Die Zuflucht der Drachen - Roman
Zugang und dann das ungeschützte Sims.«
»Was hast du da eigentlich für blödsinniges Zeug geredet?«, wollte Seth wissen.
»Ich habe versucht, ein paar der Köpfe aus ihrem Gleichtakt zu bringen«, erklärte Gavin. »Und ich wollte den h-h-herrschenden Kopf finden. Ich denke, es hat funktioniert. Hespera ist uralt. Einige der Köpfe sahen krank aus. Altersschwach oder meschugge oder beides. Ich habe gehofft, dass ein paar davon ihre Wächterrolle vielleicht satthaben. Wenn wir den herrschenden Kopf ausschalten und die anderen aufhetzen können, geht das Monstrum am Ende vielleicht in zehn Richtungen gleichzeitig los.«
»Trask hat sie direkt ins Auge getroffen«, sagte Dougan. »Ziemlich gute Treffsicherheit unter so viel Stress.«
»Ja, wir haben den Hauptkopf verwundet«, nickte Gavin. »Möglicherweise sogar schwer. Der zweite Bolzen ist beim Maul reingegangen und oben an der Schädeldecke wieder raus.«
Trask ging in die Hocke, spannte seine Armbrust und lud sie nach. »Wir werden uns mit Hespera beschäftigen, wenn es wieder so weit ist. Ihr Kreischen hat alles, was Ohren hat, auf uns aufmerksam gemacht. Wir sollten weitergehen. Wir müssen auf alles vorbereitet sein.«
Trask setzte sich wieder an die Spitze. Wie Tanu vorhergesagt hatte, verbreiterte sich der Gang nach und nach, bis sie wieder durch eine breite Schlucht schritten. Auf dem unebenen Boden musste Seth aufpassen, wo er hintrat. Die nur da und dort aufscheinenden Leuchtsteine ließen einen großen Teil des Untergrunds im Dunkeln.
»Wen haben wir denn da?«, ertönte eine ruhige, tiefe Stimme aus einer Höhle ungefähr dreißig Meter vor ihnen. Der Höhleneingang wirkte wie ein bloßer Schatten, bis Seth einen riesigen grauen Kopf daraus auftauchen sah.
Seths Bewusstsein setzte aus. Er konnte die blassen Augen nicht einmal deutlich sehen, aber er war plötzlich wie betäubt.
Gavin ergriff seine Hand und legte sie in Kendras, und sofort war Seth wieder hellwach.
»Erschöpfte Reisende«, antwortete Gavin.
»Bei mir werdet ihr Ruhe finden«, antwortete die Stimme.
Gavin öffnete den Mund weit und kreischte und quiekte. Der Drache gab eine kurze heulende Antwort.
»Glommus!«, schrie Gavin. »Lauft! Haltet den Atem an!«
Trask feuerte beide Pfeile auf den Kopf ab, der nun aus dem Loch herausschoss und sich in ihre Richtung drehte. Seth hörte ein mächtiges Zischen, dann spürte er feine Tröpfchen auf der Haut. Dichter Nebel dämpfte das Licht der Leuchtsteine. Gavin tauchte neben ihm auf, nahm Kendra den Rucksack aus der Hand und riss die Klappe auf.
Wie befohlen, hatte Seth nicht eingeatmet. Seine Augen juckten, und alle Kraft schien ihn zu verlassen. Er ließ Kendra los, während Gavin versuchte, sie in den Rucksack zu stopfen. Noch nie hatte sich Seth so schläfrig gefühlt. Hätte er jetzt irgendetwas tun sollen? Lag er auf dem Boden? Wie war er dort hingekommen? Der felsige Untergrund fühlte sich an wie eine Matratze mit Doppelpolsterung. Hatte er nicht gerade eben noch irgendetwas Wichtiges zu tun gehabt? Seine Lungen krampften hartnäckig. Wieder hörte er ein lautes Zischen. Seine Lider waren so schwer, sein Hirn so müde. Warum hielt er eigentlich den Atem an? Gab es irgendeinen Grund? Offenbar war es wichtig. Er atmete aus, was an Luft in seinen Lungen verblieben war. Irgendein Instinkt tief in seinem Innern warnte ihn, nicht wieder einzuatmen. Aber würde er nicht ersticken, wenn er nicht einatmete? Er riskierte einen kleinen Atemzug, und Vergessen löschte jedes bewusste Denken aus.
KAPITEL 25
Drachentöter
K endra glaubte, in der Ferne eine verschwommene Stimme zu hören. Die Worte ergaben keinen Sinn, aber der Sprecher klang sehr eindringlich. Sie wünschte, er würde weggehen. Sie war so müde.
Ein Wort begann zu ihr durchzudringen. Jemand wiederholte eins ums andere Mal ihren Namen. Sie nahm einen scharfen, würzigen Geruch wahr. Ihre Augen füllten sich mit Tränen, und die Stimme wurde deutlicher. Jemand schlug ihr sanft ins Gesicht.
Kendra öffnete die Augen und richtete sich ruckartig auf. Tanu hielt sie fest. Ihre Nase tropfte und brannte. Sie wischte sie mit dem Ärmel ab.
Tanu zog ein Fläschchen von ihrer Nase weg und schraubte es zu.
»Was ist das?«, fragte sie.
»So etwas wie Riechsalz«, erklärte er.
Kendra sah sich um. Sie waren allein in einer düsteren Schlucht. Irgendetwas war ihrem Gedächtnis entschlüpft. »Der Drache!«, rief sie aus.
Tanu brachte sie zum Schweigen. »Es ist alles in
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