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Die Zusammenkunft

Die Zusammenkunft

Titel: Die Zusammenkunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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förmlich an der Stelle fest.
    Und dann, einen Atemzug später, veränderte sich seine Umgebung radikal!
    Die Kulisse - denn mehr schien es nie gewesen zu sein - verblaßte. Wo eben noch hübsch gemusterte Tapeten geklebt hatten, ersetzte nun verwittertes Gestein, in dessen Fugen Spinnen und Käfer wohnten, die verflogene Sauberkeit. Auch sämtliches Inventar verschwand. Die Feste Ophit offenbarte, was sie wirklich war: dem schleichenden Zerfall und Untergang preisgegeben .
    * 
    Der hagere Mann lag immer noch dort, wo Landru ihn hatte fallen gelassen. Inzwischen mußte sein Herz aufgehört haben zu schlagen.
    »Verdammter Blutsauger!« schnarrte die fremde Frau mit einer Stimme, hart und schneidend wie ein Diamant. »Ich weiß nicht, wie du hierher gefunden hast und warum. Aber dafür wirst du mir -«
    »Übernimm dich nicht.« Landru machte einen Schritt auf sie zu.
    Da griff etwas nach ihm. Ein dunkler Funke, der von der Unbekannten auf ihn übersprang und jeden Muskel in seinen Beinen paralysierte.
    Landru kam zu Fall. Unglaube verzerrte seine Züge.
    »Das war erst der Anfang«, spottete sie. »Wer bist du?«
    Sein erster Impuls war: Töte sie! Röste sie im Drachenatem deiner Magie! Doch dann obsiegte die Vernunft.
    »Ich wurde geschickt«, sagte er mühsam beherrscht. »Mit einer Botschaft.«
    Die Frau machte aus ihrer Verachtung keinen Hehl. »Wer sollte einen wie dich für Botendienste nehmen?«
    »Du kennst mich doch gar nicht.«
    »Ich kenne deine Natur - du hast sie gerade vorgeführt. Das reicht, um dich abzuschätzen.«
    Landru setzte sich auf und blickte hinunter zu dem Toten. »Hatte er solche Bedeutung für dich?«
    »Ich verdanke ihm viel - auch daß der Aufenthalt in all den Jahren erträglich war.«
    »Das mußt du mir genauer erklären. Wer bist du? Und wer war er?«
    Ein Gelächter, kalt wie eine Novembernacht in dem Nebelland, das Landru gerade verlassen hatte, schlug ihm entgegen. »Nicht du stellst hier die Fragen! Also: Wer hat dich geschickt?«
    »Gabriel«, sagte Landru, während er versuchte, wieder Macht über seine tauben Beine zu erlangen. »Ich komme in Gabriels Auftrag.«
    »Ich kenne keinen -«
    »Er ist der Teufel - der leibhaftige Teufel.«
    Die drei Schritte entfernt stehende Frau schien zu erbeben. Jede Kaltschnäuzigkeit wich von ihr. Statt abermals in Hohngelächter auszubrechen, fragte sie mit zittriger Stimme: »Wie lautet deine Botschaft?«
    Landru spürte die Veränderung der Lage. Schwache Stromschläge schienen durch die Länge seiner Schenkel zu zucken, als Gefühl in sie zurückkehrte.
    »Meine Botschaft ist nicht für dich bestimmt.«
    »Was macht dich da so sicher?«
    »Ich erhielt eine unmißverständliche Beschreibung Seiner Jünger.« »Seiner .« Ihre Stimme versagte. Schneller als Landrus Augen folgen konnten, war sie bei ihm und half ihm, aufzustehen.
    Ihre plötzliche und unmittelbare Nähe verschlug ihm schier den Atem. Die winzigen Knochen ihres Kleides rieben aneinander, und das entstehende Geräusch verursachte Landru eine Gänsehaut, die allein schon völlig absurd war.
    »Wie lautet die Botschaft?«
    »Ich suche zwölf Albinos, haarlose Geschöpfe mit rotglühenden Augen und pigmentlos weißer Haut, die sich als Archonten bezeichnen. Für sie ist die Nachricht be-«
    »Du hast sie gefunden!« fiel ihm sein Gegenüber ins Wort. »Bei allen dunklen Mächten, daß ich diesen Moment noch erleben darf ...!«
    »Wenn du wirklich weißt, wo ich diese Wesen finde, führe mich sofort zu ihnen!« verlangte Landru. »Vielleicht werde ich dann Gnade vor Recht walten lassen und dein armseliges Leben schonen.«
    »Das ist nicht nötig.«
    »Nicht nötig?«
    »Ich bin eine von denen, die du suchst«, erklärte die Frau. Und nach dieser Offenbarung legte sich ein schmerzlicher, fast melancholischer Zug um ihren Mund.
    Landru schüttelte den Kopf. Er glaubte ihr nicht, denn ihr Äußeres widersprach Gabriels Beschreibung in so gut wie jedem Punkt.
    »Leider bin ich auch die Letzte von ihnen«, fuhr sie fort. »Die Letzte von zwölf .«
    *
    »Die Letzte?«
    Landrus Kehle war rauh und ausgedörrt, als hätte nicht gutes Blut kurz zuvor noch die Stimmbänder geölt. Er sah sich und seinen Auftrag scheitern, und für einen nicht enden wollenden Moment überkam ihn Hoffnungslosigkeit, überhaupt jemals wieder aus der Pflicht und Verpflichtung dem Teufel gegenüber entlassen zu werden.
    Noch schärfer faßte er die Frau, die kein Albino war, ins Auge. Ihre Haut war nicht weiß

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