Die Zuflucht der Drachen - Roman
einen Menschen-Jungen. Seth versuchte, sich herauszukämpfen, aber die Schweine waren zu schwer. Er saß fest.
»Hallo?«, rief Seth, nicht allzu laut.
Der Troll hielt inne.
»Hallo?«, versuchte er es noch einmal.
Seth hörte, wie die Schritte wieder näher kamen, dann ließ der Druck der Schweine über ihm nach. Einen Moment später war Seth freigedeckt. Dies war seine Chance. Er musste sich als Freund ausgeben. Keine Unsicherheit zeigen.
Seth erhob sich auf die Knie.
Der Troll ragte über ihm auf, und seine gelben Augen funkelten. Seine Haut war dick und faltig wie die eines Nashorns. Die entsetzlichen Stacheln, die aus Schultern, Unterarmen, Oberschenkeln und Schienbeinen ragten, waren unterschiedlich lang, manche kurz wie Messer, die größten so lang wie ein Schwert. Das Scheusal stank wie eine ganze Affenhorde.
»Hi«, sagte Seth munter, winkte und lächelte. »Ich bin Navarog. Wie geht’s?«
Der Troll schnaubte. Beim Ausatmen wurde der ekelerregende Gestank intensiver.
Seth stand zitternd auf. »Ich bin ein Schattenschmeichler. Ein Verbündeter der Nacht. Trolle sind meine Lieblingswesen. Du bist aber ganz schön groß. Diese Stacheln! Du musst der stärkste Troll aller Zeiten sein!«
Der Troll lächelte. Vier der unteren Fangzähne ragten ihm fast bis zur Nase.
»Ich habe mir gedacht, dass wir vielleicht Freunde werden könnten«, fuhr Seth fort und kletterte von den toten Schweinen herunter. »Wie gefällt es dir hier?«
Der Troll zuckte die Achseln. »Warum du im Essen?« Die Worte klangen wie ein Rülpsen.
»Ich bereite einen kleinen Streich vor. Ich will den Zentauren ein Schnippchen schlagen.«
Der Troll setzte sich, griff nach einem Schwein und stopfte sich das komplette Tier in den Mund. Knochen knirschten widerwärtig, während er kaute. »Streiche gut.«
»Ich plane einen wirklich lustigen. Ich habe deinen Namen nicht mitbekommen.«
Der Troll schluckte lautstark und wischte sich über die Lippen. »Udnar.« Er packte ein anderes Schwein an den Hinterbeinen, ließ es kurz über seinem aufgesperrten Mund baumeln und warf es dann hinein. »Schweine gut.«
»Ich mag Schweine auch.«
Udnar packte ein drittes Schwein und hielt es Seth hin. »Du auch eins.«
»Ich kann nicht«, entschuldigte sich Seth. »Ich habe eins auf dem Weg herein gegessen und bin satt. Ich bin nicht so groß wie du.«
»Du nehmen ohne fragen?«, erwiderte der Troll anklagend und hob die Stimme.
»Nein, ähm, keins von deinen. Ich habe eins von zu Hause mitgebracht. Ein kleines. Meine Größe.«
Udnar schien zufrieden. Er beugte sich über einen anderen Haufen, schnappte sich einen Kürbis von der Größe eines Gymnastikballs und steckte ihn in den Mund. »Wie Streich?«
Seth fischte die Banane aus seiner Notfallausrüstung. »Weißt du, was das ist?«
»Banane.«
Seth holte noch einmal tief Luft. Er betete, dass Nero recht behalten würde mit dem, was er in Bezug auf Bergtrolle und Streiche gesagt hatte. »Ich werde den Zentauren eine zum Schreien komische Überraschung bereiten! Ich werde diese Banane gegen die Seele von Grunhold austauschen.«
Der Bergtroll starrte ihn an, und seine Augen weiteten sich. Er legte sich eine riesige Hand auf den Mund. Dann die andere. Das gewaltige Geschöpf begann zu zittern. Er schloss die Augen, und Tränen rannen ihm über die Wangen. Dann ließ er die Hände sinken und stieß ein Geräusch aus, das klang wie ein stotterndes Nebelhorn.
Seth stimmte in das Gelächter ein. Der Anblick des vor Lachen prustenden Trolls war in der Tat witzig, und Seths Erleichterung tat ein Übriges.
Schließlich legte sich das Gelächter, und der Troll japste schnaubend nach Luft. »Wohin Seele tun?«, fragte Udnar.
»Ich werde sie verstecken, nur für kurze Zeit. Ein paar Tage. Das wird ein toller Streich.«
»Du bringen zurück«, überzeugte sich der Troll, dessen Fröhlichkeit mit einem Mal verschwunden war.
»Ich werde sie in ein paar Tagen zurückbringen«, versprach Seth. »Ich muss sie nur lange genug verstecken, dass der Streich funktioniert.«
»Zentauren wütend«, sagte Udnar ernst.
»Wahrscheinlich. Aber stell dir nur ihre Gesichter vor, wenn sie nach dem Horn schauen und eine Banane finden!«
Udnar brach erneut in brüllendes Gelächter aus und klatschte in die Hände. Als der Lärm verebbte, verschlang der Troll ein weiteres Schwein. »Du witziger Kerl. Reden gut Trollisch. Udnar vermissen Trollisch.«
»Ich liebe Trollisch. Die beste Sprache auf der Welt. Also, wo
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