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Die Zwanziger Jahre (German Edition)

Die Zwanziger Jahre (German Edition)

Titel: Die Zwanziger Jahre (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theo Zwanziger
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so aus, als würden die meisten Großvereine ihr Engagement eher einschränken als ausbauen. So richtig haben sie wohl noch nicht begriffen, welche Chance sie verpassen.

23.
    »… auf und abseits des Platzes«: Auftrag erfüllt ↵
    Die Umstände ließen mir also keine andere Wahl, als im Oktober 2010 erneut für das Amt des DFB -Präsidenten zu kandidieren. Aber eigentlich ging ich davon aus, dass meine Mission beendet, mein Auftrag weitgehend erfüllt war. Die wesentlichen Grundlagen für einen gesellschaftsfähigen DFB hatte ich, soweit das in meiner Macht stand, als Schatzmeister und Präsident gelegt, und weil ich nicht zu den Menschen gehöre, die glauben, alles immer allein machen zu können, wäre 2010 der richtige Zeitpunkt gewesen, einen Nachfolger zu wählen. Neue Gesichter sollen die Weichen für die Zukunft stellten. Aussitzen, verwalten, das ist nicht mein Ding. Ich brauche Projekte, an denen ich mich abarbeiten kann.
    Erstaunlicherweise gingen die meisten Kolleginnen und Kollegen in der DFB -Führung bis hin zu Wolfgang Niersbach und Horst R. Schmidt ganz selbstverständlich davon aus, dass meine Amtsmüdigkeit verschwunden sei und ich möglicherweise sogar bis 2016 amtieren würde, obwohl sie meine Befindlichkeit und den Brief von Ostern 2010 kannten. Da habe ich wieder einmal festgestellt, wie wenig selbst Freunde und Vertraute mich wirklich kennen. Solche grundsätzlichen Entscheidungen kommen und gehen bei mir nicht über Nacht, sie sind das Ergebnis eines längeren Prozesses. Meine Mission war jedenfalls im Kern vollendet, so sah ich das.
    Die veröffentlichte Meinung, so wie sie sich in zahlreichen meinungsstarken Zeitungen äußerte, schien ebenfalls der Auffassung, neue Gesichter an der Spitze täten dem DFB gut. Ich stellte fest, dass ich längst nicht mehr so eine gute Presse hatte wie in den ersten Jahren meiner Amtszeit. Mir kam es so vor, als ob viele meiner Eigenschaften, die mir vor ein paar Jahren noch positiv ausgelegt worden waren, jetzt auf einmal gegen mich sprachen. Anonym wurden DFB -Mitarbeiter zitiert, die sich eine stärkere Konzentration auf die sogenannten Kernaufgaben wünschten.
    Aber an diesem 21. Oktober 2010 in Essen schenkten mir die Delegierten mit großer Mehrheit noch einmal das Vertrauen.
    Auch auf diesem Bundestag trafen wir wegweisende Entscheidungen. Mit der Regionalligareform versuchten wir, dem halbprofessionellen Fußball unterhalb der drei »großen« Ligen eine neue Basis zu geben. Die Vereine der vierthöchsten Spielklasse haben viel zu hohe Erwartungen. Sie hoffen auf Fernsehgelder, die es aber nicht gibt, weil kaum ein Fernsehsender ein Regionalligaspiel überträgt. Der DFB bekommt Fernsehgelder nur für die Länderspiele der Nationalmannschaft. Wie die Zweite Bundesliga aus dem Fernsehvertrag der Bundesliga subventioniert wird, so finanziert der DFB aus dem Länderspielvertrag die Dritte Liga und die Frauen-Bundesliga. Noch mehr können wir nicht investieren in einen Bereich, der keine Fernsehrelevanz hat. Von der Bundesliga bis zur Regionalliga gibt es rund 150 Mannschaften im – wenn man so will – bezahlten Fußball. Dem stehen 26 000 Vereine von der Oberliga bis zur Kreisklasse gegenüber, die ebenfalls Jugend- und Sozialarbeit betreiben.
    Die vierte Liga gehört zum Amateurfußball. Das schließt nicht aus, dass die Vereine mit Spielern und Trainern Verträge schließen und sie bezahlen, aber sie müssen sich nach den Einnahmen strecken. Die bestehen im Wesentlichen aus den Mitgliedsbeiträgen und Zuschauereinnahmen, einer soliden Vermarktung und punktuell auch einmal einer Fernsehübertragung. Die Finanzierung der Regionalligavereine kann nicht Aufgabe des DFB sein, denn dessen gemeinnützige Mittel sind in erster Linie für die Verbände und für die Arbeit in der Breite bestimmt. Egidius Braun hat immer gesagt, und das gilt auch für mich: Der DFB darf das Geld, das er mit der Nationalmannschaft verdient, nicht in die Taschen der Spieler aus diesen 150 Mannschaften stecken, sondern er muss an die 26 000 Vereine denken.
    Die Regionalligareform war auch deshalb notwendig, weil zu viele zweite Mannschaften von Erst- und Zweitligisten in der dritten und vierten Liga mitspielten. Dass diese U23-Mannschaften möglichst hochklassig beschäftigt werden, ist für die Nachwuchsförderung der Profiklubs von großer Bedeutung. Andererseits verzerren zweite Mannschaften das Bild einer solchen Spielklasse, sportlich, weil nicht selten Profis aus dem

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