Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Zufalle des Herzens

Die Zufalle des Herzens

Titel: Die Zufalle des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fay Juliette
Vom Netzwerk:
sich, Marie ein höfliches, kleines Lächeln zu schenken, ein Versuch, ihre Aufregung zu überdecken. Dana hätte ihr gerne irgendein Zeichen mütterlicher Ermutigung gegeben, doch sie kannte die Regeln. Elterliche Zuneigung verboten, außer im Schutz völliger Ungestörtheit und – falls möglich – Dunkelheit.
    Die schillernden Starlets und attraktiven Knabenmänner, deren Namen sie nicht kannte, langweilten Dana bald. Sie schloss die Augen, lehnte den Kopf an die Stuhllehne und ging in Gedanken eine Checkliste durch. Papierteller für Morgans Party kaufen … Auto waschen lassen – auf dem Fußboden sind mehr Krümel als in einer Keksfabrik … Gradys Spiel am Sonntag … Football. Coach Ro. Diese hochgezogenen Augenbrauen, als sie sagte, dass sie geschieden sei. Seine Ehrlichkeit, die warme, bratpfannengroße Hand auf ihrem Rücken … Größer als Kenneth und breiter, wenn auch nicht ganz so gut aussehend … aber ziemlich nett … und ziemlich warmherzig …
    Â»Mrs Stellgarten?«, sagte eine tiefe Stimme.
    Danas Augen zuckten, und sie setzte sich kerzengerade hin. »Mmm?«, murmelte sie, »ja?«
    Dr. Sakimotos Gesicht schwebte vor ihr. »Ich wecke Sie höchst ungern«, sagte er. »Sie sehen so friedlich aus.«
    Â»Oh!« Sie fuhr sich mit der Hand über den Mund, um sicherzugehen, dass sie nicht gesabbert hatte. »Ich habe gerade …«
    Â»Es ist Freitag«, sagte er lächelnd. »Wer braucht da nicht ein Schläfchen? Manchmal gehe ich in mein Büro, mache die Augen zu – und bin ausgeknipst wie ein Licht. Dann muss Marie irgendwas nach mir werfen.«
    Dana seufzte. Dr. Sakimoto besaß ein solches Talent, Leuten die Befangenheit zu nehmen. »Ist sie schon fertig?«, fragte sie.
    Â»Nein, noch nicht ganz.« Sein Gesicht bekam einen seltsam nachdenklichen Ausdruck. »Könnte ich Sie bitte kurz in meinem Büro sprechen?«
    Dana stand auf und folgte ihm. Irgendetwas war nicht in Ordnung. Dr. Sakimoto rief sie nie in sein Büro. Die Krankenversicherung , dachte sie. Kenneth versuchte immer, »die beste Ware für sein Geld zu bekommen«. Es war so typisch für ihn, den Leistungsumfang für sie zu ändern, ohne ihr etwas zu sagen.
    Â»Bitte, nehmen Sie Platz. Dieser hier ist bequemer«, sagte er, auf einen Polsterstuhl mit einem blassgrünen Paisleymuster deutend. Das ist der Schlechte-Nachrichten-Stuhl! , dachte Dana. Dazu bestimmt, den Schlag abzufedern, den unbezahlte Rechnungen oder die Notwendigkeit einer Wurzelbehandlung einem versetzten. Er selbst ließ sich auf dem anderen Stuhl nieder, einem ramponierten Windsor-Stuhl, dessen Farbe an den Armlehnen verblichen war. »Mrs Stellgarten«, fing er an.
    Â»Bitte nennen Sie mich Dana«, sagte sie und bemerkte, dass ihr in all den Jahren nie der Gedanke gekommen war, ihm das Recht zu dieser Vertrautheit einzuräumen. Erst jetzt, mit der Aussicht auf etwas offenkundig Unangenehmes, bezog sie ihn in den Kreis ihrer Freunde ein, für den unwahrscheinlichen Fall, dass ihr das einen gewissen Schutz gewähren könnte … vor was auch immer.
    Die glatte Haut um seine braunen Augen herum legte sich in freundlich wirkende, kleine Fältchen. »Gut, dann also Dana.« Er holte Luft. »Also. An Morgans Zahnschmelz sehe ich eine Veränderung, die mir etwas Sorgen macht.« Ehe er fortfuhr, schien er auf ihr Einverständnis zu warten, vielleicht wollte er ihr aber auch einen Moment Zeit geben, sich vorzubereiten.
    Â»Aha …«, sagte sie.
    Â»Zahnschmelz ist so ähnlich wie Glas – sehr glatt, vor allem in Morgans Alter. Die bleibenden Zähne sind alle noch ziemlich neu, müssten also in recht gutem Zustand sein. Was ich bei Morgan sehe, ist eine beginnende Erosion, insbesondere auf der Rückseite der Schneidezähne und den Innenseiten der Backenzähne.« Wieder hielt er inne. »Dieses Erosionsmuster – das passt zum Erbrechen, Dana.«
    Für einen ganz kurzen Augenblick weigerte sich Danas Gehirn, ihn zu verstehen. Erbrechen , beschwichtigte es sie, Zeug loswerden, das man nicht brauchte, das war doch gut, oder? Doch dann kam es ihr allmählich zu Bewusstsein. Morgan wurde anscheinend etwas los, was sie brauchte.
    Â»Könnte es einen anderen Grund geben für dieses … Muster?«, fragte Dana knapp, bemüht, die Panik einzudämmen, die in stetem Fluss

Weitere Kostenlose Bücher