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Die Zusammenkunft

Die Zusammenkunft

Titel: Die Zusammenkunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Bauers
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uteilen, dass das Essen serviert sei. Das Esszimmer lag im Erdgeschoss und war in einem hellen Gelb gehalten, hier und da mit weißem Stuck verziert. Der dunkle Esstisch konnte leicht zwanzig Personen bewirten, aber wen hätte er einladen sollen? Freunde gab es in seinem gottverdammten Leben nicht. Gedankenverloren griff er nach dem Hähnchen auf seinem Teller und begann zu essen. Die meisten Menschen, mit denen er sich jemals abgegeben hatte, waren gestorben.
    Nur Aluinn nicht.
    Er und die sieben anderen, deren Leben an das seine geknüpft war. Darken hatte sich ein Netz aus Anonymität aufgebaut, um die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit von sich abzulenken. Es war einfacher, sich die Zeit mit immer wiederkehrenden Ritualen zu vertreiben, dann konnten einem nicht so viele Fehler unterlaufen. Die einzigen Ausnahmen, die er sich gönnte, waren die Oper und Ausstellungen; Kunst war einfach unvergänglich, genau wie er, und sie weckte immer wieder Erinnerungen, in denen er manchmal über Wochen schwelgte, um Abstand zu der hartnäckigsten aller Erinnerungen zu bekommen: die an die goldene Amazone.
    Darken wischte sich die Hände an der Serviette ab und stand auf. Ihren Namen hatte er nie erfahren und wusste inzwischen auch nicht mehr, ob er sie noch genauso hasste wie früher. Das Einzige, was er wusste, war, dass sie mit ihm verbunden war. Eine Zeit lang hatte er sich gefragt, ob das vielleicht Liebe sei? Er kannte die Liebe nicht. Und wenn es nach ihm ging, musste er sie auch nicht kennenlernen. Nein, er war noch nie zur Liebe fähig gewesen, damals nicht und heute nicht. Wen hätte er auch lieben sollen? Aluinn, etwa?
    Darken verzog sein Gesicht. Wenn er im Laufe der Ewigkeit, die er nun schon lebte, etwas gelernt hatte, dann vielleicht Sarkasmus.
    In der Halle zog er seine schwarze Lederjacke an, dann verließ er ohne ein Wort das Haus.
    Sein Anwesen lag in einem 200 Hektar großen, par kähnlichen Grundstück, das von einer Stiftung unterhalten wurde, die zu seiner Holding, in der alle Fäden zusammenliefen, gehörte und die ihren Sitz im Norden Kanadas hatte.
    Das Haus war U-förmig, wobei der Innenhof zur off enen Seite von einer mächtigen Flügeltür verschlossen wurde. Im Zentrum des Hofes stand ein herrlicher Springbrunnen. Die Auffahrt zu seinem Haus war lang und verschlungen, vom Tor an der Straße, welches über die modernste Sicherheitstechnik verfügte, hatte man mindestens anderthalb Kilometer Wald zu überwinden, um endlich einen Blick auf den Park zu erhalten. Selbst die Mauer, die um das Grundstück verlief, war am oberen Rand mit Sensoren und Kameras versehen. Es war unmöglich, sich auf diesem Weg Zutritt zum Haus zu verschaffen, ohne Alarm auszulösen. Da sich einige seiner Firmen in den USA und Kanada mit Sicherheitstechnik beschäftigten und die amerikanische Regierung zu seinen Kunden gehörte, war es nichts Ungewöhnliches, dass das zum Teil als technisches Entwicklungszentrum deklarierte Anwesen von der Umwelt abgeschottet wurde. Die Pressesprecher seiner Holding hatten in diesem Sinne immer beste Arbeit geleistet.
    Auf den Dächern des Hauses waren hochempfindliche Geräte angebracht, die verhinderten, dass ungebetene Gäste mehr Einblick in sein Leben erhielten, als er bereit war ihnen zu gewähren. Nicht auszudenken, wenn er bei seinen Schwertkampfübungen hinter dem Haus versehen tlich für Google Earth fotografiert werden würde. Nein, auch der Luftweg war gesichert. Kein Helikopter - außer seinem eigenen - hatte die Möglichkeit, sein Grundstück zu überfliegen, geschweige denn, ohne Erlaubnis zu landen.
    Das Personalproblem hatte Aluinn gut im Griff, Da rken begegnete selten jemandem vom Personal, das nach strengsten Kriterien von Aluinn persönlich ausgesucht wurde. Welche Kriterien das waren, war ihm nicht einmal bekannt, aber er wusste, dass er sich in diesem Punkt ganz auf Aluinn verlassen konnte.
    Darken sog die warme Frühlingsluft tief in seine Lu ngen. Dieser Winter hatte länger als die vorangegangenen gedauert, obwohl die Winter generell nicht mehr so hart waren wie damals, bevor der Mensch anfing, die Zeit zu messen.
    Mit langen Schritten überquerte Darken die Wiese mit den unzähligen Krokussen und Narzissen, die sich endlich den Weg durch den Boden erkämpft hatten, und steuerte auf das dahinterliegende Waldstück zu. Die Luft tat se inen Lungen und seinem Kopf gut, die Wärme auf seiner Haut vermittelte ihm zumindest ein schwaches Gefühl von Lebendigkeit. Dann fand

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