Die Zwanziger Jahre (German Edition)
Veränderungen im Jahr 2000 nicht um die WM - und EM -Titel seit 2008 mitgespielt hätte.
Dass es auch 2012 noch nicht zum EM -Titel gereicht hat, ist schade, ändert aber nichts an der Effizienz der Nachwuchsförderung. Wir sind jedenfalls wieder konkurrenzfähig in der Elite.
Jahrelang galt der Osten als der eigentliche Talentpool des deutschen Fußballs. Dort gab es die Eliteschulen, es gab Stützpunkte und Förderzentren. Die Ost-Vereine beklagten sich, dass ihre Talente früh abgeworben wurden von den reicheren Klubs im Westen. Diese Klagen hört man nicht mehr. Nicht, weil es im Osten keine Talente mehr gäbe, sondern weil die Klubs sie jetzt auch im Westen finden. Auch ein Verein wie Energie Cottbus verfügt längst wieder über Profispieler aus dem eigenen Nachwuchs, früher wurden die im jungen Alter von Hertha BSC weggekauft.
Als unsere U21 2009 den Europameistertitel gewann, fragte mich ein Funktionär aus dem Osten: »Früher haben so viele Jungs von uns in den Nationalmannschaften gespielt, heute ist das nicht mehr so. Wollt ihr unsere Talente nicht mehr?« Die Antwort ist: Der Westen hat aufgeholt und gleichgezogen in Sachen Nachwuchsförderung. In der U21 stehen heute nicht mehr Spieler mit ostdeutschen Wurzeln, als es von der Bevölkerungsstruktur her naheliegt.
In der Zeit meiner Präsidentschaft seit 2006 hat der DFB -Nachwuchs zehn Titel gewonnen. 2008 wurde die U19 Europameister, im Jahr darauf die U21 und die U17. Unsere Frauennationalmannschaft gewann den Weltmeistertitel 2007 und war 2009 Europameister, die U20-Frauen wurden 2010 Weltmeister, die U19 wurde Europameister 2007 und 2011 und die U17-Mädchen 2008 und 2009 ebenfalls Europameister. Gibt es einen besseren Beweis für gute Nachwuchsförderung?
Besonders gern erinnere ich mich an das Finale der U21-Europameisterschaft 2009 in Malmö, als die Mannschaft von Trainer Horst Hrubesch die Engländer mit 4:0 besiegte. In der Mannschaft standen damals viele junge Spieler, die drei Jahre später bei der EM schon zum festen Kader der A-Mannschaft zählten: Manuel Neuer, Mats Hummels, Benedikt Höwedes, Sami Khedira, Marcel Schmelzer, Jér ô me Boateng und natürlich Mesut Özil. Am Ende des Turniers wurde auch mir als Präsident des DFB eine Goldmedaille überreicht. In der kleinen Feierstunde in der Nacht habe ich diese Medaille an Gerhard Mayer-Vorfelder weitergegeben. Ich fand, dass sie ihm zustand für seine Verdienste um die Talentförderung.
Natürlich hat sich auch Sportdirektor Matthias Sammer außerordentlich um die Nachwuchsförderung verdient gemacht. Dennoch kann ich gut verstehen, dass es ihn nach München zog.
Als Wolfgang Niersbach und ich im April 2011 seinen Vertrag als DFB -Sportdirektor bis 2016 verlängerten, hatte ich zwar den Eindruck, dass er sehr an dieser Aufgabe hing. Wir waren froh, ihn weiter an den Verband binden zu können, denn seit ich ihn 2006 zum DFB geholt hatte, gab er der Nachwuchsförderung ein Gesicht. Sammer stellte nur eine Bedingung: Wir sollten ihm die Freigabe erteilen, wenn er ein Angebot von Bayern München erhalten würde. Diese Aufgabe reizte ihn ganz besonders, und deshalb gaben wir ihm mündlich die gewünschte Zusage.
Nun ist es so weit. Die Bayern haben Sammer als Nachfolger für Christian Nerlinger als Sportdirektor verpflichtet und ihn sogar in den Vorstand aufgenommen. Wolfgang Niersbach hat unsere mündliche Zusage eingehalten, auch wenn es ihm gewiss schwergefallen ist, denn für den Verband bedeutet Sammers Weggang einen herben Verlust.
Eine starke Persönlichkeit, die sich vor allem um die Nachwuchsförderung verdient gemacht hat: Matthias Sammer (©IMAGO).
Der neue Sportdirektor Robin Dutt ist fachlich eine sehr gute Lösung. Er hat in Freiburg ausgezeichnete Arbeit geleistet, ist aber zuletzt in Leverkusen nicht so gut zurechtgekommen und musste bei Bayer vorzeitig gehen. Dutt wird es nicht leicht haben, Sammer zu ersetzen, den erfolgreichen Nationalspieler, der immer nach vorn drängt und sich nicht scheut, wenn nötig auch zu polarisieren. Ich persönlich hätte auch Jens Lehmann für eine gute Wahl gehalten.
Ob Sammers Verpflichtung indes für den FC Bayern ein Gewinn ist, wird sich herausstellen. Ich habe da so meine Zweifel. Weniger wegen Sammer, auch wenn ich erfahren habe, dass er in seiner Fußball-Leidenschaft manchmal nervig sein kann. Nach dem verlorenen EM -Halbfinale gegen Italien konnte ich ihn beobachten: Er saß an einem Tisch in meiner Nähe und skizzierte
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