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Die Zuflucht der Drachen - Roman

Die Zuflucht der Drachen - Roman

Titel: Die Zuflucht der Drachen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Penhaligon Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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Flügelschlägen immer höher und höher in die kalte, dünne Luft. Während sie steil aufwärts auf die steilen Wände der Sturmspitze zuflogen, holte der Drache immer weiter auf. Als er gefährlich nahe herangekommen war, scherte der Greif aus und flog ganz dicht an den Felswänden entlang weiter, stieg manchmal rasch höher, stürzte manchmal jäh in die Tiefe oder machte abrupt kehrt, immer haarscharf zwischen den schroffen Felszacken hindurch. Während der Greif herumschwenkte, niederstieß oder in die Höhe schnellte, baumelte Seth in seinen Krallen hin und her und musste immer wieder die Beine einziehen oder den Körper herumwerfen, um den spitzen Felsnadeln zu entgehen.
    Obwohl sie manchmal in den Sinkflug gingen, um dem Drachenfeuer auszuweichen, stiegen sie insgesamt immer höher und schraubten sich allmählich dem Gipfel entgegen. Als ihnen der Drache an einer Stelle besonders dicht auf den Fersen war, sauste der Greif scharf um eine Biegung und verbarg sich in einer Eishöhle. Er ließ den Drachen vorbeijagen, flog wieder hinaus und stieg nun in die entgegengesetzte Richtung auf.
    Als schließlich der höchste Gipfel der Sturmspitze unmittelbar vor ihnen lag, schwenkte der Greif vom Berg weg und schlug hektisch mit den Flügeln, um an Höhe zu gewinnen. Da entdeckte sie der Drache wieder und kam schnell näher. Der Greif täuschte einen Sturzflug an, der Drache ließ sich ködern und jagte in die Tiefe, um sie abzufangen. Während der Drache herumfuhr und die Verfolgung wiederaufnahm, kletterte der Greif noch höher in den Himmel.
    Als Seth zum Berg zurückblickte, sah er, dass sie jetzt ein gutes Stück über dem Herrenhaus waren.
    Der Drache jagte heran. Plötzlich legte der Greif die Flügel an und sauste in so wildem Sturzflug in die Tiefe, dass sich Seth der Magen umdrehte. Der Drache zögerte zuerst, vermutlich weil er eine weitere Finte befürchtete, und als er begriff, dass der Sturzflug echt war, hatte der Greif die Flügel bereits wieder ausgebreitet, und Seth schwebte auf das Herrenhaus zu, halb blind vom tosenden Flugwind.
    Der Drache schoss hinter ihnen her und holte rasch auf. Er würde sie einholen, bevor sie das Herrenhaus erreichten. Seth hoffte nur, dass sein Greif noch ein Ausweichmanöver in petto hatte. Doch gerade als der Drache nah genug schien, um Feuer zu speien, hörte Seth ein tiefes Surren. Ein Pfeil von der Größe eines Telefonmasts bohrte sich dem Drachen in die Brust. Mit schlaffen Flügeln rollte das Ungeheuer auf den Rücken und stürzte wie ein Felsbrocken vom Himmel.
    Als Seth zum Herrenhaus hinüberschaute, sah er Thronis mit einer riesigen Armbrust auf der Veranda knien. Der Himmelsriese erhob sich und war gerade rechtzeitig an der Haustür, um Seth und den Greif einzulassen. Der Greif schwebte auf den Tisch im Empfangszimmer zu, ließ Seth fallen und landete. Die mit Schaum bedeckten Flanken hoben und senkten sich, dann neigte der Greif den Kopf.
    »Gut gemacht«, sagte Seth, unsicher, ob sein Retter ihn verstehen konnte. Er ging hinüber und streichelte das nasse, rotgoldene Fell.
    »Tut mir leid, dass ihr einen derart unerquicklichen Zusammenstoß hattet«, entschuldigte sich Thronis und nahm am Tisch Platz. »Als ich den Hinterhalt erkannte, war es zu spät, um euch zu warnen. Ich bin glücklich, dass du dich zu mir durchschlagen konntest, Seth.«
    »Hübscher Schuss mit der Armbrust.«
    »Lass uns hoffen, dieses Beispiel bringt die anderen Drachen dazu, es sich gut zu überlegen, bevor sie sich in die Nähe meiner Residenz wagen.«
    »Ich habe deine Figuren«, berichtete Seth und öffnete den Beutel.
    Der Himmelsriese grinste. »Dann bin ich besonders froh, dass du überlebt hast! Stell sie an den Rand des Tischs.«
    Seth packte die fünf kleinen Figuren aus und ordnete sie in einer Reihe an.
    Der Riese beugte sich zu ihnen herab und begutachtete sie durch zusammengekniffene Augen. »Hmmm«, brummte er. »Gut gemacht, fürwahr, du hast genau die Figürchen gebracht, um die ich gebeten hatte.«
    »Warum wolltest du sie so unbedingt haben?«, fragte Seth.
    »Ich wollte drei von ihnen. Wenn ich die richtigen Worte spreche und den roten Drachen in ein Feuer werfe, wird er zu einem echten Drachen, der jeden meiner Befehle ausführen wird. Wenn ich den Marmorriesen im Schnee begrabe und dazu die richtigen Worte aufsage, wird er zu einem kühnen und zähen Schneeriesen, einem Diener mit ungeheuren Möglichkeiten. Und die Jadechimäre kann auf ähnliche Weise in eine

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