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Die Zuflucht

Die Zuflucht

Titel: Die Zuflucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Aguirre
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einen Moment. » Gehen wir am See entlang. Wenn sie genauso schnell marschiert sind wie wir, werden sie Durst haben. Irgendwann müssen sie trinken.«
    Ich hatte nie einen dabei beobachtet, aber als lebendige Wesen, die sich auf natürliche Weise fortpflanzten– und darauf deuteten die Freak-Bälger hin, die ich gesehen hatte–, würden sie Wasser brauchen, um zu überleben.
    » Außerdem ist der Boden dort weich genug, dass du die Spuren leichter lesen kannst, oder?«, fragte ich.
    » Hoffe ich zumindest.« Was wir tun sollten, falls nicht, sprachen wir gar nicht erst an.
    Wir waren schon ein ganzes Stück um den See herumgegangen, als wir die Fährte endlich wiederfanden. Selbst ich sah die Stelle, an der sie ihre Last abgelegt hatten: Die eine war in etwa so groß wie ein Mensch, daneben befand sich ein kleinerer Abdruck, und darum herum waren drei Paar Fußspuren, die zum Wasser führten. Ich betrachtete die Vertiefungen in der dunklen Erde. Sie waren breiter als ein Menschenfuß, und am vorderen Ende, wo sich die Zehen befanden, zeichneten sich Klauen ab.
    Wir folgten der Spur, und nach einer Weile sagte Pirscher: » Sie haben den See umrundet und sind dann weiter in die Ebene dort.«
    Weg vom Dorf? Das war einigermaßen überraschend.
    Trotzdem änderte es nichts: Wir würden sie verfolgen, bis ich Bleich gefunden hatte oder wir die Fährte verloren. Eine andere Möglichkeit kam nicht in Betracht. Bleich hatte sich für mich auspeitschen lassen, weil er mich liebte. Selbst dann, als er glaubte, ich hätte mich für einen anderen entschieden. Wir gingen weiter, und ich fragte mich, wie Pirscher die Schmerzen ertragen konnte. Wahrscheinlich war er aus demselben Holz geschnitzt wie ich, wahrscheinlich hörte auch er diese Stimme, die ihm sagte: Du kannst nicht aufgeben, du bist ein Wolf . Genau wie ich mir damit Mut machte, dass ich einmal eine Jägerin gewesen war.
    Das Tageslicht verlor sich, ging allmählich in ein undurchdringliches Schwarz über, das schließlich von ein paar Sternen erhellt wurde. Früher hatte ich geglaubt, die kleinen Lichtpunkte wären Fackeln von geflügelten Wesen, die in einer Stadt am Himmel wohnten, aber Mrs. James hatte meinen Irrtum aufgeklärt. Manchmal zerstörte die Wahrheit alle Magie.
    Gerade als ich dachte, wir würden die Verfolgung bald aufgeben müssen, blieb ich wie angewurzelt stehen. Wir brauchten die Fährte nicht mehr. Ich wusste auch so, wo sie ihn hingebracht hatten.
    Die Freak-Kolonie stellte alles in den Schatten, was ich je gesehen oder mir auch nur vorgestellt hatte. Es waren so viele, dass sie nicht nur Erlösung, sondern auch jede andere menschliche Siedlung einfach überrennen könnten. Es waren mindestens tausend. Zahllose Feuerstellen erhellten die Nacht. Dafür hatten sie also das gestohlene Scheit aus unserem Lager gebraucht. Sie hatten keine Angst, dass der Rauch sie verraten könnte, denn wer sollte ihnen etwas anhaben?
    Pirscher packte mich am Arm und zog mich ins hohe Gras, obwohl sie uns aus dieser Entfernung unmöglich wittern oder hören konnten.
    War das kleine Dorf im Wald so etwas wie ein Vorposten, von dem aus sie uns im Auge behielten? Ich war nicht sicher, aber der bloße Gedanke jagte mir einen eisigen Schauer über den Rücken. Es war beängstigend, wie ähnlich sie uns geworden waren. Vielleicht war ein Initiationsritus der Grund, weshalb sie Frank und Bleich geholt hatten. Einen Menschen zu entführen war möglicherweise das Freak-Äquivalent zu unserer Namensgebungszeremonie. Wahrscheinlich würde ich es nie erfahren, denn ich konnte sie ja schlecht fragen, aber es erschien mir beängstigend logisch.
    Vielleicht hatte das Dorf aber auch gar nichts mit dieser gigantischen Siedlung zu tun. Immerhin hatten Bleichs Entführer das Dorf im Wald umgangen. So wie wir Menschen uns in verschiedenen Gruppen zusammenschlossen, gab es vielleicht auch verschiedene Freak-Sippen. Aber was auch immer der Grund war, es spielte keine Rolle.
    » Bleich ist dort«, wisperte ich. Ich spürte es tief in meinem Innern.
    Das ist nicht zu schaffen .
    Pirscher und ich waren hervorragende Kämpfer. Mit einem kleinen Trupp konnten wir es aufnehmen, aber Miles ’ Verrat hatte uns zu viel Zeit gekostet, Pirscher war verletzt, und die Entführer hatten sich wieder der Horde angeschlossen. Da ich in den Tunneln aufgewachsen war, konnte ich auch im Dunkeln sehr gut sehen, doch im Moment bot das nicht den geringsten Trost.
    So viele Freaks .
    Wir mussten nicht nur

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