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Die Zusammenkunft

Die Zusammenkunft

Titel: Die Zusammenkunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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schwer.
    Aber vielleicht ist es gerade diese Empfindlichkeit, die mich und meinesgleichen daran gemahnen soll, welche Gnade wir überhaupt erfahren haben, als wir den Bauch der Erde noch einmal verlassen durften. Der Tod von damals ist noch heute Teil meiner Erinnerung und wird es bleiben, genau wie die Qual und die Furcht, die mein Sterben im zarten Kindesalter begleitet haben .. . 5
    »Ja«, sage ich. »Ich weiß.«
    Zu Fuß nähern sich die beiden Gestalten aus der Ferne, und es dauert noch einmal Stunden, bis sie endlich den Berg erklommen haben, an dem die Feste der Ophiten sich erhebt. Seit Jahrhunderten hat keiner ihrer Erbauer, kein Gnostiker mehr seinen Fuß in sie gesetzt, aber uns Archonten wird sie als Ort dieser ersten Zusammenkunft seit Jahrzehnten willkommen sein. Die Zeit hat uns von Perpi-gnan aus in alle Winde verweht, aber niemals haben wir jene Frau aus den Augen verloren, auf die wir all unsere verbliebene Hoffnung setzten.
    Die Frau, die nun - wahrscheinlich für immer - unserer Reichweite entrückt ist .
    »Ihr habt Elisabeth Stifter in den Korridor entkommen lassen«, wirft Jada unseren Brüdern vor, als wir einander im ehemaligen Versammlungssaal der Ophiten begegnen.
    Kein Gruß, keine Wiedersehensfreude versüßt den Schmerz.
    Ihr Fußmarsch, nachdem sie ihre Kamele zu Tode geritten haben, hat Loth und Natan nicht merklich erschöpft. Sie fühlen weder Hunger noch Durst, nur dieselbe tiefe Enttäuschung wie jeder Archont, ganz gleich, wo er sich gerade aufhält. Von der katastrophalen Wen-de in der Entwicklung wissen sie alle. Elisabeth Stifters Flucht in den Zeitkorridor vereitelt alle Pläne.
    »Wir haben versagt«, bestätigt Natan, und Loth nickt. »Wir waren unserer Sache zu sicher. Die große Liebe ihres Lebens wiederzubekommen, so dachten wir, wäre ihr jede Hilfe wert. Aber dem war nicht so.«
    »Liebe .« Ich beiße mir auf die Unterlippe. Das Tuch scheuert auf meiner Haut. Im Innern der Festung verzichte ich auf jede einengende Bekleidung. Scham voreinander kennen wir nicht. Der einmal erlebte Tod hatte vieles relativiert und manches Gefühl für alle Zeit erstickt. »Und nun? Was sollen wir nun tun?«
    »Wir warten auf die Ankunft der anderen«, sagt Zoe. »Was sonst?« Sie ist einen Kopf kleiner als ich, aber etwas stämmiger gebaut.
    »Und wozu?« fragt Loth, in dem die Enttäuschung noch heftiger zu nagen scheint als in uns anderen. »Wir können die Sache abblasen! Nun haben wir auch unseren letzten Sinn verloren. Allein werden wir uns in diesem magischen Gang, von dem wir nicht wissen, wer ihn geschaffen hat und wozu, niemals zurechtfinden!«
    »Unser einziger Vorteil ist es, daß wir nichts mehr zu verlieren haben«, hält Natan dagegen. »Warten wir auf die anderen und besprechen dann, wie es weitergehen soll. Ob wir uns noch einmal in alle Himmelsrichtungen zerstreuen wollen, oder -«
    »Oder?« Meine Frage ist rhetorischer Natur.
    Ich kenne Natans Idee im selben Moment, als sie in seinem Hirn geboren wird. Mit Gedankenlesen hat dies nichts zu tun. Es ist einfach, als wären zwölf Hirne eins. Immer und überall.
    »Warum hat unser Vater uns wohl wirklich zu dem gemacht, wie wir heute sind?«
    Drei Augenpaare richten sich auf Zoe, die philosophiert, was jeden von uns von Zeit zu Zeit bewegt.
    »Wir müssen noch eine andere Aufgabe haben als die, die wir uns selbst nach 1666 gegeben haben. Wenn wir sie wüßten, könnten wir versuchen, wenigstens sie zu erfüllen .«
    »Aber wir kennen sie nicht«, wischt Natan ihren Einwand harsch beiseite. »Er hat es nicht für nötig befunden, sie uns zu verraten, als Er damals in uns fuhr, um uns mit einem Abglanz Seiner eigenen Macht auszustatten.«
    »Wahrscheinlich«, ergreift wieder Zoe das Wort, »wäre sie ohne Seine Gegenwart auch ganz und gar sinnlos.«
    Wir anderen nicken.
    Die Zeit verstreicht.
    Nacheinander treffen sämtliche Waisen des Satans in der Festung der Einsamkeit ein, und als wir vollzählig sind, treffen wir den Entschluß, der uns zu Lemmingen macht.
    Todesmutig werden wir uns in den rätselhaftesten aller Abgründe werfen.
    * 
    Wer uns damals hätte sehen können, der wäre überzeugt gewesen, eine Prozession ziehe zum Rand des alten Uruk - ein Zug zu Ehren eines Verstorbenen, und im Grunde war es auch nichts anders.
    Wenngleich der Tod, der uns in Bewegung setzte, seinerzeit bereits 39 Jahre her war. Damals, in London, war unser Vater von furchtlosen Gegenspielern in die Dimension zurückgeschleudert worden,

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