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Die Zuflucht der Drachen - Roman

Die Zuflucht der Drachen - Roman

Titel: Die Zuflucht der Drachen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Penhaligon Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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des Labyrinths für die Zentauren unsichtbar waren, würden sie Seth auch nicht vor ihren Blicken verbergen!
    Dem Geräusch der näher kommenden Hufschläge nach zu urteilen hatten die Zentauren den Eingangstunnel fast durchquert. Seth schoss wieder aus dem Labyrinth heraus und drückte sich so nahe neben der Tunnelöffnung, wie er es wagte, an die Höhlenwand.
    Das Licht der Kronleuchter war nicht besonders hell. War es dunkel genug, dass er als Schattenwandler unsichtbar blieb? Wahrscheinlich nicht. Seths Gedanken überschlugen sich. Er hatte nur einen kurzen Blick auf die sich nähernden Zentauren erhascht. Ihre Schubkarren waren riesig, beinahe so groß wie Wagen. Außerdem türmten sich in ihnen alle möglichen Speisen. Und wenn er einfach versuchte, sich in den erstbesten Karren zu schmuggeln? Wenn er sich duckte und sich in der vorderen Hälfte des Schubkarrens versteckte, würde der hinten schiebende Zentaur ihn vielleicht nicht bemerken.
    Der erste Zentaur hatte ihn fast erreicht. Seth konnte das Knarren des Schubkarrens hören und das gemächliche Klappern von Hufen. Als sich die Spitze des Karrens aus dem Tunnel schob, machte Seth ein paar schnelle, leise Schritte und sprang hinein. Drinnen gelandet, duckte er sich, so tief er konnte.
    Seine Wange schmiegte sich an etwas Weiches, das mit rauen Borsten bedeckt war. Es dauerte einen Moment, bis Seth begriff, dass es das Ohr eines Schweins war. Tatsächlich war der ganze Schubkarren mit frisch geschlachteten Schweinen gefüllt, viele davon fast so groß wie er selbst!
    Die toten Tiere türmten sich so hoch auf, dass Seth den Zentaur, der den Schubkarren schob, nicht sehen konnte. Er wühlte sich so tief wie möglich zwischen die für den Troll bestimmten Leckerbissen. Schließlich konnte er nicht wissen, ob dieser Schubkarren an der Spitze des Zuges bleiben würde. Und was würde geschehen, wenn sie das Labyrinth passiert hatten? Er musste versuchen, sich unter den Schweinen zu vergraben. Die toten Tiere waren schwer, und zwischen ihnen blieb nicht viel Platz, aber Seth schaffte es, seinen Körper zumindest teilweise zu verbergen.
    Der Schubkarren fuhr in das Labyrinth hinein und bog nach rechts ab, dann nach links und schwenkte anschließend wieder leicht nach rechts. Seth gab sich alle Mühe, sich jede Biegung einzuprägen. Wenn es ihm gelang, unentdeckt zu bleiben, würde er den Rückweg allein finden müssen. Er fragte sich, wie sich die Zentauren so sicher bewegen konnten, wenn sie die Wände nicht sahen. Entweder hatten sie sich die Route verblüffend exakt eingeprägt, oder sie bedienten sich geheimer Markierungen, vielleicht auf dem Boden oder der Decke. Seth versuchte, sich auf die eisernen Wände zu konzentrieren, um sich zu orientieren, was aber nicht recht klappen wollte. Er stellte fest, dass seine räumliche Orientierung besser funktionierte, wenn er nur die Decke betrachtete und an ihnen die Links- und Rechtsschwenks des Karrens ablas.
    Der gewundene Pfad durch das Labyrinth zog sich länger hin, als Seth lieb war. Er bemühte sich mitzuzählen, wie viele Male sie die Richtung änderten, und versuchte, ihre Position mit Hilfe der immer am gleichen Fleck bleibenden Kronleuchter einzuschätzen.
    Schließlich erreichten sie einen offenen Bereich etwa in der Mitte der Höhle. Im Zentrum des großen Raums stand ein Stein, der ungefähr so groß war wie ein Kühlschrank. In der Nähe des Steins hockte der Bergtroll, eine riesige zusammengekauerte Kreatur voller Stacheln. Der Troll kehrte den Zentauren den Rücken zu, aber Seth konnte seine dicken Gliedmaßen und die ledrige Haut sehen. Selbst im Sitzen war das Ungetüm mindestens dreimal so groß wie Seth. Eine Kette mit Gliedern, so dick wie Seths Taille, fesselte die Kreatur an einen gewaltigen Metallring im Boden.
    Unvermittelt wurde die Schubkarre ausgekippt, und Seth fand sich inmitten einer Lawine von toten Schweinen wieder. Unter dem schwer auf ihm lastenden Haufen liegend hörte er, wie auch die anderen Schubkarren entladen wurden. Die Schweine zerquetschten Seth beinahe, aber wenigstens konnte er noch einigermaßen atmen und war nun vor allen Blicken verborgen. Er hörte, wie die Zentauren sich zurückzogen. Sie hatten nicht ein einziges Wort mit dem gigantischen Troll gewechselt.
    Als die Hufschläge verklangen, näherten sich schwere Schritte. Laut schepperte die Kette. Seth hatte ein lebhaftes Bild von dem Troll vor Augen, wie er sich tote Schweine in den Mund stopfte – und dazwischen

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