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Die Zufalle des Herzens

Die Zufalle des Herzens

Titel: Die Zufalle des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fay Juliette
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sie alle die Arbeit betreffenden Themen ausgeschöpft, und für eine ganze Weile trat Schweigen ein. Tony tupfte sich mit einer Serviette den Mund ab. »So«, sagte er. »Wie war Ihr Wochenende?«
    Â»Ã„h … prima. Und Ihres?«
    Â»Sehr schön, muss ich sagen.« Er streckte sich auf seinem Stuhl nach hinten aus.
    Â»Irgendetwas Spezielles?«
    Â»Na ja, wo Sie schon fragen …« Er bedachte sie mit einem leichten schiefen Grinsen. »Meine Tochter Lizzie war vom College nach Hause gekommen, und ich war ein bisschen nervös, weil meine … Freundin zu Besuch da war. Martine lebt in New York, und die beiden waren sich bis dahin noch nicht begegnet.«
    Â»Wie lief’s?«
    Â»Ãœberraschend gut.« Er nickte. »Ich bin ja nicht so leicht einzuschüchtern, aber wenn die Mädchen meine Partnerinnen in Augenschein nehmen, kriege ich richtig Angst. Eigentlich sollte es ja umgekehrt sein, oder? Ich bin ihr Vater – sie sollten um meine werte Meinung bangen, sage ich ihnen immer.« Sein Gesicht wurde rosig vor kaum verhohlenem Stolz. »Aber das nehmen sie mir nicht ab. Ihre Mutter hat ihnen die richtige Erziehung angedeihen lassen.«
    Dana lächelte. »Ein ganz kleines bisschen hatten Sie bestimmt auch damit zu tun.«
    Â»Ein klitzekleines bisschen vielleicht. Aber Sie wissen ja, wie das mit Müttern und Töchtern ist – ein Kampf praktisch bis aufs Messer. Und dabei liebt ihr euch über alles. Es ist wirklich ein Wunder, dass überhaupt jemand von euch überlebt.«
    Er hat recht , dachte sie. Ich bin mir immer noch nicht sicher, ob ich es schaffen werde .
    Â»Die Mutter der Mädchen muss sich ziemlich gut geschlagen haben«, sagte Dana, gleichzeitig mit der Frage beschäftigt, wo die Frau sich jetzt befand. Waren sie geschieden? Würde Kenneth sich einer Fremden gegenüber so positiv über sie äußern?
    Â»Sie war zäh.« Er lächelte zwar immer noch, aber seine Stimme hatte einen Hauch von Bitterkeit angenommen. »Das ist ihre beste Waffe, habe ich immer gesagt: dass sie länger durchhalten konnte als die beiden. Allerdings hat sich dann herausgestellt, dass sie doch nicht ganz so zäh war.«
    Obwohl seine Miene sich kaum veränderte, schien der Raum plötzlich von Trauer erfüllt, und die traf Dana so schmerzlich, als hätte sie einen freiliegenden Draht berührt. Als sie wieder auszuatmen wagte, entschlüpfte ihr ein Ton, ein kaum wahrnehmbares »Oh«.
    Â»Knochenkrebs«, sagte er. »Vor fünf Jahren.«
    Â»Das tut mir sehr leid, Tony.«
    Â»Danke.« Er nickte. »Ich vermisse sie immer noch.«
    Â»Sie muss etwas ganz Besonderes gewesen sein.«
    Â»Das kann man wohl sagen«, murmelte er. Kurz darauf fragte er: »Und wie sieht’s bei Ihnen aus? Was haben Sie am Wochenende gemacht?«
    Ermutigt durch das Vertrauen, das er ihr entgegengebracht hatte, antwortete Dana, ohne nachzudenken: »Ich war verabredet.«
    Â»Aha? Und?«
    Â»Nein, es war nichts. Nur ein Footballspiel.«
    Â»Mögen Sie diesen Mann?« Es war dieselbe Frage, die Billy ihr gestellt hatte. Warum waren alle so neugierig?
    Â»Er scheint recht nett zu sein.« Sie zuckte die Schultern, darauf konzentriert, einen Tropfen von ihrem Joghurtbecher abzuwischen. »Erste Verabredung, schwer zu sagen.«
    Â»Manchmal«, sagte er. »Dann wieder funkt es auf Anhieb. Aber Sie haben recht, es ist gut, erst einmal nicht so kritisch zu sein und abzuwarten, wie’s läuft.«
    Sie warf einen Blick auf ihre Uhr. »Es ist gleich eins«, sagte sie, dankbar für einen Vorwand, um das Gespräch über ihr dürftiges Liebesleben zu beenden. »Ich geh jetzt mal besser an meinen Schreibtisch.«
    Dana starrte auf eine Packung Hühnerbrüste ohne Knochen, die feucht und rosa in der flachen Styroporschale vor ihr lagen. Sie versuchte gerade, eine Entscheidung zwischen Grillen und Braten zu treffen, als das Telefon klingelte. »Hallo«, sagte sie, mit einem Stirnrunzeln das Hühnchenfleisch betrachtend.
    Â»Ich bin’s. Und ich hab allmählich die Schnauze voll von deinem kleinen spießigen Austauschprogramm.«
    Dana lächelte. Die Zuverlässigkeit, mit der ihre Schwester bissige Bemerkungen machte, hatte etwas seltsam Beruhigendes. Dana riskierte eine spielerische Entgegnung: »Dabei kriegt sie gerade erst den Dreh raus, wie das hier läuft –

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