Die Zuflucht der Drachen - Roman
Nachricht«, räumte Raxtus ein.
»Die Eulen haben dir unsere Zwangslage erklärt?«
»In den wesentlichen Punkten, ja.«
»Und wenn du mir hilfst? Hier geht es nicht nur um mich oder meine Freunde. Wir versuchen, die Welt vor einem Mann zu retten, der eine Horde Dämonen freilassen will.«
Der Drache wandte sich ab. »Kendra, du bist nett, ehrlich, und was du an Gründen anführst, klingt gerechtfertigt, aber du verstehst mich nicht. Ich habe versucht, dir zu erklären, was für ein Feigling ich bin. Das war keine Tiefstapelei. Ich habe nicht nur Angst, dass wir sterben könnten, es wäre auch ein absoluter Frevel, wenn ich mich in den Drachentempel wagen würde. Ein Verrat am gesamten Drachengeschlecht.« Er drehte ihr wieder den Kopf zu, um ihr in die Augen zu sehen. »Ich mag feige sein, aber ich habe nie meine Ehre verloren. Meine Beteiligung an diesem Unternehmen würde ein schlechtes Ende nehmen. Ich würde nicht nur meine Ehre verlieren, ich könnte dir auch keine Hilfe sein. Es wäre eine Katastrophe.«
»Die Feenkönigin meinte, du hättest mehr Kraft, als dir bewusst ist.«
Er merkte auf. »Wirklich? Das hat sie gesagt?«
»Das waren ihre Worte.«
»Nun, das ist ermutigend. Auch wenn sie mehr oder weniger meine Feenpatin ist. Ein lobendes Wort von einem elterlichen Verwandten ist eine nette Sache, aber es taugt nicht dazu, seinen Lebenslauf damit aufzupeppen. Hör zu, ich werde so tun, als wüsste ich kein Sterbenswörtchen davon, wohin du gehst. Ich bin ziemlich gut darin, mir selbst was vorzumachen. Aber bitte mich nicht, mich dir anzuschließen. Ich kann einfach nicht in den Drachentempel gehen. Das Leben ist kurz genug, auch ohne in den sicheren Tod zu rennen. Kendra, du scheinst fest entschlossen, ich kann es an deinem Gesicht ablesen. Wenn du darauf bestehst, diese Nummer durchzuziehen, werde ich dich nicht aufhalten, aber ich werde mich von nun an nicht weiter daran beteiligen. Ich habe meinem Dad bereits mit dem, was ich bin, Schande gemacht. Ich kann nicht riskieren, mit dem, was ich tue, noch mehr Schande über ihn zu bringen.«
»Wirst du mich wenigstens zum Eingang bringen?«
»Ich werde dich zu einer Stelle in der Nähedes Eingangs bringen. Keiner der anderen Drachen beachtet mich, und ich kann mich ziemlich unauffällig bewegen, also mache ich mir keine allzu großen Sorgen, dass mich jemand in der Nähe des Tempels erkennen wird. Aber dann werde ich mich verabschieden müssen.«
»Ich verstehe«, erwiderte Kendra. Sie versuchte, ganz ruhig zu klingen. Sie hatte Raxtus gebeten, Tod und Demütigung zu riskieren, und er hatte ihre Bitte abgeschlagen. Konnte sie ihm das wirklich zum Vorwurf machen? Zumindest würde er sie zu ihrem Bestimmungsort bringen. Er hatte ihr bereits mehr geholfen, als sie es je hätte erwarten können. Trotzdem war sie enttäuscht. »Du hast mir noch immer nicht erklärt, was Hydras sind.«
»Stimmt. Tut mir leid, dass ich immer abschweife. Stell dir einen wirklich großen, bösartigen Drachen mit Unmengen von Köpfen vor. Wenn du einen abhackst, wachsen zwei nach. Hydras sind genaugenommen keine Drachen. Sie können keine Magie wirken und verfügen über keinerlei Atemwaffen. Sie sind berühmt dafür, dass sie so schwer zu töten sind. Ich kann nicht garantieren, dass der erste Wächter eine Hydra ist, aber so geht das Gerücht. Was die anderen Wächter betrifft, habe ich nicht die geringste Ahnung.«
Wie sollte sie an einer Hydra vorbeikommen? Geschweige denn an den anderen Wächtern. Sie war allein. Raxtus hatte recht. Es wäre Selbstmord, zum Drachentempel zu gehen. Warren hatte das Horn des Einhorns im Rucksack. Sollte sie Raxtus bitten, sie zum Haupttor von Wyrmroost zu bringen? Navarog mochte dort sein, aber vielleicht konnte sie sich im Rucksack verstecken und Raxtus bitten, sich unsichtbar zu machen. Vielleicht würden sie es schaffen, sich davonzustehlen.
Aber das würde bedeuten, ihre Freunde im Stich zu lassen und ihre Mission aufzugeben. Seth wäre niemals weggelaufen. Würde irgendeiner der anderen sie einfach zurücklassen? Nein, sie konnte zumindest den Drachentempel und den ersten Wächter auskundschaften, bevor sie ihr Vorhaben gänzlich abblies. Zumindest so viel schuldete sie den anderen.
»Ich bin bereit«, sagte Kendra. »Sollen wir gehen?«
»Ob wir gehen sollen ? Auf keinen Fall sollen wir. Aber ich bin bereit, dich hinzubringen.«
Raxtus packte sie mit einer seiner Vorderklauen und erhob sich in die Luft. Diesmal vollführte er
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