Die Zusammenkunft
Die untergehende Sonne tauchte den Platz in ein diffuses Licht. Die Fackeln und Kerzen auf den Tischen verbreiteten eine warme, romantische Stimmung.
Robert sagte: »Tanzmusik, Sirona, würdest du mir die Ehre erweisen?« Sirona dachte nur daran, dass sie dann Darken und Taamin allein zurücklassen müsste, und ein ungutes Gefühl beschlich sie.
»Lieber Robert, gern tanze ich heute noch mit dir, aber ich habe bereits dem Gastgeber den Eröffnungstanz versprochen und möchte nicht unhöflich sein!«
»Aber natürlich.«
Darken reagierte augenblicklich. Er drehte sich um und ging mit ihr zur Tanzfläche hinüber, legte die linke Hand in ihre Handfläche und die rechte auf ihre Hüfte. Die Musik war langsam und romantisch, sie kannte das erste Stück nicht, dann spielten sie ›Blue Eyes‹. Sie sah zu ihm hoch und schenkte ihm ein wunderschönes Lächeln. Er zog sie ein wenig mehr an sich heran, und sie ließ es zu. Beim dritten Lied legte sie ihren Kopf an seine Schulter und ließ sich führen. Sie schwebte auf einer Wolke von Frieden und Ruhe und tanzte ohne Gefühl für Zeit und Raum. Dann wurde die Musik für eine kurze Pause unterbrochen und sie hob verwirrt den Kopf. Sein Gesicht war völlig entspannt und sein Blick ruhte auf ihr. Sie holte tief Luft, so als hätte die Unterbrechung der Musik sie zurück in die Wirklichkeit geholt.
Als sie die Tanzfläche verließen und auf Sironas Freunde zugingen, waren die restlichen Sonnenstrahlen schon längst verschwunden und die Luft hatte sich abg ekühlt. Darken hatte sie nicht mehr untergehakt, sein Arm lag um ihre Taille, als wollte er jedem zeigen, dass sie zu ihm gehörte. Das Gefühl gefiel ihr, obwohl er sich ganz schön machohaft benahm; innerlich schmunzelte sie über sich selbst.
»Darken, würdest du mir einen Herzenswunsch erfü llen?«
»Jeden!«
»Ich möchte Robert nicht enttäuschen, er war es, der mich damals nach Dresden eingeladen und dafür gesorgt hat, wenn auch unbeabsichtigt, dass wir uns begegnet sind. Aber«, sie machte eine kurze Pause, »ich mache mir Sorgen was geschieht, wenn ich dich für einen Tanz oder zwei alleine lasse. Ich möchte, dass du Taamin weniger aggressiv gegenübertrittst. Selbst wenn du es jetzt noch nicht sehen willst, er ist dir immer noch tief verbunden. Wenn ich ihn nicht an meiner Seite gehabt hätte, dann würde ich heute nicht mehr hier stehen. Dann wärst du wieder zu spät gekommen. Er hat mir allein in Rom zweimal das Leben gerettet.«
Darken hielt sie zurück, blieb stehen und drehte sie zu sich um. »Dir das Leben gerettet?«
»Ja!« Sie sah zu Boden, als wenn sie sich für diese Tatsache schämte.
Er hob ihr Kinn an und zwang sie damit, ihm in die Augen zu sehen. »Wie konnte das geschehen?«
»Ich bin keine Frau, der man Vorschriften machen kann und ich war, sagen wir mal, etwas leichtsinnig!«
Er holte tief Luft. »Darum fühlst du dich ihm so ve rbunden?«
»Auch!«
» Auch ?«
»Es gibt Dinge, die gehen dich nichts an, vielleicht später einmal, aber nicht jetzt! Jetzt möchte ich nur me inem Freund Robert den Gefallen tun und mit ihm tanzen, ohne Angst haben zu müssen, dass du Taamin den Kopf abschlägst.«
Darken beugte sich zu ihr hinunter und näherte sich i hrem Gesicht. Sie befürchtete schon, dass er sie küssen wollte, aber er hielt inne. »Jeden Herzenswunsch, mag er mir auch noch so schwer fallen. Taamin wird nichts geschehen, jedenfalls nicht heute Nacht.«
Sie schluckte. Ihr war bewusst, dass der Mann, mit dem sie jetzt so galant flirtete und verhandelte, der Mann mit dem Schwert war, der sie in einem früheren Leben getötet hatte, und der Taamin hatte töten wollen. Er war ihr fremd und dennoch unglaublich vertraut, und er blieb gefährlich, egal wie viele Rosen er ihr schenkte.
Als sie sich wieder der Gruppe zuwandte, befanden sich alle in Gesprächen, nur Taamin hatte sie ganz genau beobachtet. Sirona spürte die Sorge, die er empfand. Sie lächelte ihn an und er beruhigte sich ein wenig. Da die Musik noch nicht wieder eingesetzt hatte, bat Sirona Da rken um ein Glas Wein. Er gab einem der Kellner sofort einen Wink.
»Taamin, es wird mir etwas kühl, ich glaube, ich habe meine Jacke vorhin im Auto liegen gelassen.«
Taamin drehte sich auf dem Absatz um. Unbewusst und instinktiv schob Sirona sich unter Darkens Arm, um sich etwas zu wärmen, und merkte sofort, wie er diese Vertrautheit genoss. Er ließ sie nur ungern los, als sie sich von ihm löste, um die Jacke von Taamin
Weitere Kostenlose Bücher