Die Zusammenkunft
wie Schnee und die Augen nicht von der Farbe blutroter Rosen .
»Wie ist dein Name?«
»Jada.«
Tatsächlich war dies einer der zwölf Namen, die Gabriel genannt hatte. Aber das reichte ihm noch nicht.
»Hast du außer diesem Namen noch andere Beweise für deine Identität?«
»Den einzigen Zeugen, mit dem ich hätte aufwarten können, hast du umgebracht.«
»Dr. Sisko? Was hätte er bezeugen können?«
»Daß ich, bevor er sich meiner annahm, exakt dem Bild entsprach, nach dem du suchst. Ich war haarlos, bleichhäutig und rotäugig wie alle meine Brüder und Schwestern - bis er einen Menschen aus mir machte.«
»Machte?«
»Als Schönheitschirurg war er ein Pfuscher - bis zu dem Tag, da ich ihn besuchte und ihm ein Angebot unterbreitete. Du ahnst, welches?«
Landru nickte. »Und er ist freiwillig mit dir in diese Einöde gezogen?«
»Hier hatte er alles, was er sich wünschte - vor allem ein Objekt, an dem er sich nach Herzenslust austoben konnte .«
»Du meinst -?«
»Über Nacht wurde er zum Genie. Er transplantierte Echthaar, bräunte meine Haut mit dosierten UV-Strahlen und paßte mir künstliche Linsen an, die meine natürliche Augenfarbe verdeckten. Sie ist immer noch rot. Aber selbst ich ertrug ihre Glut beim Blick in einen Spiegel kaum.« »Du bist eitel?« Landrus Stimme schwankte. Noch immer wußte er nicht, ob er dieser Frau glauben konnte.
Sekundenlang blickte sie zu Boden. Als sie ihn wieder ansah, sagte sie: »Vermutlich weißt du, was es heißt, Jahrhunderte zu durchwandern. Aber weißt du auch, wie es ist, begafft zu werden wie eine Aussätzige?«
Landru ging nicht auf die Frage ein. »Diese . Kulisse, die ich vorhin durchschritt. Du behauptest, der von dir verschleppte Arzt hätte dich hier operiert? Aber es war nur Illusion! Keines der Dinge war echt!«
»Wie kommst du darauf?«
»Sie hätten nicht funktioniert. Nichts davon ist geblieben.«
»Offenbar hat Er dir nichts über unsere Macht erzählt. Alles verschwand, als Dr. Sisko starb. Wäre er noch am Leben, würde auch all das noch existent sein, was er sich erträumte. Ich habe ihn nicht >verschleppt<. Er folgte mir freiwillig.
Dies war das Opfer, das er bringen wollte, um zu werden, was ich ihm versprach: Der Tag, an dem er in die Welt zurückkehren durfte, war festgelegt. Er wäre zum angesehensten Spezialisten auf seinem Gebiet geworden. So lautete das Abkommen.«
Landru spürte seine Verunsicherung, und er war wütend darüber. »Ihr könnt Pakte schließen wie euer . Vater?«
»Er gab uns die Macht.«
»Und trotzdem bezeichnest du dich als die letzte der Archonten? Sind alle anderen umgekommen, trotz ihrer Macht?« Das letzte Wort spie er ihr entgegen.
Ein Schatten legte sich über ihr Gesicht. Die Lippen zuckten. »Umgekommen?« Sie atmete tief ein und aus. »Ich wünschte, ich wüßte, was aus ihnen geworden ist. Sicher ist: Das Band zwischen uns ist zerschnitten, und das kann nur bedeuten, daß sie nicht mehr am Leben sind.«
»Erzähl mir, was passiert ist.« »Wenn du mir meines Vaters Botschaft nennst.«
Landru zögerte. Doch er hatte kaum noch Zweifel, einer der Gesuchten gegenüberzustehen. Deshalb gab er sich einen Ruck und zitierte Gabriel.
»Der Moment der Rache, die finale Schlacht ist nah?« wiederholte Jada. »Unser Vater erwartet uns? Wo?«
»In Jerusalem.«
»Ausgerechnet ...«
Damit sprach sie Landru aus der Seele.
»Wahrscheinlich können wir uns den Weg sparen«, sagte er. »Ich kann mir nicht vorstellen, daß du allein Ihm von Nutzen sein könntest . Aber erzähl, wo die anderen geblieben sind. Vielleicht -«
Jada schüttelte den Kopf. »Es ist sinnlos. Seit damals bin ich allein. Das Band ist zerrissen.«
»Wann war das?«
»Seit wir versuchten, den Weg ohne sie zurückzugehen, um das Geschehene ungeschehen zu machen.«
Landru sah das in Knochen gekleidete Wesen fragend an.
Und Jada fing an zu erzählen .
*
Uruk, 1705 und zu anderer Zeit
»Sie kommen«, sagt Zoe.
Ich schrecke aus meinen Gedanken hoch. Warmer Wind bewegt die Schleier meines Gewands, unter dem ich den Körper verberge, für den Hitze und Sonne ein ewiger Feind sind. Die Blässe, die das Grab auf meiner Haut hinterlassen hat, reagiert über die Maßen empfindlich, wenn kein Tuch sie schützt.
Einmal habe ich eine großflächige, schwer heilende Verbrennung erlitten, und die Narben sind noch heute zu erkennen. Dieser Körper, so bescheiden er sonst in seinen Ansprüchen auch sein mag, verzeiht, was man ihm antut, nur
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