Die Zwei Schwerter, Band 1: Der Ansturm der Orks (German Edition)
einen Kuhhintern schieben!“, gab Ugluk zurück und wirkte dabei viel aufgeregter, als dies bei den früheren Meinungsverschiedenheiten zwischen den beiden Streithähne der Fall war. „Kapierst du nicht, dass du dich zu einem blindwütigen Schoßhund der Durotarer machst und damit den Sorkshratts immer ähnlicher wirst?“
„Kleiner Rapitenschiss!“, fauchte Uchnoth, während er weiterhin seine Finger zum Trocknen ausgestreckt hielt, was einen durchaus komischen Gesamteindruck vermittelte.
„Haltet beide die Klappe, diese Diskussion ist viel zu wichtig für einen belanglosen Streit!“, sprach Bullwai eine harsche Rüge aus, worauf die beiden Angesprochenen widerwillig zurückzuckten und augenblicklich schwiegen. „Ogrey, du bist der erfahrenste von uns allen! Ich will deine Meinung hören!“
Der ältere Ork nickte, doch ließ er sich mit einer Erwiderung Zeit. Dann begann er langsam und bedächtig zu sprechen, was offenbarte, wie schwer er sich mit einer eigenen Einschätzung der Dinge tat. Dies hing allerdings wohl auch damit zusammen, dass er wusste, wie schwer sein Rat bei Bullwai, dessen väterlicher Freund er war, in vielen Fällen wog und wie viel an Bedeutung demselben somit zukam.
„Es sieht für mich nicht so aus, dass den Orks, die in Nordamar bleiben wollen, eine unmittelbare Gefahr durch die Menschen droht, und außerdem erscheint mir die Wachschaft ihrer Stadt stark genug, sich ohne unsere Hilfe zu verteidigen. Überdies gefällt mir unser Anführer genauso wenig wie Panca und Ugluk, denn seine wahren Beweggründe sind uns allen wahrscheinlich ebenso verschleiert wie seine Identität. Aber ich weiß nicht, wie unsere Leute und die anderen Stämme das sehen, Bullwai, und wenn wir die einzigen sind, die dem Ruf des Schwarzen Gebieters nicht folgen, könnten wir als Feiglinge oder sogar als Deserteure gelten!“
„Da habt ihr’s!“, fuhr Uchnoth auf und erhob sich. „Deserteure! Feiglinge! Sie werden mit dem Finger auf uns zeigen in unserer Heimat, wenn wir die Horde im Stich lassen! Sag du’s ihnen, Boss, denn auf mich hört ja keiner!“ Erwartungsvoll blickte er seinen Häuptling an, der sich davon jedoch nicht irritieren oder drängen ließ.
„Das Risiko werden wir wohl eingehen müssen, Befehlsgeber!“, sagte Bullwai schließlich, und seine Äußerung klang wohlüberlegt. „Wir werden nicht nach Lemuria gehen, sondern in unsere Siedlung heimkehren! Wir haben unsere Pflicht hier getan und sogar mehr als das, denn von dem Angriff auf Durotar, der angeblich stattfinden sollte, war zu keinem Zeitpunkt etwas zu sehen! Ihr geht nun zu Euren Trupps zurück und bereitet sie auf unseren Abmarsch vor! In spätestens einer halben Stunde soll das Lager vollständig abgeschlagen sein!“
Uchnoth war sichtlich entsetzt von jener Abfuhr, die er sich eingehandelt hatte, und erstarrte für einen Augenblick. „Was? Das kann nicht dein Ernst sein!“, stieß er völlig verständnislos hervor.
„Selbstverständlich bleibt es jedem Stammesangehörigen selbst überlassen, ob er die Rückreise mit uns antritt oder aber einen verlängerten Urlaub in Nordamar einlegt, verstanden!?“, gab das Clan-Oberhaupt zurück und blickte den großgewachsenen Ork, der daraufhin immer sprachloser wurde, ernsthaft an.
Dieser hielt dem Augenkontakt einige Sekunden stand, und eine Art beunruhigendes Knistern war in der Luft zu spüren. Dann besann sich Uchnoth augenscheinlich und stapfte wütend aus dem Zelt hinaus.
Es war bald Mittag, als sich die Ashtrogs in Trupps und Rotten geordnet zusammenfanden und ihre zahlenmäßige Anwesenheit überprüften. Auch die Orks anderer Clans hatten mittlerweile Waffen und Marschgepäck sortiert und ihre kleineren Habseligkeiten in geräumigenRucksäcken und Jutetaschen verstaut, doch saßen sie noch untätig und behäbig an schattigen Plätzen und warteten auf das Zeichen zum Appell. Zunächst wunderten sich alle nur über die scheinbar voreilige Geschäftigkeit des einen Stammes aus dem Nordwesten Dantar-Mars, ehe das Gerücht die Runde machte, dass dieser tatsächlich vorhatte, sich vom Rest der Horde zu trennen und die Heimreise gen Süden anzutreten.
Nach einer Weile schwappten ein anhaltendes Raunen und Flüstern durch die Reihen der überwiegend am Boden hockenden Meute, woraufhin sich dieses bald zu einer ausgewachsenen Unruhe steigerte. Viele schimpften auf die Ashtrogs und nannten sie „Fahnenflüchtige“ oder gar „Verräter“, andere aber zeigten Verständnis
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