaupt die Möglichkeit dazu habe.«
    »Das sagst du mir … «, schäumte Kenneth. »Ich habe fünfzehn Jahre für diese Familie gesorgt! Was ist überhaupt mit dir passiert? Früher warst du so süß … So nett !«
    »Tja, das bin ich jetzt nicht mehr!«, schrie sie und drückte auf die »Aus«-Taste am Hörer. Es war das zweite Mal innerhalb von zwei Wochen, dass sie beim Telefonieren mit ihm einfach auflegte. Vielleicht hatte

Weitere Kostenlose Bücher