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Die Zwanziger Jahre (German Edition)

Die Zwanziger Jahre (German Edition)

Titel: Die Zwanziger Jahre (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theo Zwanziger
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Staatsanwälte, die ich später zurückgenommen habe, weil die Generalstaatsanwaltschaft mir glaubhaft versicherte, das Notwendige sei besprochen worden.
    Im Vorfeld der WM hatten wir gemeinsam mit den Profiklubs eine Angelegenheit vorangebracht, die schon lange für Diskussionen gesorgt hatte. Bei einem der letzten Vorbereitungsspiele zur WM , dem 6:2 gegen Österreich im Mai, verletzte sich Sebastian Deisler erneut am bereits lädierten Knie und musste operiert werden. Deisler, der als das größte deutsche Fußballtalent neben Michael Ballack galt, fiel nicht nur für die WM aus. Auch sein neuer Verein Bayern München, wohin er gerade von Hertha BSC gewechselt war, musste lange auf ihn verzichten. Es war nachvollziehbar, dass der FC Bayern, der viel Geld für Deisler ausgegeben hatte, unglücklich war, dass diese Investition jetzt keine Früchte tragen konnte und erhebliche Kosten am Verein hängen blieben, obwohl der Spieler sich ja bei der Nationalmannschaft so schwer verletzt hatte.
    Bisher hatten Verbandsvertreter solche Beschwerden meist abgebügelt: Es herrscht die Auffassung, die Vereine seien nun mal verpflichtet, die Spieler abzustellen und trügen auch das Risiko. Aus meinen Diskussionen mit Uli Hoeneß, damals noch Manager der Bayern, entwickelte sich ein Versicherungssystem, das die hohen Kosten für Nationalspieler in Deutschland unter Einbindung des Verbandes verträglicher machen sollte. Alle deutschen Nationalspieler, inzwischen auch die der U21, werden hoch versichert für Verletzungen, die bei Länderspielen eintreten und zu längeren Pausen führen.
    Dieses System nahm von Deutschland aus seinen Weg und ist ausgedehnt worden auf Uefa und Fifa . Weltweit werden Nationalspieler künftig aus den Erlösen der großen Turniere versichert und die Vereine von unverhältnismäßigen Risiken befreit. Bayern-Chef Karl-Heinz Rummenigge erklärte im Januar 2012: »Der DFB ist in all diesen Fragen vorbildlich.« Wir regelten auch die Beteiligung der Klubs an den Erlösen von Europa- und Weltmeisterschaften, so wie wir dies in Deutschland in unserem Grundlagenvertrag vereinbart hatten.
    Schade, dass manche Klubvertreter nicht häufiger über gemeinsame Erfolge reden, statt öffentlich und teilweise maßlos Kritik an der Verbandsarbeit zu üben.

10.
    »Die Welt zu Gast bei Freunden«:
    Der lange Weg zum Sommermärchen ↵
    Im Sommer 2003 rückte ich als Vizepräsident in das Organisationskomitee für die WM 2006 auf. Mein Vorgänger Fedor Radmann, ein klassischer Lobbyist des Sports und ein enger Freund des OK -Präsidenten Franz Beckenbauer, war unter Beschuss geraten. Seine Beraterverträge mit der Kirch-Gruppe und mit Adidas, über die er die Gremien erst spät unterrichtete – als die Öffentlichkeit bereits aufmerksam geworden war –, ließen sich schlecht mit der Tätigkeit für den DFB vereinbaren. Nicht zuletzt der damalige Bundesinnenminister Otto Schily als Aufsichtsratsvorsitzender des OK , der für Radmann viel Sympathie hegte, bat uns, den umstrittenen Mann aus der Schusslinie zu nehmen.
    Hinzu kam, dass Radmann kein Mann aus der Verbandsarbeit war. In der Bewerbungsphase waren seine Kontakte und Ideen mehr als wertvoll gewesen, zur eigentlichen Turnierorganisation konnte er in anderen Funktionen deutlich mehr beitragen. Radmann, für die » FAZ« »mehr als nur ein Rädchen im gut geschmierten Getriebe des Weltsports«, entschied sich deshalb, aus der organisatorischen Verantwortung auszuscheiden und künftig dem Präsidium als Berater zu dienen. Diese Aufgabe hat er besonders mit dem Kulturprogramm glänzend gemeistert.
    Da im Organisationskomitee noch kein Jurist saß, obwohl jede Menge Verträge ausgehandelt werden mussten, war es logisch, dass das Präsidium mich neben meiner Funktion als Schatzmeister auch als OK -Vizepräsident mit der Zuständigkeit für Personal, Recht und Finanzen einsetzte. So war auch die Verbindung gesichert zwischen dem OK , das eine gewisse Selbstständigkeit genoss, und dem Verband, der letztlich die Verantwortung und das finanzielle Risiko zu tragen hatte. Für mich bedeutete diese Berufung, dass ich meine freiberufliche Tätigkeit endgültig aufgeben musste und der Anwaltskanzlei Lebewohl sagte.
    Die Vorbereitung der WM war eine harte Zeit für alle Beteiligten. Durch den Erfolg des Sommermärchens verklärten sich diese Jahre später und machten den permanenten Stress im Nachhinein zu einem wundervollen Erlebnis. Jeder von uns ist in den drei Jahren von 2003

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