Die Zwei Schwerter, Band 1: Der Ansturm der Orks (German Edition)
uns unser Freund Braccas sicherlich bestätigen könnte“, gab der lemurische Offizier nun gleichfalls bissig zurück.
„Ich bin sicher, an unterschiedlichen Gebräuchen und Temperamenten werden unsere gemeinsamen Interessen nicht scheitern“, sagte Arnhelm schlichtend, bevor sich die Diskussion ausweiten und in ein unvernünftiges Possenspiel ausarten konnte. „Ich glaube, der König erwartet uns, Heeresmeister! Willst du uns demnach nicht den Weg weisen?“
Die Autorität, welche der blondhaarige Rhodrim ausstrahlte, war trotz seinen verhältnismäßig jungen Jahren bereits enorm. Und besonders imponierend daran war, dass dieselbe weniger auf Titel oder Stellung, welche er innehatte, sondern vielmehr auf seiner sprühenden Tatkraft sowie der offenherzigen Ehrbarkeit seines Wesens fußte. Folglich dachte auch in dieser Situation niemand daran, ihm zu widersprechen, sodass Falmir zustimmend nickte und voranschritt. Auch Dwari schien seinen Ärger schnell zu vergessen und machte sich daran, seinen Begleitern zu folgen, ohne von den verbliebenen Schaulustigen weiter Notiz zu nehmen.
Der Luth Cirven beschrieb in etwa ein Rund, das von einigen schön gewachsenen Bäumen umfriedet wurde und – bis auf den immensen Turm in seiner Mitte – frei von Gebäuden war. In seiner peniblen, wohldurchdachten und gepflegten Anlage übertraf er alles, was die Besucher aus der Fremde in der Hauptstadt Lemurias bislang gesehen hatten.
Der Boden war mit feinen, sandfarbenen, das Sonnenlicht ausgezeichnet aufnehmenden Platten getäfelt. An einigen Stellen waren flach geschnittene, von Steinen umgrenzte Rasenflächen in den Untergrund eingeflochten, von denen manche mit kunstvoll gestalteten Büschen und in voller Blütenpracht stehenden Blumen verschönert waren. Mehrere kleine Teiche, die teilweise durch schmale Wasseradern miteinander verbunden waren, sorgten für eine besonders beruhigende, angenehme Atmosphäre. Als besondere Attraktion diente ein großes, weißlackiertes Wasserrad, das im westlichen Bereich des Platzes innerhalb eines ovalförmigen Teichbeckens angebracht war. Jene ausgeklügelte Konstruktion wurde angetrieben durch die Kraft des Windes, der mit Hilfe von Fächern aufgefangen wurde. Da die beweglichen Schaufeln sich selbst bei leichtem Luftzug drehten, nahmen sie beständig Wasser auf und gaben es anschließend wieder frei, wenn sie ihren höchsten Punkt erreichten. Die Flüssigkeit wurde dadurch stetig mit einem plätschernden Geräusch in den künstlichen Teich hinabgeschüttet. In der zarten Gischt, die dabei versprühte, brachen sich bei schönem Wetter die Strahlen der Sonne, woraufhin atemberaubende, mit den leuchtenden Grundfarben gezeichnete Regenbogen in die Lüfte gezaubert wurden.
Der Himmelsplatz war an allen Orten gefüllt mit Menschen verschiedensten Alters und Aussehens. Die Männer, Frauen und Kinder flanierten umher, ruhten sich auf einer der vielen Bänke aus oder unterhielten sich angeregt. Auch die Rhodrim hätten sich bei diesem Anblick gerne zu dem gelassenen Treiben hinzugesellt und ihre Kräfte sich erholen lassen, doch blieb ihnen nicht mehr als ein flüchtiger Blick. Ihr lemurischer Führer, für welchen jene Umgebung Gewohnheit war, überquerte den Platz derweil mit zielgerichteten Schritten, sodass sie bald in den Nahbereich des Turmes gelangten.
Aus der Nähe bewirkte der beeindruckende Bau bei manchen Betrachtern bereits ein Schwindelgefühl, noch bevor diese ihn betreten hatten. Seine Wände erstrahlten in einem erfrischend hellen Blau, das noch immer so säuberlich wirkte wie am Tag seiner Fertigstellung. Sah man an seinen Mauern entlang nach oben, so erkannte man als Mensch oder Zwerg mitnichten seine höchste Spitze, da sich diese irgendwo jenseits der Wolkendecke zu verbergen schien.
Vor dem Eingang des Königssitzes standen mehrere Wachen, die diszipliniert ihren Dienst verrichteten und streng dreinblickten. Falmir hob die Hand zum Gruß, woraufhin die Soldaten dies wortlos erwiderten. Einer von ihnen trat aus der Reihe heraus und öffnete die beige angemalte Pforte, sodass die Reisenden in den Bauch des Wolkenturmes hineintreten konnten.
Von außerhalb wirkte das Gemäuer im Übrigen weitaus weniger breit und ausgedehnt, als seine Maße es tatsächlich waren. Es waren zweifellos die gigantische Höhe und der weitläufige Platz, welcher es ringsum umarmte, die jene Täuschung verursachten.
Innen waren die Granitmauern in der gleichen, unsagbar aufwändigen Art
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