Die Zwei Schwerter, Band 1: Der Ansturm der Orks (German Edition)
keinen Zweifel. Ferner hätte eine Widerrede mit nachfolgender Abstimmung innerhalb der Kriegerschar möglicherweise nichts geringeres als ein Ende der Ashtrogs bedeutet.
„Dann schlage ich vor, dass wir nicht hier auf freiem Felde bleiben, sondern uns in die nahen, hoch gelegenen Wälder schlagen. Schließlich wissen wir nicht, ob nicht noch Menschen oder andere Feinde umherstreifen. Dort oben werden wir auf jeden Fall nicht gesehen und haben umgekehrt unsererseits die beste Sicht über die Umgebung“, sagte Ugluk.
Die Anwesenden stimmten einträchtig zu, denn die Worte ihres als für seine Gewitztheit und Auffassungsgabe gerühmten Kameraden machten durchaus Sinn. Keine Silbe verlor man indes darüber, wen er mit andere Feinde gemeint haben könnte, vielmehr taten alle so, als hätten sie den Hinweis überhört. Dabei war offensichtlich, dass der Befehlsgeber damit vor allem ihre ehemaligen Kampfgenossen im Auge hatte, denn noch immer hatten viele Ashtrogs ernste Zweifel daran, dass dieselben sie ohne jede Schwierigkeiten aus dem gemeinsamen Dienst zu entlassen gewillt waren. Insbesondere nun, nachdem klar war, dass Darrthaur und seine Kumpane sich Bullwai zum erbitterten Feind gemacht hatten.
„Einverstanden“, beschied Bullwai schließlich. „Gebt unseren Leuten Bescheid, und lasst uns losgehen, denn es wird schon bald dunkel werden!“
Tatsächlich schickte sich die Sonne bereits an, am Firmament wie allabendlich zu verglühen und die Luft Nordamars in ein rötlich-goldenes Flimmern zu tauchen. Doch die Strecke, welche die Stammesangehörigen zu überqueren hatten, war nicht weit, und schon bald kreuzten sie die Stelle, an der tags zuvor der Flammenwall gelodert und die letzte Schlacht der Reiter Herengards getobt hatte.
Zahlreiche Kampfutensilien und Kleidungsstücke bedeckten noch immer die herniedergestampften Grashalme, und dort, wo die Erde durch das Wüten des Feuers geschwärzt war, roch es deutlich nach Verbranntem und Öl. Zweifellos hätte sich dieser Teil der Landschaft Rhodrims den Wanderern in einer prächtig grünen und idyllischen Art und Weise darbieten können, hätten eben nicht die Zeugnisse des Krieges das Bild so schändlich verunglimpft.
Nach einer Weile erreichten die Angehörigen des Ork-Trosses den Fuß der Böschung, die wie eine Rampe zu dem stark bewaldeten Hochplateau hinaufführte. Angeführt von ihrem Häuptling, begannen sie den Aufstieg und entschwanden schließlich der Sicht eines jeden Betrachters, als sie in dem unwegsamen Gelände eins wurden mit den immer dichter fallenden Schatten des Abends.
Dort, im Schutz des Bleichsteinwaldes, wo weißleuchtende Felsen zwischen Baum und Busch hervorsprangen, wollten die Ashtrogs bleiben, bis sie wussten, wohin ihre Zukunft sie führen würde.
*
Am gleichen Tag, noch einige Zeit vor dem Einfall der Dunkelheit, hatten die Angehörigen der Horde eine erste Rast eingelegt. Zuvor waren sie, seitdem sie unmittelbar nach dem Mittag von Arth Mila aus losgezogen waren, durchmarschiert und hatten bereits ein beachtliches Stück Weg hinter sich gebracht.
Sie hatten die gleiche Route verfolgt, die sie schon bei ihrer Hinreise in das Zentrum des Landes gewählt hatten. Ihr nächstes Ziel war nunmehr der Stromsteig, von wo aus sie nach Nordwesten schwenken und sich in Richtung Lemuria bewegen wollten.
Trotz ihres vernichtenden Sieges gegen die Hauptstreitmacht Rhodrims blieben sie die ganze Zeit über wachsam, sodass sie enge Landfalten und unübersichtliche Forste mieden und stets Kundschafter sowohl voraus als auch an ihre beiden Flanken entsandten. Bislang jedoch waren Überfälle auf ihre überwältigende Streitmacht erwartungsgemäß ausgeblieben, und tatsächlich hatten sie keinen einzigen feindlichen Soldaten gesichtet. Die einzelnen Menschen, welche die Späher in jeweils geraumer Distanz gesichtet hatten, waren stets wenige, in kleinen Gruppen reisende Personen gewesen, die allesamt unbewaffnet waren. Selbst die ansonsten im Westen Nordamars so reichhaltige Tierwelt machte sich rar, sodass es wahrlich erschien, als eile den Orks neben dem Geklirr deren mitgeführten Waffen und dem schweren, regelmäßigen Stampfen ihrer Kampfstiefel ein unheilvoller Dunst voraus, der alle anderen Lebewesen zu zeitiger Flucht veranlasste.
Während der Marschunterbrechung fanden sich die drei Einflussreichsten der Durotarer zu einer Unterredung fernab all ihrer Gefolgsleute zusammen, wozu vor allem Zarr Mudah gedrängt hatte. Bereits zuvor
Weitere Kostenlose Bücher