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Die Zusammenkunft

Die Zusammenkunft

Titel: Die Zusammenkunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Bauers
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sie zurück. Ohne ein Wort der Klage ging sie in ihre Hütte.
    Ben besuchte sie von nun an jeden Tag nach der A rbeit, denn er wurde unruhig, wenn er nicht wusste, ob es ihr gut ging. Am vierten Tag mietete er eine kleine Einzimmerwohnung in einer Gegend, die nicht ganz so übel war wie die, in der sie wohnte. Die Miete betrug weniger als eine Garagenmiete in New York. Irgendwann wachte er neben ihr auf.
    Sie wusste, dass er verheiratet , dass ihr Glück mit ihm begrenzt war. Ihr Name war Maria. Sie erinnerte Ben an die Jungfrau Maria, die Wunder vollbringen sollte. Seine Maria hatte an ihm ein Wunder vollbracht. Sie hatte ihn unglaublich bereichert, als sie ihm erlaubte, ihr zu helfen. Das würde er ihr nie vergessen.
    Es war schon spät, als Ben nach einigen Monaten wi eder in Mexiko Stadt landete. Er fuhr direkt zu Maria in die Wohnung, doch sie war leer. Er stellte seinen Koffer ab und begann, die nähere Umgebung abzusuchen, fand sie aber nicht. Dann ging er in den nächsten Supermarkt und kaufte Lebensmittel ein. Als er zurückkam, war Maria da. Doch sie war nicht allein. In ihren Armen hielt sie ein Bündel und sah ihn groß an: »Sein Name ist Matthea, er ist dein Sohn.«
    Jahre später begannen Bens Geschäfte schlecht zu la ufen und seine Firma hatte schon länger keinen Auftrag mehr in Mexiko zu bearbeiten. Er saß in seinem Büro in Manhattan und wurde von Woche zu Woche nervöser.
    Maria war es gewohnt, wochenlang nichts von ihm zu hören. Er hatte ihr auch genügend Geld dagelassen, damit sie zu essen hatten und sie nicht zurück auf die Straße musste.
    Inzwischen waren mehr als sechs Monate seit seinem letzten Besuch vergangen. Als er sie verlassen hatte, war es ihr nicht gut gegangen. Ben fragte immer wieder nach neuen Aufträgen in Mexiko. Sein Boss lachte aber nur: »Ben, mach die Augen auf! Die Mexis sind nicht mehr in der Lage, den gefixten Dollarkurs zu halten, da braut sich richtig was zusammen. Wenn diese Währungskrise nicht irgendwann mal zu einem richtigen Problem wird, dann fresse ich einen Besen.«
    Ben nahm sich eine Woche Urlaub und fuhr nach Ha use. An diesem Tag belog er seine Frau das erste Mal. Er war nicht stolz darauf, aber die Sehnsucht nach Maria ließ ihm keine Wahl.
    Sein Chef sollte Recht behalten . Aus der Währungskrise wurde eine Wirtschaftskrise, die man spöttisch die Tequila-Krise nannte. Das ausländische Kapital wurde aus dem Land gezogen, was wiederum Bens Kunden ins Schwanken brachte. Ben kam immer seltener nach Mexiko Stadt. Als dann 2007 die Wirtschaftskrise die Immobilienpreise in den USA abstürzen ließ, ging ihm die Luft aus. Seine Rücklagen waren verbraucht, der Betrug an seiner Familie flog auf.
    Ben war am Ende.

Matthea saß mit seiner Mutter an dem kleinen Tisch in ihrem Zuhause, er las ihr etwas aus der Zeitung vor, die er auf der Straße gefunden hatte. Es war heiß in Mexiko Stadt, der Lärm der Straßen drang durch die schwüle Luft bis zu ihnen in ihre winzige Wohnung herauf.
    Matthea war sehr stolz darauf, dass er lesen konnte. Er half den Händlern in der Stadt und verdiente so etwas Geld dazu. Er hatte ganze vier Jahre lang die Schule bes uchen dürfen.
    Sein Vater hatte immer wieder Geld geschickt, ein bis zweimal im Jahr besuchte er sie, das waren immer die höchsten Feiertage. Seine Mutter zog dann immer das blaugeblümte Kleid an, welches sie das ganze Jahr nicht trug.
    Wenn sein Vater kam, dann nahm er sich immer viel Zeit und fragte Matthea nach den Schulnoten. Das allein war schon Grund genug für ihn, immer der Beste in der Schule zu sein. Seine Mutter blühte auf und er sah, wie sie vor Liebe strahlte, wenn sie seinen Vater anblickte. Er war ein wichtiger Mann in Amerika. Er arbeitete dort Tag und Nacht und konnte deswegen seine Familie nicht zu sich holen, dafür brachte er immer viele Geschenke mit und schickte Geld, damit es seine Mutter nicht auf der Straße verdienen musste. Matthea liebte seinen Vater, aber seine Mutter war sein Engel, die ihn über alle Schwellen trug, vor denen er sich fürchtete.
    Dann begann die Zeit, in der seine Mutter ihn immer öfter zu den Nachbarn schickte, weil sie tanzen gehen wollte. Heimlich hatte er sich aus dem Haus geschlichen, um ihr nachzulaufen, denn er war ja bereits zehn Jahre alt und spürte, dass etwas nicht stimmte. Er stand hinter einer Hausecke, als er sah, wie seine Mutter ihren Körper anbot. Für ein paar lausige Pesos nahm sie den fremden Mann mit in ihre kleine Wohnung. Für Matthea

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