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Die Zusammenkunft

Die Zusammenkunft

Titel: Die Zusammenkunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Bauers
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ihr Einve rständnis eingeholt und den Fahrer mit dem Wagen zurück zum Hotel geschickt, sodass der Bus die einzige Mitfahrgelegenheit zurück in die Stadt war.
    Als sie die Treppe hinunterlief, waren bereits alle Gä ste im Bus und Taamin wartete auf sie. Sie musste lächeln, Aschenputtel kam ihr in den Sinn. Fehlte jetzt nur noch, dass sie einen Schuh verlor. Aschenputtel lief aber vor dem Prinzen davon, sie nicht – oder doch?
    Sie schaute hoch und fand Darkens Blick. Sie ging auf ihn zu, bot ihm ihren Handrücken an, den er nur allzu gern nahm und mit einem angedeuteten Handkuss versah, dann jedoch drehte er ihre Hand um und küsste ihren Puls. Seine Lippen berührten ihre nackte Haut. Es war das erste Mal an diesem Abend, dass seine Haut auf ihre Haut traf, da sie sich nach dem Händewaschen nicht mehr die Zeit genommen hatte, die langen Handschuhe überzustreifen. Die Berührung seiner Lippen war sanft, dennoch spürte sie kleine elektrische Impulse, die durch ihren ganzen Körper schossen. Sie musste die Luft eingezogen haben, denn er blickte sie abwartend an. Oder hatte er das elektrische Kribbeln auch gespürt?
    Sie sagte: »Ich möchte mich für alles bedanken, es war ein wunderschöner und auch sehr ereignisreicher Abend. Ich fühle mich verwirrt und habe noch so viele Fragen …« Abrupt drehte sie sich um, ließ ihm keine Chance, noch etwas zu sagen, und stieg vor Taamin in den Bus.
    Sie saß neben Taamin auf der ersten Sitzbank hinter dem Fahrer und sah das geschlossene Tor näherkommen, bevor es aufschwang, sah die gekreuzten Schwerter, ihr Schwert und Darkens Schwert, die beiden Griffe, die ineinander passten, als wären sie zuvor gewaltsam getrennt worden.
    Das Tor schwang leise auf, der Bus fuhr an. In Sironas Brustkorb gab es eine Explosion, als würde ihr Herz ze rrissen. Sie griff sich an die Brust, sah Blut an ihren Händen, das sofort wieder verschwand. Sie keuchte auf, krümmte sich, fühlte ihren Schmerz, fühlte seinen Schmerz und schrie: »Stopp, anhalten!«
    Der Busfahrer erschrak und trat heftig auf die Bremse, bis der Bus mitten in der Toreinfahrt stehen blieb. Sie sprang auf, keuchte, sah dann in Taamins Augen Ve rständnis und beruhigte sich. Sie trat an ihm vorbei in den Gang. »Es tut mir leid, ich … ich habe meine Jacke vergessen.«
    Taamin stand ebenfalls auf. »Soll ich dir die Jacke h olen oder bei dir bleiben?«
    Sie sah zu ihm auf, nahm sein wunderschönes Gesicht in die Hände und küsste ihn sacht auf den Mund, dann lächelte sie und sagte: »Nein, ich gehe allein, warte nicht auf mich.« Es war ihr egal, dass all ihre Kollegen diesen Kuss sahen. Dann stieg sie aus, ohne sich umzusehen. Die Tür schloss sich hinter ihr und der Bus verschwand in der Nacht.
    Sirona trat zurück durch das Tor, und stand allein im Dunklen. Sie stand allein in einem Wald an einer Mauer hinter einem mächtigen Tor, auf dem ihr Schwert abgebildet war.
    Ihre Hand wanderte wieder zu ihrer Brust; aber da war kein Blut.
    Langsam ging sie zurück zum Haus.
    Sie hatte keine Furcht, sie fühlte keine Scham darüber, dass sie so impulsiv reagiert hatte. Sie hielt in der linken Hand ihre Handschuhe und spürte auf ihrer rechten Pul sader immer noch den Kuss. Alles, was jetzt folgte, hatte sie durch den Ausstieg aus dem Bus angestoßen, und sie würde es nicht mehr beeinflussen können. Sie dachte weiter nach. Nein, der Ausstieg aus dem Bus war bereits eine Folge. Eine Folge, eine Reaktion auf den Kuss auf ihre Pulsader. Eine Reaktion auf die Einladung, auf das Kolosseum, auf das erste Aufeinandertreffen hinter dem Hotel, auf ihre Träume … oder lag der Anfang von allem bereits 2070 Jahre, drei Monate, dreizehn Tage zurück?
    Es war bereits nach Mitternacht. Ihr war schwindelig aufgrund der Geschehnisse, die ihr Leben beeinflussten. Je näher sie dem Haus kam, desto stärker hämmerte ihr Herz gegen die Rippen.
    Und dann – Sironas Herz setzte einen Schlag aus – öffnete sich die große Tür und vor dem Licht, das aus dem Inneren des Hauses drang, zeichnete sich der Umriss einer großen, dunklen Gestalt ab. Darken.
    Alles war wie im Traum, Sironas Gedanken drehten sich im Kreis, ihre Gefühle stürzten ihren Körper in Tu rbulenzen. Sie konnte nicht mehr unterscheiden, ob es ihre Sehnsüchte waren oder seine, die ihren Geist durchfluteten. Ihr Puls raste, ihre Knie gaben nach. Da spürte sie seine Arme. Er umschlang sie, fing sie auf.
    »Ich habe meine Jacke vergessen … wollte sie nur h olen«,

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