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Die Zukunftsmacher

Die Zukunftsmacher

Titel: Die Zukunftsmacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Haining
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lief hinüber zu den Mannschaftsquartieren. Auch dort hatte niemand Murray gesehen. Sein Zimmer war leer. Seine Ausrüstung vollständig unberührt. Über dem Bett hing die Photographie eines hübschen Mischlingsmädchens, das mit runden Augen Tyne anstarrte. Quer darüber stand in kindlicher Schrift »In Liebe, Mina«. Tyne schenkte dem Bild keinen zweiten Blick und rannte zum Haupteingang, um den Verkehrspolizisten auszufragen. Ja, Kapitän Mumford war in einem Militärwagen kurz nach dem Frühstück in die Stadt gefahren.
    Tyne bedankte sich für die Auskunft und fuhr nun seinerseits in die Stadt. Die fünf Kilometer in Staub und Hitze ertrug er mit grimmiger Ungeduld.
    Er wußte, daß er ordnungsgemäß hätte Bericht erstatten müssen, bevor er das Camp verließ. Vor allem hätte er Allans Tod mitteilen müssen. Doch auf unklare Weise fühlte er, daß jede Minute jetzt kostbar war. Warum war Murray verschwunden? Es würde leichter sein, seine Fährte aufzuspüren, solange sie noch heiß war. Jetzt war es 10 Uhr fünfzig.
    Padang war eine der aufregendsten Städte der Welt. In jeder Hinsicht gab die unmittelbare Nähe der roskianischen Kolonie dem Stadtleben einen Hauch von Abenteuerlichkeit. Das Gefühl, daß eines Tages etwas Furchtbares passieren könnte, lastete über den engen, exotisch duftenden Straßen. Es war eine internationale Stadt. Inmitten der eingeborenen Indonesier und Chinesen konnte man Delegationen der Vereinten Nationen aus aller Welt sehen, gefolgt von ihren Ehefrauen oder Geliebten. Straßenhändler verhökerten nationale Embleme jeglicher Art. Die Stadt war jedoch nicht nur international. In ihr verkehrten ja auch roskianische Delegierte als Vertreter eines anderen Sterns. Durch Plaketten an ihren Aufschlägen waren sie gekennzeichnet. Sie gingen spazieren und saßen in den Restaurants. Die Stadt hatte einen ungeheuren Aufschwung genommen. Entlang Tida App hoben sich Flugzeuge in die Luft. Unter den Palmen zogen sich die malerischen Sträßchen mit ihren zweistöckigen Häusern dahin. Über der Menge hingen fünfzig verschiedene Flaggen müde in der Hitze.
    Nach den Politikern waren die Geschäftsleute gekommen. Auf die Geschäftsleute folgte die Unterwelt. Wenn man aus seinem Hotelfenster winkte, konnte man sich einen Rechtsanwalt, eine Frau oder eine lange Reise mit dem Gesicht nach unten in den Kloaken einhandeln.
    Tyne stieg im Zentrum der Stadt aus. Er schlüpfte durch den überdachten Markt und ging den Bukit Besar hinauf. Dann betrat er das Merdeka-Hotel. Es schien ihm der wahrscheinlichste Ort, um nach Murray zu suchen. Das »Merdeka« war für Allan, Tyne und Murray zu einem »Ersatzzuhause« geworden. Sie hatten sich nach und nach an die gute Bedienung, das langweilige Essen und den ständigen Lärm gewöhnt.
    Auch jetzt war das Hotel überfüllt. Hauptsächlich mit untergeordneten diplomatischen Rängen, zu denen Tyne früher auch einmal gezählt hatte. Nervöse, muntere Männer, die Whisky hinunterschütteten, immer im Schatten saßen und warteten, warteten und nochmals warteten. Tyne zwängte sich durch die Menge in der Halle und ging zum Hinteraufgang.
    Einen Moment lang glaubte er am Ende des Durchgangs Amir zu sehen, der sich umschaute und dann schnell davonrannte. Er mußte sich irren. Denn Amir, der begabteste Junge des Personals, hätte ja keinen Grund, sich auf diese Weise zu verstecken. Er war fast schon ein Freund von ihnen.
    Tyne stieg die Hintertreppe hinauf, suchte in der Tasche nach dem Schlüssel und ging zum Zimmer 6. Es war der Raum, den Allan, Murray und Tyne bewohnten. Bewohnt hatten ... Er schloß auf und ging hinein.
    Der ungeheure Besucherstrom hatte bewirkt, daß Zimmer in Padang äußerst schwer zu kriegen waren. Nur dadurch, daß sie für dieses Zimmer immer bezahlten, konnten sie es am Wochenende, wenn sie es brauchten, bewohnen.
    Ein Wirbelsturm war durch Zimmer 6 gerast.
    Tyne pfiff durch die Zähne. Ihre gesamte Ausrüstung, ihre Zivilkleidung und alles übrige war in die Mitte des Fußbodens geworfen worden. Irgend jemand hatte in höchster Eile das Zimmer durchsucht. Aber wer? Und warum?
    »Das gefällt mir gar nicht«, sagte Tyne laut. Er ging auf den Korridor und rief übers Geländer hinunter nach der Bedienung.
    Dann wartete er mitten im Zimmer und überlegte. Er war in eine mysteriöse Sache verwickelt. Irgend etwas mußte auf dem Mond geschehen sein. Er war sich sicher, daß er nicht die Wahrheit darüber wußte. Warum war Murray

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