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Die Zuflucht

Die Zuflucht

Titel: Die Zuflucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Aguirre
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Fortpflanzung als ich. Ob sie mich auf den Arm nehmen wollte? Ich beschloss, ihr die Sache zu erklären. » In den Enklaven waren die Zeuger dafür zuständig, für genügend Nachkommen zu sorgen. Zeuger wurden die, die am besten aussahen, am schlauesten und stärksten waren. Aber nicht alle durften sich fortpflanzen, denn sonst wären wir verhungert. Ich bin Jägerin, und ich würde nie etwas tun, das mich beim Jagen oder Kämpfen behindern könnte.«
    » Oh, Kind.« Tränen des Mitgefühls stiegen ihr in die Augen, und ich blickte sie verwirrt an. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass in Erlösung jeder Nachkommen haben durfte. Das konnte kein gutes Ende nehmen. Die Bälger würden nur immer dümmer und untauglicher werden.
    » Wo du herkommst, war das so«, hatte sie schließlich gesagt. » Aber bei uns ist es anders. Zwei Menschen verlieben sich und heiraten. Und dann gründen sie eine Familie, falls sie das wollen.«
    Als Pirscher erwähnte, ich sei das Einzige, was ihm das Leben hier erträglich machte, wurde mir unbehaglich. In Erlösung galten andere Regeln, und ich wollte nicht, dass er auf die Idee kam, das leer stehende Haus fertig zu bauen und dort mit mir und ein paar Bälgern einzuziehen. Allein bei der Vorstellung wurde mir übel. Lieber würde ich den ganzen Tag lang draußen umherstreifen und Freaks töten. Ich wechselte das Thema.
    » Am Freitag gehen wir zu Draufgänger und sprechen mit ihm wegen der Patrouillen«, schlug ich vor.
    » Glaubst du, er lässt uns mitkommen?«
    » Ich hoffe es.«
    Wie ich von Oma Oaks wusste, führte Draufgänger eine der Patrouillen an, die im Sommer die Felder sicherten. Ich sehnte mich so sehr danach, dabei zu sein, dass ich es beinahe auf der Zunge schmecken konnte. Draufgänger wusste, was für gute Kämpfer wir waren. Schließlich hatte er unsere blutverschmierten Waffen gesehen, als er uns in der Wildnis fand. Und er wusste, dass wir keine verweichlichten Bälger waren wie die meisten anderen hier. Meiner Meinung nach war er der Einzige, der in Erlösung bei einigermaßen klarem Verstand war, und ich fragte mich, ob das womöglich an seinen Handelsreisen lag. Draufgänger hatte weit mehr von der Welt gesehen als alle anderen hier, die sich nur in der Sicherheit der hölzernen Mauern aufhielten. Sie mieden die Gefahr, und deshalb verblödeten sie.
    » Sie tun so, als würden sich die Freaks niemals ändern«, sagte Pirscher leise. » Als wären diese Mauern ein Schutzzauber und nicht aus Holz. Als könnten sie auf ewig alles Fremde draußen halten.«
    » Uns haben sie nicht draußen gehalten.«
    » Weil sie dachten, wir wären Menschen.«
    Ich runzelte die Stirn. » Wir sind Menschen. Wir sind nur anders als die Bewohner von Erlösung.«
    In Mrs. James’ Augen waren wir zwei so nutzlos wie ein Sack fauler Kartoffeln. Einmal hatte sie Pirscher sogar mit genau diesen Worten beschrieben. Er war mitten im Unterricht eingeschlafen, und sie wollte ihn mit einer Rute maßregeln. Aber noch bevor sie wusste, wie ihr geschah, hatte er sie bereits entwaffnet. Blass und zitternd hatte sie dagestanden, während Pirscher ihr ins Ohr flüsterte: » An Ihrer Stelle würde ich das nicht noch mal versuchen.«
    Seitdem fürchtete Mrs. James sich vor Pirscher, und sie hasste ihn, weil er sie vor allen bloßgestellt hatte. Manche der Jungs beobachteten Pirscher heimlich und versuchten, sich so zu bewegen wie er. Auch die Mädchen beäugten ihn, wenn sie glaubten, er würde es nicht sehen. Aber Pirscher sah alles, und für ihn waren die meisten Bewohner von Erlösung nichts weiter als ein nutzloser Haufen Zeuger.
    Ich stand auf und packte die Reste meines Essens zusammen. In der Zeit, die mir noch blieb, wollte ich ein paar Runden um das Schulhaus laufen. Das würde mir zwar fragende Blicke von den anderen einbringen, aber ich wollte nicht meine ganze Kraft und Ausdauer verlieren. Bei der vierten Runde standen zwei Jungs auf, die mich die ganze Zeit beobachtet hatten. In der Schule machten sie sich über jeden lustig, der anders war. Die Mädchen flüsterten Gemeinheiten oder lachten, aber die Jungen zeigten ihre Abneigung auf direktere Art. Sie stießen einander mit den Ellbogen an, um sich Mut zu machen, dann liefen sie mir hinterher.
    Ich blieb stehen. » Braucht ihr irgendwas von mir?«
    » Kommt drauf an. Hat Mrs. James schon ein Gegenmittel für deine Dummheit gefunden?«
    Der Größere schubste seinen Freund in meine Richtung. » Pass auf, vielleicht ist es ansteckend.«
    »

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