Die Zwei Schwerter, Band 1: Der Ansturm der Orks (German Edition)
wollte, neun Pferde mit sich, von denen jedes einzelne mit reichlich Proviant und allen notwendigen Ausrüstungsgegenständen ausgestattet war. Der Zwerg unter ihnen sollte von den Reitern abwechselnd mit in den Sattel genommen werden und stieg zunächst bei seinem Freund Braccas auf.
Einigkeit bestand bei allen darüber, dass Arnhelm von Rhodrim die Gemeinschaft befehligen sollte. Braccas Rotbart, dem ältesten der Menschen, kam hingegen die Aufgabe zu, seine Gefährten mit Hilfe seiner auf zahllosen Reisen erlangten Erfahrung durch die fernen und gefahrvollen Gebiete des Ostens zu führen.
Die breite Straße war zu diesem frühen Zeitpunkt noch recht leer, und das Leben in der Hauptstadt des Reiches war erst langsam am Erwachen. Dennoch wurde die dahintrabende Schar von einigen Augenpaaren, die zumeist hinter halb verschlossenen Fensterläden hervorlugten, mit neugierigen Blicken bedacht. Selbst in jener enormen, pulsierenden Stadt war eine solche Reisegruppe nichts Alltägliches. Möglicherweise hatte sich auch herumgesprochen, dass der Prinz von Lemuria, der Thronerbe von Rhodrim und dazu noch ein leibhaftiger Zwerg an diesem Morgen zu irgendeinem geheimen Auftrag gemeinsam ausritten. Gleichwohl sorgten sich die Reiter um die gaffenden Augen nicht weiter, denn es war nicht davon auszugehen, dass die Orks Spione in der Stadt hatten und sie bei ihrer Reise folglich behindern würden.
Nachdem die Menschen und der Zwerg das nördliche Tor durchquert hatten, gingen sie in einen leichten Galopp über. Auf diese Weise passierten sie das halbe, zwischen den beidenhimmelblauen Mauern daliegende Rund um die Stadt binnen kurzer Zeit. Dabei sahen sie, dass die beige uniformierten Soldaten, die auf den hohen Brüstungsmauern wachten, bereits zur frühen Stunde des dämmrigen Sonnenaufgangs auf ihren Posten waren. Wenn der Sohn Kherons gelegentlich nach oben sah, grüßten sie ihn von oben herab und warfen ihm anerkennende und hoffnungsvolle Blicke zu.
Nach einer Weile gelangten sie schließlich an das Südtor, das zu dieser Tageszeit für gewöhnlich noch verschlossen gehalten wurde. An diesem Tag jedoch war es auf Geheiß Beregils eigens für die Ausgesandten bereits zeitig geöffnet worden. Die zehn durchquerten den gigantischen Torbogen und gelangten auf den sich anschließenden, stark abwärts führenden Schotterpfad. Während sie das Gefälle hinabritten, vernahmen sie noch hinter sich das Rasseln der Ketten, die sich in den massiven Winden in Bewegung setzten. Um weniges später schlug das stählerne Tore mit einem lauten Krachen zu.
Als nächstes wandten sie sich auf geradem Wege nach Osten, in Richtung der dortigen Pforte der Tôl Womin. Über jene wollten sie Lemuria verlassen und mit dem ungewissen und zweifellos gefährlichen Teil ihrer Reise beginnen. Zunächst jedoch befanden sie sich noch in einer weitaus sicheren Umgebung, und so begannen sie, ungehindert über die gut ausgebaute Straße hinwegzugaloppieren.
Sanae blieb zunächst vorne an der Seite Arnhelms, denn dies war auch die Strecke, die sie bei ihrer Anreise aus Engat Lum genommen hatte und welche die Reisenden zwischen Pír Cirven und dem kleinen Königreich im Nordosten üblicherweise einschlugen. Die wenigen anderen Pfade, die vom östlichen Tor der Großen Mauer zu der Hauptstadt Lemurias führten, waren schlechter ausgebaut und darum weitaus unbequemer zu passieren.
Langsam stieg das purpurne Morgenrot gänzlich hinter den östlichen Landrücken hervor und tauchte die zuvor schattige Erde in eine schimmernde Helligkeit. Als die Gefährten an einem glucksenden Bach vorüberkamen, sahen sie, wie die Strahlen der Sonne sich in ihm brachen und auf dem Wasser wie zur freudigen Begrüßung eines neuen Mittsommertages zu tanzen schienen.
Jenes herrliche Land war still und unberührt, und nichts deutete darauf hin, dass eine stumme Bedrohung über ihm lag.
In den nächsten Stunden nahm das Treiben um sie herum stetig zu. Berittene, Wagenkolonnen und Gruppen von Wanderern zu Fuß, die zumeist von kleineren Dörfern und Gehöften des lemurischen Ostens aus aufgebrochen waren, kamen ihnen entgegen und zogen einer nach dem anderen an ihnen vorüber. Deutlich weniger Reisende waren hingegen in die gleiche Richtung unterwegs wie sie, wenn sie auch hin und wieder einzelne Männer und Frauen überholten.
Die Straße, der sie folgten, verlief derweil eben und beinahe kerzengerade, von einigen leichten Windungen abgesehen. Links und rechts der Strecke
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