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Die Zuflucht der Drachen - Roman

Die Zuflucht der Drachen - Roman

Titel: Die Zuflucht der Drachen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Penhaligon Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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keine ausgefallenen Kunststückchen. Er machte sich unsichtbar und flog dicht überm Boden, und wann immer es möglich war, blieb er in Deckung. Kendra sah den Felsfinger näher kommen, genau wie in der Vision bei der Feenkönigin. Sie landeten in einem hohen Kiefernwäldchen, und Raxtus setzte sie ab. Der Drache blieb unsichtbar.
    »Es wird spät«, murmelte er. »Warum schläfst du nicht noch einmal darüber?«
    »Wenn ich das Ding wirklich mache, kann ich es heute genauso gut wie morgen erledigen.«
    »Du bist der Boss. Auch wenn du praktisch mausetot bist. Nimm’s mir nicht übel, aber das bist du wirklich. Ich meine, ich könnte fast losheulen. Wie dem auch sei, geh einfach diesen Hang hinunter und um den nächsten Felsen herum, da ist der Eingang. Du kannst ihn nicht übersehen.«
    »Ist es schwer hineinzugelangen?«
    »Es gibt keine Türen. Du spazierst einfach hinein. Ich habe keine Ahnung, wie weit drinnen der erste Wächter postiert ist. Aber Vorsicht, das Hinauskommen dürfte nicht so einfach sein wie das Hineingehen. So ist es bei solchen Orten meistens.«
    Kendra nickte. Sie hatte einen ähnlichen Rat erhalten, als sie sich in Fabelheim in das Gewölbe gewagt hatte, das den Staub der Heiligkeit hütete. Das machte ihr einen Strich durch den Plan, nur vorsichtig einen Blick auf den ersten Wächter zu werfen. Sie würde sich mit Warren beraten müssen.
    »Danke, Raxtus. Ich weiß deine Hilfe zu schätzen. Ich sollte mich jetzt besser mit Warren über unseren nächsten Schritt verständigen.«
    »Ich hoffe, er redet dir die Sache aus. Sag ihm, das mit dem Bart tut mir leid. Sei vorsichtig. War nett, dich kennenzulernen.«
    Die Luft regte sich, als er mit seinen unsichtbaren Flügeln zu schlagen begann.
    Und dann war sie allein.
    Kendra setzte sich. Wollte sie wirklich nach unten gehen und mit Warren sprechen? Er würde ihr sagen, dass sie mit dem Betreten des Tempels warten soll, bis es ihm etwas besser ging. Hätte er damit unrecht? Sie konnten sich ein paar Tage im Rucksack verstecken, wenn nötig sogar mehrere Wochen. Sie hatten jede Menge zu essen. Der größte Nachteil bestand in dem wachsenden Risiko, dass Navarog sie einholte.
    Kendra streckte sich auf dem Rücken aus und schaute zu den Ästen empor, die voll grüner Nadeln waren. Die Bäume boten eine gute Deckung. Die Luft war kühl, aber nicht kalt. Ihre Gedanken schweiften ab. Sie hoffte vage auf einen brillanten Geistesblitz. Doch das Ideenfeuer wollte nicht zünden.
    Schließlich richtete sie sich auf. Sie sollte besser eine Stelle finden, wo sie den Rucksack verstecken konnte, solange sie mit Warren sprach. Reichte es aus, ihn neben einen Baum zu stellen? Was, wenn irgendein Geschöpf vorbeikam? Vielleicht sollte sie ein Loch graben. Oder zumindest einige Zweige über den Rucksack drapieren. Vielleicht konnte sie ihn auf einem Ast verstauen. Aber würde sie dann noch hineinklettern können?
    Kendra durchstreifte das Wäldchen auf der Suche nach einer geeigneten Stelle. Nichts Passendes fiel ihr ins Auge. Den meisten Bäumen fehlten die niedrigen Äste. Und im Boden gab es keine brauchbaren Unebenheiten, außerdem war er zu hart, um ein Loch zu graben.
    Das Flattern von Flügeln ließ sie herumfahren und sich neben einen Baum ducken. Sie nestelte an der Klappe des Rucksacks herum und hoffte, sich rechtzeitig verstecken zu können, bevor sie entdeckt wurde. Dann sah sie, dass es einer der Astriden war, und entspannte sich. Die goldene Eule hockte sich auf einen Ast über ihr.
    Deine Freunde sind bei Thronis.
    »Mein Bruder auch?«
    Sie leben und sind wohlauf. Anscheinend plant der Riese, ihnen zu helfen.
    Hoffnung regte sich in ihr. »Wie hast du das erfahren?«
    Zwei von uns sind zu seinem Herrenhaus geflogen und haben spioniert.
    »Ich dachte, Thronis würde durch Zauber beschützt.«
    Den Astriden ist seit Jahrhunderten keine Beachtung geschenkt worden. Die Zauber des Himmelsriesen schützen ihn gegen Drachen und andere als Bedrohung wahrgenommene Geschöpfe. Wir sind für ihn nicht der Beachtung wert.
    »Sollte ich dann erst mal einfach abwarten?«
    Wir werden weiter für dich kundschaften. Wenn du dich in den versteckten Raum begibst, kann ich die Tasche an einen sicheren Ort bringen.
    Kendra begann vor Erleichterung zu weinen. Die Astriden konnten ihr helfen, den Rucksack zu verstecken, ihr Bruder und ihre Freunde waren am Leben, und sie würde den Drachentempel vielleicht doch nicht allein betreten müssen. Tief im Innern hatte sie sich

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