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Die Zuflucht der Drachen - Roman

Die Zuflucht der Drachen - Roman

Titel: Die Zuflucht der Drachen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Penhaligon Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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Kendra die Taschenlampe brennen und leuchtete immer wieder in beide Richtungen, um nicht überrascht zu werden. Und so sah sie Gavin schon, als er noch ein gutes Stück entfernt war, wie er sich ihr durch den langen, schmalen Durchgang näherte. Er war nun kein Drache mehr. Aus einer Wunde an seinem Hals quoll Blut, und er humpelte sichtlich. Das Schwert in seiner Hand reflektierte den Strahl von Kendras Taschenlampe. Ein heftiger Windstoß fuhr durch die Kluft, und Gavin hob die freie Hand, um sein Gesicht zu schützen.
    »Du kannst jetzt aufhören, den Stock zu schütteln«, rief Gavin.
    »Das mach ich lieber nicht«, erwiderte Kendra.
    »Ich habe versucht, höflich zu sein«, sagte Gavin im Näherkommen. »Ich meinte natürlich: Hör mit dem Schütteln auf, oder ich bring dich um.«
    Tränen schossen Kendra in die Augen. Sie verkniff sich ein nervöses Lachen. Gavin hatte Dougan getötet. Er hatte Mara getötet. »Wirst du mich nicht sowieso töten?«
    »Als Drache würde ich es tun«, erwiderte Gavin und kam näher herangehumpelt. »In dieser Gestalt würde ich es lieber sein lassen.«
    »Wer bist du, Gavin?«
    Er grinste. »Hast du es noch nicht erraten? Du bist kein Dummkopf. Versuch’s mal.«
    Kendra wusste es. Sie hatte es sich nicht eingestehen wollen, aber sie wusste es. »Navarog.«
    »Klar.«
    »Wie kannst du Navarog sein?« Er war ihr Freund gewesen! Er hatte sie beschützt, sie hatten Händchen gehalten und per Brief miteinander geflirtet, Kendra hatte sogar gehofft, dass sie vielleicht ein Paar werden würden! Ihr wurde übel. Sie hätte sich am liebsten ganz klein zusammengekauert und geheult.
    »Eine bessere Frage wäre vielleicht, wie ihr das alle übersehen konntet. Nach den Vorgängen auf der Verlorenen Mesa hatte ich eigentlich geglaubt, es wäre offensichtlich. Wahrscheinlich nehmen wir oft einfach nur das wahr, was wir zu sehen erwarten.«
    Kendra schüttelte den Kopf, entsetzt, verwirrt und neugierig zugleich. »Also warst du der verhüllte Gefangene in der Stillen Kiste?«
    »Obwohl der Sack über meinem Kopf meine Sinne beeinträchtigt hat, kann ich mich immer noch an den Geruch deiner Nervosität erinnern. War dem Duft recht ähnlich, den ich im Moment wahrnehme. Der Sphinx hat mich herausgeholt und dann freigelassen, kurz bevor er Fabelheim verließ. Ich habe den Nagel gefunden, den Seth aus dem Wiedergänger gezogen hat, und ihn Kurisock gegeben.«
    »Und dann bist du fortgegangen«, sagte Kendra.
    »Meine Angelegenheiten in Fabelheim waren erledigt. Ich bin in ein Drachensanktuarium im Himalaja gegangen.«
    »Du warst der Drache, der Charlie Rose gefressen hat. Er hatte nie einen Sohn, nicht wahr?«
    »Wusste ich doch, dass du die Puzzleteile richtig zusammensetzen kannst. Der Sphinx hat mir geraten, Chuck Rose einen Besuch abzustatten. Chucks langjähriger Freund Arlin Santos ist ein Ritter der Morgenröte – und ein Verräter. Chuck verschwand immer mal wieder für viele Monate am Stück in der Wildnis. Arlin hat mir geholfen, ihn zu finden. Ihn umzubringen war einfach. Nach vollbrachter Tat hat mir Arlin geholfen, den Anschein zu erwecken, als liege Chucks Tod bereits viel weiter zurück, als es tatsächlich der Fall war. Und er hat mir geholfen, meinen Avatar in seine neue Rolle einzuführen – als Chucks heimlicher Sohn, Gavin Rose, das stotternde W-W-W-Wunder.«
    »Mir hat dein Stottern gefallen.«
    »Es diente einem bestimmten Zweck. Hat mich menschlicher erscheinen lassen, verletzlicher.«
    Kendra musterte ihn finster. »Was ist auf der Verlorenen Mesa wirklich passiert?«
    »Was denkst du?«
    Ihre Lage war schlimm, und es gab so vieles, das sie erst noch verarbeiten musste. »Du konntest mit Chalize reden, weil du ein Drache warst.«
    »Bevor ihr Übrigen ihre Höhle betreten habt, habe ich Chalize meine wahre Gestalt gezeigt. Hab sie zu Tode erschreckt. Sie hätte um ein Haar versucht, mit mir zu kämpfen. Sobald ich ihr meine Überlegenheit demonstriert hatte, habe ich sie gewarnt und gesagt, dass ich sie töten werde, falls sie versucht, euch anzugreifen. Dann habe ich ihr versprochen, sie zu befreien, wenn sie uns passieren lässt. Sie war so jung und unerfahren, dass ich Angst hatte, sie könnte etwas Dummes anstellen. Aber es hat funktioniert.«
    »Du hast Chalize freigelassen? Du hast die Verlorene Mesa zerstört!«
    Gavin grinste. »Und ich habe den armen Javier hereingelegt, den Mann ohne Beine. Er war kein Verräter. Ich habe ihn gefressen. Dann habe ich das

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