Die Zwei Schwerter, Band 1: Der Ansturm der Orks (German Edition)
lieb ist und unsere bescheidene Siedlung mit Krieg bedrohen! Und dabei werde ich große Stücke auf Euch und Euren Stamm zählen! Dicht an der Seite Eures Freundes Darrthaur werdet Ihr einer unserer wichtigsten Heeresführer sein und dem Volk der Orks große Dienste erweisen! Der ewige Dank Durotars und ganz Nordamars wird Euch danach gewiss sein!“, sagte der Schwarzgewandete, und schwer war es wahrlich, sich dem Reiz seiner Worte zu entziehen. Denn die Überzeugungskraft, welche er besaß und Spiegel seiner außerordentlichen Willensstärke war, ließ jeden, der ihm begegnete, unweigerlich in Versuchung geraten, ihm sofortig Treue und Gefolgschaft zu bekunden.
Mit einem Male erkannten Bullwai, Panca und Ogrey, dass sich hinter der schwarzen Gestalt eine weitere Person befand, die sich offensichtlich die ganze Zeit über in deren Schatten verborgen hatte. Anders war ihr plötzliches Auftauchen nicht zu erklären. Über die Art jenes Geschöpfes gab es hingegen wenig zu streiten, denn es handelte sich um einen Ork, der Tracht zufolge vermutlich um einen Schamanen. Über seinem kräftigen, zu einem Zopf geflochtenen, tiefschwarzen Haar saß ein Stirnreif mit einem schwach funkelnden Kleinod, und in seiner linken Hand stach ein offensichtlich aus Knochen gefertigter Stab mit einem violetten Edelstein hervor. Sein Gesicht wies eine eigenartige Widersprüchlichkeit auf, denn es wirkte jung und unverbraucht und dennoch geprägt von Erfahrung, Überlegenheit und einer gewieften Arroganz. Die drei Ashtrogs wussten sofort, wen sie vor sich hatten, und fragten sich, ob dieser Ork wohl tatsächlich so alt war, wie man sich erzählte.
„Verzeiht, dass ich gegenwärtig so wenig Zeit für Euch erübrigen kann, doch es gibt noch vieles zu bedenken und in die Wege zu leiten für mich, ehe die schicksalhaften Tage unseres Verteidigungskampfes anbrechen werden. Wenn unser Feldzug, den man uns zur Wahrung unserer Freiheit aufzwingt, beginnt, werden wir gewiss mehr Gelegenheit haben, uns in Worten auszutauschen. Einstweilen wird Euch Darrthaur, der als Befehlshaber unserer Stadt mein uneingeschränktes Vertrauen genießt, zur Verfügung stehen und mit allen Notwendigkeiten versorgen.“
Auf diese Weise verabschiedete sich der Schwarze Gebieter und schritt zu der Stiege zurück, die in das obere Geschoss des großen Haupthauses von Durotar führte. Zarr Mudah folgte ihm nach und warf dabei noch einen Blick über die Schultern zu den Gästen hin zurück. Seine Lippen zeichneten dabei ein Lächeln und entblößten seine aufblitzenden Zähne. Danach bestiegen die beiden Anführer der Siedlung die Treppe und waren bald darauf aus dem Blickfeld der an der Tafel Versammelten verschwunden.
„Gord selbst hat uns den Schwarzen Gebieter geschickt“ sagte Darrthaur, der früher Glauroth war, mit tiefer und bedächtiger Stimme. Dann wandte er seinen Blick wieder Bullwai zu und sah ihm geradewegs in die Augen. „Der Norda-Por hat seinen Schrecken verloren! Wenn unser Zeitplan hält, wird der Sturm in sieben Tagen beginnen!“
Schließlich beendeten die Ashtrogs ihr Mahl und kehrten nach Einbruch der Dunkelheit zu ihren Stammesbrüdern zurück. Viel hatten sie zu berichten, und alle, die ihren Worten lauschten, waren mehr als überrascht zu erfahren, dass es Glauroth war, der unter einem neuen Namen die Position des Befehlshabers der Stadt ausübte und als solcher unmittelbar dem Schwarzen Gebieter unterstand. Der einstige Clan der Takskalls, deren Häuptling dieser einmal gewesen war, bildete darüber hinaus auch den Kern der Bevölkerung und der Armee Durotars. Als Bullwais Kindheitsfreund und oftmaliger Begleiter seines Vaters Boroth bei dessen Besuchen bei Loktai war er den meisten Ashtrogs wohl bekannt. Auch an dem berüchtigten Zerk-Gur, der in der Stadt eine sehr bedeutsame, wenn auch undurchsichtige Rolle einnahm, zeigten die Zuhörer großes Interesse.
Die wesentlichste Neuigkeit war jedoch zweifellos, dass die Krieger des Stammes in wenigen Tagen schon ausziehen würden, als Teil einer schwer bewaffneten Horde, die aus Tausenden weiteren ihrer Artgenossen bestand. Nach Osten hin würden sie sich voraussichtlich wenden, um auf Geheiß des Schwarzen Gebieters Krieg in das Menschenreich Rhodrim zu tragen.
Die Ashtrogs waren nunmehr unweigerlich Teil eines Konflikts geworden, über dessen Ausmaß und Hintergründe sie bislang nur dumpfe Mutmaßungen zu hegen vermochten.
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* orkisch, in der Gemeinsamen
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