Die Zusammenkunft
was von ihm willst, wende dich bitte direkt an ihn und halte mich da raus«, damit ging sie auf Lora zu und nahm sie in den Arm. »Ich habe dich immer noch genauso lieb wie früher, ich habe nur so viel erlebt in den letzten Tagen und bin vielleicht etwas euphorisch. Aber spätestens wenn ich wieder an meinem Schreibtisch sitze und dir zusehe, wie du dir regelmäßig den Mund an deinem Kaffee verbrennst, wird alles wieder so sein wie früher.«
Sirona wusste, dass es nie wieder so sein würde wie früher. Sie wusste aber auch, dass sie Lora nicht mehr sagen durfte. Sie konnte sich erinnern, wie sie unter den Ereignissen eingeknickt war. Wie sollte Lora dann damit umgehen? Außerdem wusste sie instinktiv, dass alles, was sie wusste, ihr Geheimnis bleiben musste.
Sirona war noch nicht ganz auf der Mitte der großen Außentreppe angekommen, als sie bereits Darkens Blicke spürte. Hinter ihm sah sie Taamin und sein Kopf war genau da, wo er hingehörte. Lora hakte sich bei ihr unter und sie gingen zielstrebig auf die kleine Gruppe zu.
Sirona lächelte Darken an, während sie an ihm vorbei auf Robert zuging. »Würde es Ihnen jetzt gefallen, mir ihre Aufmerksamkeit auf der Tanzfläche zu schenken?«, witzelte sie. Robert strahlte, nahm ihre Hand und zog sie fort.
»Wirst du auch eine geschlagene Stunde mit mir tanzen, so wie du mit dem finster dreinblickenden Kerl getanzt hast? Wer ist er überhaupt? Arbeitet er für den ›Big Boss‹?«
Sirona sah Robert irritiert an. »Was meinst du mit e iner Stunde?«
»Na, ihr habt vorhin nicht nur den Tanz eröffnet, so ndern eine ganze Stunde durchgetanzt.«
»Bist du sicher, eine ganze Stunde? Na, da hat sich der Preis für meine Schuhe ja bezahlt gemacht.«
»Weißt du, wer er ist?«
»Sein Name ist Darken . Ich weiß nicht, wie nah er dem ›Big Boss‹ ist«, log sie.
Robert schaffte es, ganze drei Tänze durchzuhalten, ohne ihr auf die Füße zu treten. Dann täuschte sie etwas Erschöpfung vor und er entließ sie. Sie kehrten zurück, sie stellte sich neben Darken und sah sich nach etwas zu tri nken um, als Darken ihr bereits ein Glas Weißwein reichte.
»Ich bin etwas erschöpft, Robert war so nett, mir die Chance zu geben, mich etwas auszuruhen.« Sie reckte sich zu Darken hoch und flüsterte: »Außerdem hat er mir gesagt, dass du eine ganze Stunde mit mir getanzt hast, stimmt das?«
Darken grinste zu ihr herab.
»Dann muss ich mich ja auch nicht wundern, dass mein Magen langsam Nahrung verlangt. Ich glaube, ich habe irgendwo ein verlockendes Dessert gesehen.«
Darken legte seinen Arm um ihre Taille, so als wenn er ganz selbstverständlich dahin gehörte, und schob sie sanft Richtung Dessertbuffet.
»Oh, Trüffel, Eierlikör- und Himbeercreme, dafür könnte ich sterben!« Sie hatte den Satz noch nicht ganz zu Ende gesprochen, als er nach einer rosafarbenen Praline griff und sie zwischen ihre Lippen schob.
Sie starrte ihn erst an und verdrehte dann die Augen. »Jetzt zum Abschluss noch eine mit Eierlikör!«
Auch diese schob er ihr in den Mund. Die Geste hatte etwas sehr Vertrautes und Intimes, das war beiden b ewusst. Mehr wollte sie aber jetzt nicht zulassen, daher wandte sie sich von ihm ab und schaute über das Gelände.
Inzwischen waren die meisten Gäste gegangen, verei nzelt standen noch kleinere Gruppen zusammen.
»Wie spät ist es?«, fragte Sirona.
»Kurz vor Mitternacht.«
»Der letzte Bus fährt gleich?«
»Ja.«
»Wir sollten zurückgehen«, sie machte den ersten Schritt nach vorn, als Darken sie am Oberarm zurückhielt.
»Ich möchte noch etwas sagen.«
»Bitte.«
»Ich habe mich wirklich sehr gefreut, dir heute in diesem Rahmen begegnet zu sein…«
Den letzten Teil des Satzes schluckte er hinunter und Sirona war froh darüber, dass er nicht weitergesprochen hatte. Sie fühlte, dass er beruhigt und friedlich neben ihr herlief, seine anfänglichen Aggressionen hatte er entw eder abgebaut oder gelernt, gut vor ihr zu verbergen. Die zweite Möglichkeit konnte sie jedoch nicht glauben, er war innerhalb der wenigen Stunden, die sie nun miteinander verbracht hatten, ruhiger und friedvoller geworden, da war sie sich sicher. Sie spürte es. Wenn sie ehrlich war, dann hatte sie an diesem Abend alles intensiver gespürt als je zuvor in ihrem Leben. Sie schickte ein Dankgebet an Claire.
Die letzten Gäste wurden aufgefordert, in die Busse zu steigen, und Sirona wollte noch schnell zuvor die Toilette aufsuchen. Taamin hatte am frühen Abend
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