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Die Zuflucht

Die Zuflucht

Titel: Die Zuflucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Aguirre
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von Frank. Ich konnte mir nicht vorstellen, seiner Schwester je wieder in die Augen zu sehen, wenn ich ohne ihn zurückkehrte, aber er war nicht hier.
    Vielleicht haben sie ihn schon gefressen, und Bleich auch.
    Nein. Ich suchte weiter, schneller jetzt, und endlich fand ich meinen Mann, bis zur Unkenntlichkeit zerschlagen. Seine Augen waren zugeschwollen, das ganze Gesicht aufgedunsen, und unter den aufgeplatzten Lippen blitzen seine Zähne hervor. Wirklich sicher sein konnte ich erst, als ich ihn herumdrehte und die Striemen auf seinem Rücken sah. Er stöhnte, und ich presste ihm eine Hand auf den Mund.
    Bleich wehrte sich wie ein Tier. So geschwächt er auch war, hatte er immer noch genug Kraft, mich von sich zu stoßen.
    Ich schlug hart auf den Rücken und bekam für einen Moment keine Luft. Die anderen, die bereits flohen, hatten die ersten Freaks aufgeweckt. Wenn ich noch lange zögerte, würden sie uns erwischen.
    » Bleich, ich bin es, Zwei.« Ich wich seinen Schlägen und Tritten aus, durchschnitt seine Fesseln und massierte seine Beine. » Kannst du rennen?«
    Bitte, sag ja. Ich kann dich nicht tragen.
    Natürlich würde ich es versuchen, und wir würden beide dabei getötet werden. Ich wollte hier nicht sterben. Natürlich wäre es ein ruhmreicher Tod für eine Jägerin. Ich könnte so viele mitnehmen wie möglich, bevor sie mich überwältigten, aber das Mädchen in mir wollte nur noch rennen und überleben.
    » Zwei…?« Er war zu benommen, es ging alles viel zu langsam.
    Das Knurren außerhalb des Pferchs wurde lauter; immer mehr Ungeheuer erwachten aus dem Schlaf, und ich hörte die Schreie der Fliehenden. Ich hatte ihnen eine Chance geben wollen zu entkommen. Dass sie als menschliche Köder meine Flucht deckten, war nicht meine Absicht gewesen, aber jetzt war es zu spät für Gewissensbisse. Ich hätte es so oder so nicht über mich gebracht, sie hierzulassen und Bleich als Einzigen zu befreien.
    Die Zeit lief uns davon. Wenn wir überleben wollten, mussten wir los, und zwar jetzt. Und wir mussten uns geschickter anstellen als die anderen, die in wilder Panik flohen.
    » Lauf!«, bettelte ich. » Kämpfe nicht und bleib nicht stehen. Folge mir einfach und lauf .«

FLUCHT
    Immer wieder trieb ich Bleich an, wich einem angreifenden Freak aus oder sprang über die Leichen derer hinweg, die weniger Glück gehabt hatten, während wir um unser Leben rannten. Die Dunkelheit und das allgemeine Chaos waren unsere Rettung.
    Und die anderen, die für uns starben.
    Ein paar von ihnen würden es vielleicht schaffen und sich nach Erlösung durchschlagen wie wir damals. Falls nicht, waren sie wenigstens nicht als Schlachtvieh gestorben. Ob die Freaks sie mästeten? Mich fröstelte vor Abscheu bei dem Gedanken.
    Nach nur einem Bruchteil der Zeit, die ich für den Hinweg gebraucht hatte, hatten wir Pirschers Versteck erreicht. Die Freaks verfolgten uns, aber es war eine dunkle Nacht, und ich roch wie einer von ihnen. Außerdem irrten noch jede Menge andere Flüchtende umher, und sie konnten nicht allen auf einmal nachstellen. Es war nicht allzu weit bis zum Vorposten. Wenn uns im Wald ein kleiner Jagdtrupp aufstöberte, müssten wir mit ihm fertigwerden.
    » Du hast es geschafft«, flüsterte Pirscher.
    Ich bedeutete ihm mit einer Geste, dass jetzt keine Zeit zum Reden war, und packte meinen Beutel.
    Pirscher kam mühsam auf die Beine. Sein Knie war steif von der Warterei, und er unterdrückte einen Schmerzensschrei.
    Bleich stand regungslos da, aber wir mussten los, und das sofort. Ich hörte sie bereits hinter uns. Bald würden sie den Trick durchschauen und sich nicht länger von meiner falschen Witterung täuschen lassen.
    Ich lief gerade so schnell, dass die beiden mithalten konnten. Bleichs Beine waren in Ordnung, aber seine Rippen bereiteten ihm schreckliche Schmerzen, und Pirscher kam mit seiner Krücke nur schleppend vorwärts. Ich hörte die Schreie der fliehenden Menschen, das Jagdgebrüll der Freaks und trieb meine Begleiter zur Eile an. Wir hatten gerade den Waldrand erreicht, als Pirschers Knie endgültig nachgab und sein Gewicht trotz der Bandage nicht mehr tragen konnte.
    » Das war’s«, knurrte er durch zusammengebissene Zähne. » Ich kann keinen Schritt weiter.«
    So wenig mir der Gedanke gefiel, wir mussten ein Lager für die Nacht aufschlagen. Meine Augen schmerzten, als hätte mir jemand Salz hineingerieben, und meine Muskeln brannten vor Erschöpfung. Trotzdem war ich immer noch weit besser

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