Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Zuflucht der Drachen - Roman

Die Zuflucht der Drachen - Roman

Titel: Die Zuflucht der Drachen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Penhaligon Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
Vom Netzwerk:
bewahrst du die Seele auf?« Seth war sich der Tatsache nur zu bewusst, dass ihm die Zeit davonlief.
    Der Troll wies ruckartig mit dem Daumen auf den Stein in der Mitte des Raums. »Seele in Herz.«
    »Der Stein ist das Herz?«
    »Herz von Grunhold.«
    Seth lief zu dem Stein hinüber, während Udnar ein paar Fässer zertrümmerte und den Inhalt in einem Zug leerte.
    Auf der Rückseite des Steins sah Seth das Horn. Es war mit der Spitze voraus in eine Halterung gesteckt. Seth zog das Horn aus dem Loch. Es war knapp einen halben Meter lang und gerade. Nach oben, zur stumpfen Spitze, verjüngte es sich ein Stück. Es fühlte sich schwerer an, als Seth gedacht hätte, und schimmerte wie eine Perle, durchscheinend, glatt und glänzend. Seth fand es wunderschön, verspürte aber kein schlechtes Gewissen dabei, es an sich zu nehmen. »Ich werde dich zurückbringen«, versprach er leise.
    Eilig stopfte er die Banane in das Loch. Sie war ein bisschen zu dick, passte aber mit ein wenig Drücken hinein. Schließlich drehte er sie, sodass sie mit der Spitze nach oben zeigte.
    Der Troll kam zu ihm gestapft und brach beim Anblick der Banane vor Gelächter auf dem Boden zusammen. Während Udnar wie in Ekstase mit den massigen Beinen um sich schlug, ging Seth vorsichtshalber etwas auf Abstand von dem rohen Kerl. »So, so, so lustig!«, keuchte Udnar und setzte sich wieder auf.
    »Ich müsste dann leider wieder gehen …«, verkündete Seth und schritt auf die einzige Öffnung in der eisernen Barriere zu.
    »Bald wieder da?«, fragte der Troll.
    »Verlass dich drauf«, versicherte Seth. »Du weißt nicht zufällig irgendwelche Tricks, um durch das Labyrinth zu kommen?«
    »Nicht Wände anfassen«, mahnte Udnar.
    »Das werde ich nicht. Wenn sie die Banane bemerken, erzähl ihnen nicht, dass du mir geholfen hast. Tu so, als wüsstest du nicht, wie ich es gemacht habe. Dann werden sie nur auf Navarog das Schlitzohr wütend sein. Tschüss, Udnar. Lass dir die Schweine schmecken! Bis bald!«
    »Bald wieder da, Navarog.«
    Seth verstaute das Horn in seiner Notfallausrüstung und spurtete los. Er fragte sich, ob die Zentauren spüren konnten, dass die Seele aus dem Herzen Grunholds entfernt worden war. In jedem Fall lief ihm die Zeit davon. Wie lange war es her, seit die riesigen Steine begonnen hatten zu marschieren? Eine halbe Stunde? Länger? Kürzer? Warum hatte er bis jetzt nicht auf die Uhr geschaut?
    Er war ziemlich sicher, dass er im Labyrinth zuerst nach rechts abbiegen musste. An der nächsten Abzweigung ging es entweder nach links oder geradeaus. Hatte Nero nicht gesagt, der besondere Trick bei einem Labyrinth bestünde darin, immer nach links abzubiegen? Aber Seth nahm an, dass das Gegenteil genauso gut funktionieren würde – immer nach rechts. Der Herweg hatte größtenteils durch nur eine Hälfte des Labyrinths geführt, und es schien ihm, als würde ihn das Linksabbiegen von dieser Seite wegführen. Also entschied Seth, stattdessen immer nach rechts abzubiegen, und gleichzeitig die Decke im Auge zu behalten, um von diesem Muster abzuweichen, wenn ihm die Position der Kronleuchter falsch zu erscheinen begann.
    Seth rannte los. Es war einfach eine Sache des Ausprobierens, und je schneller er machte, umso wahrscheinlicher würde er rechtzeitig aus dem Labyrinth herauskommen. Wenn er eine Sackgasse sah, machte er sofort kehrt, und das Gleiche galt, wenn ein Korridor in einen Teil der Höhle führte, den er in der Schubkarre nicht passiert hatte.
    Schon bald war Seth außer Atem und schwitzte. Seine Beinmuskeln begannen zu schmerzen. Die Erschöpfung zwang ihn, sein Tempo zu verlangsamen. Wann immer ihm eine Gabelung oder Folge von Abzweigungen vertraut erschien, fasste er neuen Mut, doch die meisten der Kreuzungen erkannte er nicht wieder.
    Immer wieder schaute Seth auf seine Armbanduhr. Zwar hatte er versäumt, nach der Zeit zu sehen, als er die Höhle betreten hatte, doch er wusste, wie viel Zeit vergangen war, seit er sich auf den Rückweg gemacht hatte. Zehn Minuten. Fünfzehn. Zwanzig. Mit jeder verstrichenen Minute schwand seine Hoffnung.
    Schließlich sah er vor sich einen Raum, der ganz in der Nähe des Ausgangs liegen musste. Seth war absolut sicher, dass er gleich am Anfang seines Wegs durch das Labyrinth hier gewesen war, und ab jetzt kehrte er immer wieder hierher zurück, sobald die Gänge ihm zu weit wegzuführen schienen. Er hielt sich nun nicht mehr an die Regel, stets nach rechts abzubiegen, und musste bald

Weitere Kostenlose Bücher