Die Zwei Schwerter, Band 1: Der Ansturm der Orks (German Edition)
hellblau gestrichen wie die Außenfassade, jedoch sorgte hier die eingeschränkte Helligkeit für deutlich weniger Freundlichkeit und Wärme, die davon ausgingen. Die gemauerte, sich über die gesamte Höhe des Turmes scheinbar endlos nach oben windende Treppe begann unmittelbar nach demEinlass zur linken Hand hin. Sie war, wie jeder erstmalige Besucher mit einem Staunen feststellte, aus seltenem, türkisfarbenem Marmor gefertigt. Ließ man den Treppenaufgang nach dem Eintreten hingegen außer Acht, so konnte man sehen, dass sich dahinter geradewegs ein Flur erstreckte, von welchem mehrere Räume abzweigten. Dasselbe Bild wiederholte sich auf den unzähligen Etagen, die sich über der ersteren befanden.
Wenn man der Stiege folgte, so konnte man sehen, dass in ihrem Verlauf jeweils zwischen den einzelnen Ebenen und immer dort, wo sie eine scharfe Kehre machte, große, oben bogenförmige Fenster in das Mauerwerk eingelassen waren. Dadurch wurde das Innere ausreichend von Licht durchflutet. Zusätzlich hingen etliche brennende Leuchten, die in Einfassungen aus kostbaren Materialien steckten, überall an den Wänden verteilt.
Dwari fühlte sich wohl an diesem Ort, denn die Enge und der immerzu gedämpfte Einfall von Helligkeit erinnerte ihn an die Stollen seiner Heimat und diente seinen empfindlichen Augen als willkommene Erholung vom den freien Himmel beherrschenden Sonnenlicht.
Ein anstrengendes Aufwärtsgehen schloss sich nun an. Die Stiefelschritte der Besucher pochten dumpf auf dem Untergrund und wurden mit der Zeit immer schleppender. Einige der Menschen waren bald froh darüber, dass der Aufgang über einen stabilen Handlauf verfügte und sie sich bei Bedarf daran festhalten und abstützen konnten. Um die Zeit zu verkürzen, erklärte Falmir seinen Gästen jeweils kurz die Funktion der einzelnen Trakte und Räumlichkeiten. Außerdem sprach er über Herkunft und Bedeutung der wichtigsten der vorhandenen und von den Stufen aus einsehbaren Gemälde, Gegenstände und Ornamente, die oft als Zierde, aber manchmal auch als Ehrung oder Mahnung dienten. Beeindruckt von Prunk und Gewichtigkeit, denen sie hier angesichtig wurden, lauschten die Männer aus Rhodrim und der Gesandte aus dem Reich der Zwerge den Ausführungen mit großer Aufmerksamkeit. Der angenehme Nebeneffekt bei dieser Sache war, dass sie auf diese Weise von der Beschwerlichkeit des Aufstiegs abgelenkt wurden.
Plötzlich sahen sie sich unversehens einem Doppelportal gegenüber, zu welchem der Heeresführer sie hingeführt hatte. Dieses stellte auf dem Gang, auf welchem sie sich nunmehr befanden, den einzigen Einlass dar und bestand aus prächtigem Bernstein. Vier kräftig gebaute Wachposten standen vor den Flügeln und kreuzten ihre Piken. Erst, als sie Falmir und dessen Gefolge argwöhnisch betrachtet hatten, machten sie umständlich einen Schritt zur Seite und gaben den Weg damit frei.
Die Fremden konnten nur schwer einschätzen, wie hoch sie mittlerweile gelangt waren. Und obwohl sie sich dafür interessierten, hatten sie nun keine Zeit mehr, an eines der nächstgelegenen Fenster zu gehen und dies durch einen Blick ins Freie hinaus zu überprüfen. Denn ihr lemurischer Führer war bereits an die Pforte herangetreten, und alle von ihnen ahnten, dass sie sich in wenigen Augenblicken dem alten und stolzen König des größten der menschlichen Reiche Arthiliens gegenüber sehen würden. Und mit demselben warteten sicherlich einige weitere wichtige Personen ungeduldig auf ihre Ankunft und das, was sie zu berichten hatten.
Nachdem der Heeresmeister drei Mal laut angepocht hatte, wurden die beiden Flügel von innen geöffnet. Ein Mann in der Uniform eines Bediensteten erschien. Sein Name war Chamod.
Chamod versah allerlei Dienstleistungen innerhalb des Wolkenturmes und sorgte insbesondere für das Wohlergehen der königlichen Familie. Diesen Dienst tat er schon, seit er ein Knabe war. Er war nunmehr mittleren Alters und so etwas wie die gute Seele des Hauses. Man kannte ihn als freundliche und zuvorkommende Natur, weshalb ihn beinahe jedermann rasch ins Herz schloss, auch wenn seine förmliche, steife Art für manch einen gewöhnungsbedürftig ausfiel. Seine Robe war aus edlem, überwiegend blauem Stoff und wies zahlreiche Taschen, Knöpfe undBänder auf, was sie in den Augen der Rhodrim und des Zwerges wie ein albernes Kostüm erscheinen ließ. Davon ließen diese sich gleichwohl nichts anmerken.
Der Haushofmeister warf einen abschätzenden Blick auf
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