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Die Zufalle des Herzens

Die Zufalle des Herzens

Titel: Die Zufalle des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fay Juliette
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dass sie alle gut drauf und im nächsten Moment unglücklich gewesen waren?
    Grady hatte die Badewanne zu voll gemacht, und Dana wollte ihn deswegen schon schimpfen, als sie merkte, dass die Wanne gar nicht mit Wasser gefüllt war; ungefähr die Hälfte wurde von Seifenschaum eingenommen. Grady strich sich ein bisschen davon aufs Kinn. »Ich hab einen Bart!«, sagte er kichernd zu ihr. »Ich bin ein Mann!«
    Matt lächelte sie ihn an. »Vergiss nicht, die Füße zu waschen«, sagte sie und ging zu Morgans Zimmer.
    Morgan saß, den Rücken an die Wand gelehnt, die Arme um ihr Hershey-Kissen geschlungen, auf dem Bett. Mit zusammengebissenen Zähnen kämpfte sie gegen weitere Tränen. »Es war ein Versehen «, brummte sie.
    »Ich weiß.« Dana setzte sich auf Morgans Schreibtischstuhl, nachdem sie ihn von einer Schicht Kleider befreit hatte. »Aber du musst zuhören, mein Schatz.«
    »Ich höre zu!«
    »Diesmal hast du es nicht getan«, sagte Dana leise. »Ich habe dich gebeten, nicht dranzugehen, und Alder auch. Du musst besser auf die Menschen um dich herum achten und nicht einfach nur tun, was dir gerade einfällt.«
    »Wenn du willst, dass ich ein schlechtes Gewissen kriege, hast du’s geschafft, okay? Woher sollte ich denn wissen, dass sie nicht mit diesem Typ sprechen wollte?« Morgans Augen wurden wieder feucht. » Hasst sie mich jetzt?«
    Dana stand auf, setzte sich neben Morgan aufs Bett und schlang die Arme um sie. Wie ein gefällter Baum kippte das Mädchen seitwärts in den Schoß seiner Mutter. »Nein«, beruhigte Dana sie. »So ist Alder nicht. Überleg dir, wie du sie am besten um Entschuldigung bitten kannst, und tu’s. Dann wird es vorbei sein.«
    Ein paar Minuten saßen sie so da, Morgans Oberkörper zusammengerollt im Schoß ihrer Mutter. Sie holte Luft und murmelte: »Und dieses Ding mit dem Erbrechen mache ich nicht. Eine Weile hab ich’s gemacht, aber dann hab ich aufgehört.«
    Dana überkam eine Woge der Hoffnung. Womöglich hatte das Problem sich von selbst gelöst? Dennoch nagte Argwohn an ihr. »Wann?«, fragte sie. »Wann hast du aufgehört?«
    »Vor einem Monat ungefähr.«
    Eine Lüge. Oder zumindest eine Verzerrung der Wahrheit. »Ich wüsste gerne etwas mehr darüber.«
    »Nicht jetzt, Mom, okay?« Morgan schniefte jämmerlich. »Ich hab sowieso schon ein schlechtes Gewissen.« Sicherheitshalber fügte sie noch hinzu: »Und außerdem schreib ich morgen eine Klassenarbeit über Photosynthese, für die ich noch lernen muss.«
    Dana ließ es dabei bewenden. Das Eingeständnis, so lückenhaft es auch sein mochte, war gemacht, und sie konnte es benutzen, um Morgans Widerstand abzuschleifen, bis die Wahrheit durchschimmerte.
    Dana ging nach unten. Alder saß im Schneidersitz auf der Couch und war mit Mathe beschäftigt. Als Dana eintrat, blickte sie auf, schielte dann aber wieder auf das Schulbuch vor ihr. »Tut mir leid, dass ich ausgerastet bin«, murmelte sie. »Hat Morgan einen Schrecken gekriegt?«
    »Sie hat ziemliche Schuldgefühle. Im Moment mache ich mir allerdings größere Sorgen um dich. Wie lief’s denn?«
    »Gut«, sagte Alder und sah wieder von ihren Hausaufgaben auf. »Ich wollte ihm die ganze Zeit sagen, was für eine vollkommene Verschwendung von Körperorganen er ist, und hab endlich die Gelegenheit dazu bekommen. Das war super.« Ihre Augen waren matt und glanzlos, für Dana eine Versuchung, ihr zu widersprechen.
    »Gut«, sagte Dana. Überzeugt war sie jedoch nicht.
    Als später am Abend endlich Ruhe ins Haus eingekehrt war, saß Dana im Arbeitszimmer und füllte Schecks aus. Diesen Monat war noch genug Geld da, um die Rechnungen zu bezahlen, aber mit der Reparatur des Außenspiegels hatte sie ihre Kreditkarte belastet. Diese Zahlung würde sie in knapp dreißig Tagen erwarten, Ende November – wenn sie anfangen würde, Weihnachtsgeschenke zu kaufen, sodass auch die Dezemberausgaben höher sein würden.
    Was noch schlimmer war, Kenneths Unterhaltszahlung war wesentlich niedriger als der vom Gericht bestimmte Betrag. Ich sollte meinen Anwalt anrufen , dachte sie. Aber dann würde sie den Anwalt und den Mediator bezahlen müssen, und höchstwahrscheinlich würde Kenneth beweisen können, dass sein Einkommen gesunken war, und sie würde am Ende doch nur das haben, was er ihr gerade gegeben hatte.
    Ich brauche eine Arbeit.
    Dieses Herumgedruckse mit Dr. Sakimoto – was sollte das eigentlich? , tadelte sie sich selbst. Er hatte ihr einen Job angeboten, Himmel noch mal, und

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