Die Zuflucht der Drachen - Roman
den Beinen.
»Vanessa Santoro«, sagte er widerstrebend und schüttelte Tanu die Hand. »Wir stehen in Ihrer Schuld.«
»Ob Sie es glauben oder nicht, ich bin mittlerweile tatsächlich auf Ihrer Seite«, erwiderte Tanu. »Jetzt, da Sie wach sind, Leutnant, gebe ich Ihnen Ihren Tränkemeister am besten wieder zurück. Ich werde wachsam sein. Solltet ihr abermals auf unnatürliche Weise einschlafen, bin ich zur Stelle.« Tanu legte sich auf den Boden. »Die Leute im Rucksack sollten erst einmal leichter zu wecken sein. Sparen Sie mich und Dougan bis zum Schluss auf. Tschüss, Kendra.«
»Tschüss.«
Tanu schloss die Augen, sein Körper entspannte sich, und er fiel in tiefen Schlaf.
Trask hielt oben Wache, während Kendra in den Vorratsraum hinunterstieg. Seth zu wecken dauerte nur ein paar Minuten. Gavin und Mara erwachten sogar noch schneller, und Warren setzte sich von ganz allein auf. Es stellte sich heraus, dass er sich bei dem Sturz den Unterarm gebrochen hatte. Die anderen halfen ihm vorsichtig auf seinen Ruheplatz zurück.
Nachdem alle im Abstellraum begriffen hatten, was geschehen war, kletterte Kendra als Erste wieder die Leiter hinauf. Sie weckte Dougan und Tanu und erzählte ihnen, was geschehen war.
»Glommus war ein alter Drache – und blind«, erklärte Gavin. »Ich hatte schon von ihm gehört. Sein Ruf war legendär. Er war wirklich einzigartig. Sobald ich begriffen hatte, mit wem wir es zu tun haben, wusste ich, dass wir in Schwierigkeiten waren. Sein A-A-Atem lässt alles einschlafen, sogar andere Drachen!«
»Ich konnte gerade noch eine Rauchgranate werfen, bevor ich k. o. ging«, berichtete Tanu.
»Was erklärt, warum Glommus so nah an uns heranmusste, um uns zu riechen«, sagte Gavin. »Wir hatten wirklich Glück. Ohne diese Narkoblix wären wir Drachenfutter gewesen.«
»Ich weiß, dass das Lob Vanessa gebührt«, meinte Tanu und unterdrückte ein Grinsen, »aber es ist ziemlich cool, mir vorzustellen, dass ich einen Drachen erlegt habe. Zumindest mein Körper.«
»Nur gut, dass Sie das Schwert mit der Adamantklinge hatten«, bemerkte Seth.
»Wir sind noch lange nicht aus dem Schneider«, rief Trask ihnen ins Gedächtnis. »Wir haben noch einen weiteren Wächter vor uns und die Hydra hinter uns. Wir haben ein bedeutendes Hindernis überwunden, aber jetzt müssen wir uns auf das nächste konzentrieren.«
Sie machten sich daran, ihre Ausrüstung in Ordnung zu bringen. Tanu stieg in den Rucksack hinunter, um zu sehen, wie es Warren ging.
Seth schlenderte zu Kendra hinüber. »Was denkst du, warum Vanessa Tanu ausgesucht hat und nicht mich?«
»Hättest du gewollt, dass sie dich aussucht?«, fragte Kendra zurück.
»Na ja, dann wäre ich jetzt quasi ein Drachentöter.«
»Weißt du, ich glaube nicht, dass Vanessa dich kränken wollte. Sie hat Tanu schon mal kontrolliert. Außerdem ist Tanu größer.«
Seth schaute traurig. »Mich hat sie auch gebissen.«
Kendra verdrehte die Augen. »Kopf hoch. Du magst zwar keinen Drachen getötet haben, aber du hast welche zu sehen bekommen. Und wer weiß, vielleicht wirst du ja sogar doch noch von einem gefressen!«
»Ich bin ja auch froh, dass ich welche gesehen habe«, gab Seth zu.
Kendra schnaubte. »Du bist tatsächlich froh? Mich macht es verrückt. Wir wären fast gestorben.«
»Versteh mich nicht falsch. Ich will gar nicht so tun, als wär ich nicht auch am Austicken gewesen. Ich hab schon geglaubt, es ist aus mit uns. Aber wenn Drachen nicht so abgedreht und gefährlich wären, wären sie … langweilig.«
Kendra tätschelte seine Schulter. »Keine Sorge. Wir sollten noch jede Menge abgedrehte und gefährliche Sachen vor uns haben. Vielleicht werden wir ja nicht einmal überleben.«
Trask war der Ansicht, dass sie zu dicht beieinander gewesen waren, als Glommus angegriffen hatte, und so setzten sie ihren Weg mit größeren Abständen zwischen einander fort. Trask und Gavin übernahmen die Führung. Mara und Tanu folgten in einem Abstand von fünfzig Metern. Dann kamen Kendra, Seth und Mendigo, und Dougan bildete mit weiteren fünfzig Metern Abstand die Nachhut.
Sie legten eine weite Strecke zurück. Meist ging es leicht bergauf. Die Schlucht wurde schmaler, dann wieder breiter, mal war die Decke höher, mal flacher, und ständig mussten sie um unübersichtliche Biegungen herum.
Kendra spähte in jeden Schatten, voller Angst, dass in einer anderen Höhle oder Abzweigung der Schlucht ein weiterer Drache lauern könnte. Vor ihr
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