Die Zwei Schwerter, Band 2: Die Rückkehr der Elben (German Edition)
meisten von uns töteten. Die wenigen Überlebenden unter uns Lindar und Nolori, auch diejenigen, die zunächst noch in ihren ursprünglichen Heimstätten, wie den Leuchthainen oder manch abgelegenen Küstenstreifen, geblieben waren, begaben sich auf eine lange Flucht und fanden sich schließlich an einem verborgenen Zufluchtsort ein. Nur wenige Male hatten einzelne von uns nach dieser Zeit noch Kontakt mit der äußeren Welt, so auch mit Angehörigen von Euch Menschen, die Aldu rufen ließ, um unsere Niederlage zu vergelten.
Die Lage unserer neuen Heimat, die uns vor der endgültigen Auslöschung einst bewahrte, will ich Euch nunmehr nicht länger vorenthalten, da wir Eurer Hilfe bedürfen und auch der Feind, der uns vernichten will, mittlerweile Kenntnis darüber erlangte. Unser Versteck befindet sich im Herzen des Ered Fuíl und ist ein grüner Garten mit Bächen und Seen, der eine unbeschreibliche Schönheit birgt und wie geschaffen wurde für die friedliebende, zufriedene Natur, die uns eigen ist. Wir gaben diesem Ort den Namen Aím Tinnod. Niemand hat uns jemals dort gestört, da unser neues Heim bewacht wird von uralten Bäumen, die einem eigenen Willengehorchen und auf ihre Weise niederträchtig sein können gegenüber Fremden, die sie nicht mögen und denen möglicherweise der Geruch von Gefährlichkeit anhaftet.“
Die Rhodrim und der Zwerg warfen sich aus ihren Augenwinkeln heraus verstörte Blicke zu, denn augenblicklich erinnerten sie sich an ihre unerfreuliche Wanderung inmitten des Stillen Waldes. Der Gedanke, dass sie sich dabei ganz in der Nähe des verschwunden geglaubten Elbenvolkes befunden hatten, erschien ihnen nun äußerst seltsam. Allerdings konnten sie ob ihrer Erfahrung umso besser verstehen, weshalb Eldorin und seine Brüder und Schwestern in Arthilien so lange unentdeckt hatten weilen können.
„Vierzehn Jahrhunderte dauerte unser Frieden an, und da wir uns niemandem zeigten und keinen Besuch zu uns vorließen, musste man uns für tot und vergangen halten“, fuhr der Elb mit dem golden wallenden Haar fort. „Jedoch haben die Verhältnisse kürzlich eine schlimme Wendung genommen, und nun bedaure ich, dass wir uns so lange von der Welt abgewandt und erst so spät erkannt haben, welche Entwicklungen während unserer gefühlten Abwesenheit in Gang gesetzt wurden. Freundlicherweise haben uns Jabbath und andere in den letzten Tagen immerhin ein wenig über den gegenwärtigen Zustand der Länder der Menschen, die Geschichte der letzten Jahrhunderte und auch die jüngsten Geschehnisse in Kenntnis gesetzt.
Um wiederum Euch unser Wissen, das für unser aller Zukunft von Bedeutung sein mag, kundzutun, kann ich nicht umhin, zunächst ein wenig auszuholen. Sicher habt Ihr schon gehört von einem meines Volkes namens Furior, dem wir den Namen Feuerzorn gaben?“
Die ruhigen, mit weich klingender Stimme erzählten Worte des Sprechers hatten eine beruhigende Wirkung auf die Zuhörer, sodass sie erstaunt waren, dass plötzlich eine Frage an sie gerichtet wurde. Überraschenderweise war es Dwari, dessen Unwohlsein in der Gegenwart der Elben förmlich zu spüren war, der sich sogleich zu einer Antwort anschickte.
„War das nicht derjenige Elb, der dieses Schwarze Schwert schmiedete und den Ogern gab, um sein eigenes Volk der Vernichtung preiszugeben? Wahrlich, um einen Zwerg kann es sich dabei nicht gehandelt haben, nicht einmal ein Schuft wie Radament wäre zu so etwas in der Lage gewesen!“
„Du hast Recht damit, dass es Furior war, der für das große Martyrium von uns Elben, für den Tod meiner Mutter und von unzähligen anderen eine Ursache setzte“, sagte Eldorin bestimmt. „Doch war er es auch, der sich zuvor große Verdienste erwarb, da er der klügste aller Lindar war und für uns die Freundschaft zahlreicher Wesen und Pflanzen gewann. Außerdem müssen wir uns die Frage gestatten, ob wir uns im Umgang mit ihm nicht einiger Fehler und ungerechter Härten schuldig gemacht haben. Auf jeden Fall werdet Ihr überrascht sein, wenn ich Euch sage, dass Furior nicht schon vor langer Zeit, im Anschluss an den Krieg zwischen uns und den Ogern etwa, sondern erst vor wenigen Tagen zu Tode gekommen ist. Hingerichtet durch ein Ungeheuer, dem keine Macht, die wir kennen, gewachsen ist und das auch die Reiche der Menschen und Zwerge, nachdem wir ihm zum Opfer gefallen sind, nicht verschonen wird.“
Braccas, Marcius, Ulven, Dwari und auch Jabbath, der von seinen Gästen aus dem Ered Fuíl
Weitere Kostenlose Bücher