Die Zwei Schwerter, Band 1: Der Ansturm der Orks (German Edition)
Gefolgsleuten kein Unbekannter gewesen, da er im Gefolge von Boroth und Glauroth, welcher der einzige war, der ihn an Masse und Kräften noch übertraf, bereits mehrfach die Siedlung der Ashtrogs besucht hatte.
Uchnoths Charakter war scheinbar geprägt von einer einfach zu beschreibenden Natur, denn er war ständig ungeduldig, unbeherrscht und erpicht auf Streitigkeiten, Kraftproben und neue Herausforderungen. Ansonsten führte er ein großes Wort, aß und trank reichlich viel und verfiel zuweilen in einen hektisch wirkenden Redeschwall, was in einem eigentümlichen Kontrast dazu stand, dass seine Auffassungsgabe nicht die schnellste war und man mit ihm in dieser Hinsicht manchmal nachsichtige Geduld üben musste. Auf jeden Fall war er in unbedingtem Maße aufrichtig, treu und fleißig.
Eine seiner liebsten Beschäftigungen war es, sich zu streiten und zu messen. Zwar schien jene Neigung unveräußerlich im Wesen eines jeden Orks verankert zu sein, doch war dieselbe bei ihm fürwahr übermäßig ausgeprägt. Sein liebster Kontrahent in dieser Hinsicht war zweifellos Ugluk, der vierte im Bunde der Befehlsgeber. Dieser zählte zweiundzwanzig Jahre und wirkte auf den ersten Blick wenig respekteinflößend und für herausragende Aufgaben geeignet, denn er war kleiner als die meisten anderen und hatte überdies leichtes Übergewicht. Dies war weniger anhand der Wölbung in der Bauchgegend unter seinem Wams zu erkennen, sondern vielmehr an seinen rundlichen Wangen und Gesichtszügen.
Ugluks Äußeres vermittelte jedoch einen unzureichenden Einblick in sein tatsächliches Vermögen, denn der Ork war überaus schlagfertig, flink und klug und hatte wahrlich das Talent, auf jede Frage und jedes Problem eine überzeugende, gewitzte Antwort zu wissen. Es war zuweilen ein Genuss zu verfolgen, wie er die Provokationen und Beleidigungen Uchnoths ohne jede Mühe mit bissigem Humor parierte und dabei stets lächelnd, unaufgeregt und freundlich in seiner Art verblieb. Zusehends schätzten zunächst Loktai und danach Bullwai seinen Rat, denn obgleich er noch nicht über eine übermäßige Erfahrung verfügte, war sein Scharfsinn doch zumeist von Nutzen. Und schließlich war er auch in praktischen und kämpferischen Dingen ein keineswegs zu unterschätzender Gefährte, denn auch hier kamen ihm seine Beobachtungsgabe, Gewandtheit und Reaktionsvermögen unweigerlich zu Gute.
Für ihren andauernden, oftmals alle anderen unterhaltenden und erheiternden Konflikt bezeichnend, saßen sich die beiden Streithähne auch bei diesem Mahl, einige Plätze zur Linken des Häuptlings, geradewegs gegenüber.
Zuletzt gilt es, unter den bedeutsamsten Personen innerhalb des Clans der Ashtrogs zu dieser Zeit, Tendarr zu nennen. Dieser war ein körperlich normal anzuschauender, eher schlaksiger und schmal gebauter Ork von dreißig Jahren. In sein ausgeprägtes Haar waren mehrere kleine Zöpfe eingeflochten, wodurch er wilder wirkte als er tatsächlich war.
Wie alle Zerk-Gur hatte er die Eigenart, ein Leben als Einzelgänger am Rande des Stammeslebens zu führen, wenn er für die Allgemeinheit auch unverzichtbar war. Jene Zurückgezogenheit war unbedingt notwendig, um ungestört Studien zu betreiben, in Kontakt mit geheimnisvollen, unsichtbaren Energien zu treten und ansonsten die geistigen Kräfte aufzusparen für die Augenblicke, da sie von ihren Stammesbrüdern und - schwestern dringlich benötigt wurden. Besonders seine Heilkräfte wurden rege in Anspruch genommen, denn Wunden und Blessuren ergaben sich nicht nur während ernsthaften, kriegerischen Auseinandersetzungen, sondern zusätzlich sowohl bei der regelmäßigen Jagdausübung als auch bei der Vielzahl der Kraftproben und Übungskämpfen, die gerade unter heranwachsenden Orks an der Tagesordnung waren.
Während die Zauberer der Menschen ihre Leistungen seit jeher auf beeindruckende und für ihr Volk vorteilhafte Beeinflussungen und Veränderungen konzentrierten, lagen die wesentlichen Aufgaben eines Ork-Schamanen in eher praktischen, alltäglichen und manchmal unscheinbaren Dingen. Neben ihren medizinischen Hilfestellungen stellten sie ferner Tränke und Salben her für allerlei Anwendungsgebiete, sagten die nahende Witterung voraus und trafen Prognosen darüber, zu welcher Zeit die Sterne für bestimmte Unternehmungen am günstigsten standen. Weiterhin waren sie zuständig für jedwede Art von Zeremonie und Ritus, deren Bedeutung und Wirkung keineswegs zu unterschätzen waren.
„Du bist
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