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Die Zwei Schwerter, Band 1: Der Ansturm der Orks (German Edition)

Die Zwei Schwerter, Band 1: Der Ansturm der Orks (German Edition)

Titel: Die Zwei Schwerter, Band 1: Der Ansturm der Orks (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holger de Grandpair
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sinnlosen Kampf gegen die Elben fand. Imalra hatte jenen Bereich mit einem aufwändigen Wandteppich behängt, in den zahlreiche Perlen, Edelsteine und Stickereien elbischer Schriftzeichen eingearbeitet waren. Die Älteren der in dem Hause Bediensteten erinnerten sich noch, dass dieser zu ihrem wenigen Besitz gehörte, den sie bei ihrem Einzug in die Hauptstadt und die Fürstenresidenz mitgebracht hatte einige Jahrzehnte zuvor. Sie nannte das Schmuckstück den Perlen-Gobelin.
    Imalra war keineswegs immer eine Adlige gewesen. Ganz im Gegenteil wusste bis heute niemand in Rhodrim zu sagen, woher genau sie entstammte.
    Tarabunt, der Erbe der alten Fürstendynastie, die seit dem Fortgehen Therons vor mehr als vierhundertsechzig Jahren die Geschicke des Landes lenkte, war bereits im vorgerückten Alter von fünfzig Jahren und noch immer ohne Frau und Nachfolger gewesen, als er sie kennen lernte und sich sogleich unsterblich in sie verliebte. Dies war geschehen, als er zur damaligen Zeit eine weite Reise durch sein Reich unternommen hatte, insbesondere in die sich im Nordosten erstreckende Wiesenlandschaft, die Ostmark. Außerdem war er in diejenigen Regionen vorgestoßen, die jenseits des Grenzlandes lagen und der Wildnis zuzurechnen waren. Bei dieser Gelegenheit hatte er im Übrigen einige Berühmtheit erlangt, da er bei einem Überfall zweier menschenfressender Panther auf sein Lager eines der großen, kampfstarken Tiere nur mit seinem Dolch bewaffnet niederstreckte. Das Ereignis blieb ihm dennoch in trauriger Erinnerung, denn einige seiner treuesten Diener und besten Soldaten wurden dabei getötet.
    Trost fand der Herrscher einzig dadurch, dass er auf dem Rückweg in irgendeinem der vielen kleinen Dörfer der Ostmark, die so typisch für sein Land waren, mit einer jungen, mittellosen Frau in Berührung kam, die unverzüglich sein Herz entflammte. Obwohl ihn alle seine Freunde und Berater für verrückt erklärten, ließ er sich nicht davon abbringen, seiner Angebeteten bereits am darauffolgenden Abend einen Heiratsantrag zu unterbreiten.
    In einer prächtigen und fröhlichen Zeremonie vermählten sich schließlich der großgewachsene Fürst und die fast dreißig Jahre jüngere, zerbrechlich wirkende Frau. Die Augen des Mannes blitzten an diesem Tag so freudig wie diejenigen eines Kindes zwischen den ergrauten Schläfen hervor. Zu der anschließenden ausgelassenen Feier, die in der Fürstenklamm zu Füßen Dirath Lums stattfand, war das ganze Volk eingeladen und erschien in großer Zahl.
    Es dauerte nicht lange, da schenkte die Gemahlin dem Herrscher einen Sohn, Arnhelm, und vier Jahre darauf eine Tochter, die sie Lydiana nannten. Das jüngere Kind starb im Alter von nur fünf Jahren an einer schweren Krankheit, welche die Ärzte nicht aufhalten konnten. Als man verzweifelt nach großen Zauberern wie Lotan, Cherumon oder Marix schickte, war es bereits zu spät. Beide Eltern trauerten sehr nach diesem Schock, ebenso wie der ältere Bruder, doch der Vater verwand es am schwersten. Dieser litt wohl noch immer unverändert darunter, als er kaum ein Jahr später seine ermatteten Augen für immer verschloss.
    Imalra war nicht nur in ihren jungen Jahren eine ausgesprochene Schönheit gewesen. Ihr schmaler Körper, ihre langen schwarzen Haare, ihre makellose Haut, ihre grazilen Bewegungen und ihre edlen, überaus feinen Gesichtszüge waren auch nun, da sie die Fünfzig ebenfalls überschritten hatte, nahezu vollständig erhalten geblieben. Zu ihrem äußeren Erscheinen hinzu trat ihre volle Stimme, deren langsamer, Wärme ausstrahlender Hall ein wahrer Wohlklang war.
    Nicht wenige hatten sie für eine lange Zeit unterschätzt und ihr nach dem Tod ihres Gatten nicht zugetraut, die Regierungsbürde zu übernehmen. Dies geschah wohl aus dem Grund, dasssie zuvor stets zurückhaltend auftrat, leise Töne anschlug und außerdem körperlich allzu zierlich und schwach erschien. Obgleich auch schon vor Tarabunts Ableben vereinzelte Gerüchte und Spekulationen die Runde machten, dass sie den Fürsten hinter den Kulissen mehr als nach außen hin bekannt zu beeinflussen pflegte. Als sie dann jedoch die Macht übernahm, wurde schnell deutlich, dass sie weitaus mehr sein konnte als nur die schön anzusehende, höfliche Begleiterin eines einflussreichen Mannes.
    Mit großem Engagement und einer Energie, die jedem noch so großen Zweifler gehörigen Respekt abverlangte, begann sie sich einzuarbeiten in die ihr bislang nur oberflächlich

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