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Die Zuflucht

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Titel: Die Zuflucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Aguirre
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Offensichtlich wollte keiner die Aufgabe auf sich nehmen. Ich schämte mich für die anderen Wachen. Was nutzte ein so reiches Zuhause, wenn niemand dafür kämpfen wollte? Obwohl ich immer noch dreckig und verschwitzt war von dem Kampf, ließ ich Bleichs Hand los und schob mich durch die Menge. Wahrscheinlich würde ich in diesem Zustand keinen allzu guten Eindruck auf Bigwater machen, aber das war mir egal. Erlösung brauchte nicht noch ein Mädchen mit schön zurechtgemachtem Haar und hübschem Kleidchen. Die Stadt brauchte ein Mädchen wie mich, ob ihre Bürger das wussten oder nicht.
    » Ich wäre so unerschrocken«, sagte ich, als ich seine Aufmerksamkeit hatte.
    Bigwater musterte mich von oben bis unten, betrachtete unvoreingenommen meine Hose und die Messer in den Oberschenkelscheiden.
    » Du bist eine von den jungen Neuankömmlingen«, sagte er nachdenklich.
    Ich konnte sehen, wie er in Gedanken Schaden und Nutzen abwog, wenn er meinen Vorschlag akzeptierte und damit gegen die Tradition verstieß.
    Etwas musste sich verändern, das stand außer Frage. Die Freaks hatten es bereits getan.
    » Ich ebenfalls.« Ich war nicht sicher gewesen, ob Bleich sich mir anschließen würde, aber jetzt stand er neben mir– womit wir mehr Mut an den Tag legten als alle anderen Wächter zusammengenommen. Ich richtete mich ein Stückchen auf.
    Als Pirscher ebenfalls zu uns trat, war ich so stolz wie noch nie zuvor in meinem Leben. Stolzer sogar als an meinem Namensgebungstag. Wir zeigten diesen Feiglingen, was wahre Entschlossenheit bedeutete, was es hieß, seine Pflicht zu tun, selbst wenn man dabei sein Leben riskierte. Vielleicht würden ein paar von ihnen unserem Beispiel folgen, statt sich hinter den Mauern von Erlösung zu verstecken. Und falls es im Herbst doch noch eine Ernte geben sollte, wäre das unser Verdienst.
    » Die jungen Heißsporne werden jemanden brauchen, der das Land hier kennt«, sagte Draufgänger und reihte sich neben uns ein.
    Trotzdem waren wir immer noch nicht genug. Für einen bewachten Vorposten brauchten wir mindestens zwanzig Mann, damit die einen schlafen konnten, während die anderen Wache hielten. Für die Sommerpatrouillen hatte es weit mehr Freiwillige gegeben, aber da hatten die Männer gewusst, dass sie am Abend wieder zu Hause sein würden– in Sicherheit. Die Felder waren nicht weit entfernt, aber der Tod lauerte dort an allen Ecken.
    » Schämt euch, ihr anderen!«, blaffte Bigwater. » Da keiner von euch genug Mumm zu haben scheint, werden wir eben Lose ziehen.« Er wandte sich an seine Tochter, die direkt neben ihm stand wie ein Sinnbild der Hoffnung in diesen finsteren Zeiten. » Justine, hol Stift und Papier und schreibe die Namen der versammelten Männer auf.«
    Das Strahlen auf ihrem Gesicht verriet, wie sehr sie es genoss, an der Macht ihres Vaters teilzuhaben.
    Unruhe kam über die Versammlung. Frauen hielten ängstlich ihre Männer fest, als wollten sie sie nicht gehen lassen. Anscheinend war ich die Einzige hier, die nicht nachvollziehen konnte, was die anderen Wachen zurückhielt.
    Justine kam zurück, und ihre Wangen leuchteten rot, so schnell war sie gerannt. Sie ging durch die Menge und schrieb die Namen der Wachen auf. Sie alle bekamen eine Vorzugsbehandlung für ihre Dienste, und dafür mussten sie nichts anderes tun, als oben auf der Mauer zu stehen. Ich hielt nicht viel von ihrem Kampfgeist. Wahrscheinlich hatten die meisten von ihnen nur keine Lust, andere Arbeit zu verrichten.
    Justine legte die Zettel mit den Namen in eine fein gearbeitete Porzellanschüssel. Sie war kunstvoller als alles, was ich Unten je gesehen hatte. Die anderen Wachen funkelten uns wütend an, als hätten wir uns nur freiwillig gemeldet, um sie bloßzustellen. Sollten sie denken, was sie wollten.
    Stadtvorsteher Bigwater rief Draufgänger zu sich, und sie flüsterten kurz miteinander. Draufgänger schien der gleichen Meinung zu sein wie ich, was die benötigte Anzahl von Wachposten betraf, denn als Bigwater sich wieder an die Menge wandte, erklärte er: » Wir werden sechzehn Namen ziehen. Sollte einer der Wachposten während des Sommers sein Leben lassen, werden wir erneut losen, um ihn zu ersetzen.«
    Aufgebrachtes Gemurmel erhob sich, aber es war nicht laut genug, um Bigwaters dröhnende Stimme zu übertönen. Sie war erstaunlich gebieterisch für seine schmale Brust.
    » Mrs. Oaks?«, fragte er. » Wenn Sie so freundlich wären.«
    Sie war die Schneiderin der Stadt und konnte sich durch

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