Die Zunge Europas
gut, oft geht es nur um Sound) zu RTL 2: DOG – Der Kopfgeldjäger 2 . Eine Dokusoap über die harte Arbeit amerikanischer Kopfgeldjäger.
DOG ist der Chef. Mit von der Partie sind auch noch seine Frau (Beth, DOG’S Wife, die immer ganz rollig wird, wenn DOG einen Sträfling in Handschellen abführt) und DOG’S Son, der einmal das Geschäft übernehmen wird. Schätze ich. Die ganze Sippe lebt von den üppigen Provisionen. Der Beruf ist hart, sehr hart sogar, aber in der amerikanischen Erfolgsserie kommt auch die menschliche Seite der Kopfgeldjagd nicht zu kurz. DOG beim Anblick seiner durchgesessenen Büromöbel: «Auch die Kopfgeldjägerei wird bisweilen eintönig, und da braucht man dann eine schöne Umgebung.» O-Ton . Das Fingertrauma büßte langsam an Schrecken ein, meine Stimmung hatte sich deutlich gebessert. Zurück zu «auto motor und sport TV», da lief jedoch schon der Abspann. Ich zappte mich durch die Spiel- und Einkaufskanäle. Mein Vorschlag: Sämtliche Gewinnspielmoderatoren werden gezwungen (Vater Staat), vor jeder Sendung eine 0, 7-Liter -Flasche Korn oder Weinbrand zu leeren. Eine sehr gute und vor allen Dingen lustige Idee, aber man weiß ja, welche Chancen lustige Ideen in Deutschland haben.
Ich hatte überhaupt noch nichts geschafft, dabei habe ich mir zum Ziel gesetzt, am Tag wenigstens eine Idee zu Papier oder sonst wohin zu bringen, wobei es mir mittlerweile reichlich egal ist, ob sie sich zu Geld machen lässt oder nicht. Meinen Einfällen ist gemein, dass sie sich derWertschöpfungskette (Jörg Grabosch) verweigern und meist Richtung wirdnixdraus gehen. Das heißt selbstverständlich nicht, dass sie irgendwie schlecht oder mittelmäßig wären, im Gegenteil, ich bin von der Qualität meiner Arbeit überzeugt. Überlegenes Material. Das Konzept mit den besoffenen Moderatoren zum Beispiel. Spitzenidee, aber man ahnt schon, dass sie scheitern wird. Und nun? Ich dachte an Esther mit ihrem unendlich langen Gefrühstücke und an Fantomas mit seinem retardierten Stoffwechsel. Und an Opa. Alle langsam, langsam, langsam. Essen muss man reinschaufeln, wie Männer Kies schaufeln! Es konnte doch unmöglich sein, dass ich allein war mit meiner Meinung. Essen und langsam, langsam und Essen. Langsame Esser. Da war was, das spürte ich genau! Aber was?
Wie sie die Nahrung einspeicheln, brutal verflüssigen und unerträglich langsam zu einer feuchten Masse verklumpen, selbst Suppe und Kartoffelbrei zu Tode kauen, insektengleich Speichel aufs Essen rieseln lassen, bis die edlen Speisen zermürbt sind.
Ihr Vorratsmund scheint ausschließlich aus Falten zu bestehen, in dem sie ihr Hamsteressen bunkern.
Langsamen Essern vergammeln die Speisen bereits während der Nahrungsaufnahme.
Langsames Essen ist schlimmer als Gewalt gegen Sachen.
Der schnelle Esser ist wie eine stolze Kerze, die an beiden Enden brennt, während der langsame Esser einem miesen Teelicht gleicht, das sinnlos vor sich hin glimmt.
Selbst der schwächste schnelle Esser kann den stärksten langsamen Esser sofort besiegen.
Langsame Esser sind Biester ohne Ziel, Schaschlik ohne Spieße, Olme ohne Zukunft, verdreckselte Eimermenschen, Schranzen ohne Wiederkehr.
Schnelle Esser sind lachende Sieger, schöne Tauben in Montur, Blüten der Sonne, Geschöpfe des Lichts, Tau der Hoffnung, Diener der Liebe!
Am besten gefiel mir «verdreckselte Eimermenschen». Extrem unwahrscheinlich, dass der Text es bis zur Vertonung schaffen würde. Vielleicht erbarmt sich ja Xavier Naidoo, das wäre doch eine coole Geste. Xavier! Deine Chance, etwas Gutes zu tun. Etwas wirklich Gutes.
Krrrrk. Meine Klingel hört sich ungefähr so an wie die der Großeltern, nur in heile. Es war fünf vor sieben. Sonja kommt immer etwas zu früh, niemals verspätet sie sich auch nur um eine Minute. Meine Wohnung liegt im ersten Stock. Wenn es schellt (mal ein anderes Wort als das ewige klingeln), ich aber keinen Besuch erwarte, trete ich immer einen Schritt ins Treppenhaus, um zu sehen, wer die bodenlose Unverfrorenheit besitzt, mich zu stören. Meist sind es irgendwelche
Honks
, die Pizzaflyer o. Ä. verteilen. Eine Frechheit, wo die Hausverwaltung doch extra ein Schild an der Eingangstür hat anbringen lassen: «Keine Werbung. Nur Wochenblatt». Wenn ich Sonja erwarte, trete ich ebenfalls einen Schritt aus der Tür hinaus, um mir einen ersten Eindruck von ihrer Stimmung zu verschaffen.
Das sah heute wieder gar nicht gut aus: Flüche und Verwünschungen
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