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Die Zuflucht der Drachen - Roman

Die Zuflucht der Drachen - Roman

Titel: Die Zuflucht der Drachen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Penhaligon Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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voneinander unterschieden. Mehrere waren mit Narben überzogen.
    Während Gavin fortfuhr, mit dem Arm zu wedeln und zu kreischen, richteten sich alle Köpfe allmählich auf ihn, die Augen boshaft funkelnd. »Wir scheren uns nicht darum, wer ihr seid«, zischten die Köpfe einmütig mit gellenden Stimmen. »Alle, die diesen Tempel betreten, müssen sterben.«
    »Wir haben es nicht auf die P-P-P-Panzerhandschuhe abgesehen!«, rief Gavin und wechselte ebenfalls ins Englische. Seth fragte sich, ob Gavin auch stotterte, wenn er die Drachensprache sprach.
    »Meinst du, es kümmert uns, worauf ihr es abgesehen habt?«, schrien die Köpfe. »Wir haben seit Anbruch der Zeiten gemordet, und wir werden auch bis an ihr Ende morden.«
    Seth kam die Hydra ziemlich alt vor. Verglichen mit Nafia wirkten die Köpfe und Hälse abgezehrt, fast skeletthaft. Einem fehlte ein Auge. Ein anderer hatte keinen Unterkiefer mehr. Ein Kopf baumelte schlaff am Ende seines Halses, entweder tot oder bewusstlos. An einigen Stellen waren die Schuppen abgefallen und hatten nackte Stellen auf den vernarbten Hälsen hinterlassen. Dünne Schaumfäden glitzerten unter den sabbernden Mäulern.
    »Eine Mörderin nennst du dich?«, spottete Gavin. »Für mich bist du eine Sklavin! Ein ausgemergelter alter Wachhund!«
    Die Köpfe schrien auf. Seth hielt sich die Ohren zu, und trotzdem hallte das Heulen in ungeheuerlicher Lautstärke wider. »Wir sind Hespera! Wir bewachen geheiligte Schätze!«
    »Du hockst in einer Schlammgrube, die nach Schleim stinkt«, lachte Gavin. »Wenn du wüsstest, dass woanders hier im gleichen Sanktuarium eine jüngere Hydra in einem prächtigen Sumpf haust und fette Beute jagt, wie es ihr gefällt!«
    »Lügner!«, knurrten die Köpfe.
    »Oh, die Drachen haben dich mächtig reingelegt. Hör dir doch mal selbst zu! So viele traurige Stimmen, die dasselbe erbärmliche Gesabber von sich geben.« Gavin zeigte auf einen Kopf. »Sag mal was ohne die anderen.« Dann deutete er auf den Kopf, dem ein Auge fehlte. »Und wie wär’s mit dir, Zyklop?« Gavin schüttelte den Kopf. »Ihr seid ja geistig noch mehr hinüber als körperlich! Jämmerlich!«
    Zwei der Köpfe auf der rechten Seite begannen einander anzuzischen. Ein anderer Kopf fing an zu kreischen. Ein Kopf auf der Linken streckte sich mit entblößten Reißzähnen in Gavins Richtung. Der aber sprang außer Reichweite.
    »Ruhe«, verlangte der Kopf in der Mitte. Er hatte eine etwas gelblichere Färbung als die anderen.
    Gavin deutete auf den sprechenden Kopf. »Nimm den.«
    Trask feuerte einen Bolzen ab, und plötzlich hatte der gelbe Kopf ein schwarzes Auge. Der Kopf bäumte sich auf, die Kiefer öffneten sich, und Trask schoss ihm einen zweiten Pfeil direkt ins Maul.
    Mit ihren zu kurz geratenen Vorderbeinen und unter Zuhilfenahme der sichelförmigen Flossen kroch die Hydra weiter aus dem See heraus.
    Trask warf Gavin seine Armbrust zu. Der fing sie auf und rannte vom See weg. Mehrere Köpfe peitschten in Trasks Richtung. Der schleuderte seinen Schild beiseite und zog zwei Schwerter. Klirrend schlugen die Klingen gegen Zähne und Schuppen, während er herumwirbelte und sich Stück für Stück vom Wasser entfernte.
    Seth feuerte seine Armbrust ab, konnte aber nicht erkennen, wo der Pfeil landete.
    Tanu warf ein paar Glaskolben, und sofort war die Luft mit Rauch erfüllt, doch die Hydra patschte weiter aufs Ufer hinauf.
    Trask hackte noch ein Stück Zunge ab, dann drehte er sich um und ergriff die Flucht. Alle stürmten tiefer in den Gang hinein. Hinter ihnen brüllte die Hydra und schlug um sich. Ihr Heulen schien aus allen Richtungen widerzuhallen.
    »Immer langsam«, keuchte Trask. »Keine Eile, wir sind außer Gefahr.«
    »Wir sollten hier haltmachen«, schlug Tanu in halblautem Flüsterton vor. »Vor uns weitet sich der Gang bald wieder. Wir könnten unvorbereitet auf einen nicht minder tödlichen Feind stoßen.«
    »Das Untier ist zu groß, um uns hier erreichen zu können«, sagte Trask und lehnte sich gegen die Wand. »Ist jemand verletzt?«
    Niemand meldete sich.
    »Hätte schlimmer sein können«, meinte Dougan.
    »Die Hydra ist nicht dazu da, um uns aufzuhalten«, bemerkte Seth. »Sie ist da, um hinter uns die Falle zuschnappen zu lassen.«
    »Da dürftest du recht haben«, pflichtete Trask bei. »Das Vieh hat sich erst gezeigt, als wir alle vorbei waren.«
    »Wird schwierig werden, da rauszukommen«, stöhnte Gavin und gab Trask seine Armbrust zurück. »Erst der enge

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