Die Zwei Schwerter, Band 2: Die Rückkehr der Elben (German Edition)
offensichtlich, dass wir, die wir nur tatenlose Beobachter sein konnten, bittere Verzweiflung fühlten. Für einen Augenblick waren wir nicht sicher, ob es Furior war, der mit dem Vancor in Zusammenhang stand und für sein Erscheinen verantwortlich war, doch selbst ihm, der viel Leid verursacht hat, trauten wir nicht zu, dass er mit dem schlimmsten Unheil Mundas paktierte. Und tatsächlich wurde er getötet von der Kreatur, und seine Leiche ruht noch immer in den Gräsern des UilasRila, wo er so lange Zeit getrennt von seinem Volk lebte. Ich wünsche ihm, dass Aldu ihm verzeihen und er fortan seine Frieden wiederfinden mag.“
Der Elb machte an dieser Stelle eine Pause, und er und seine Begleiter senkten leicht die Köpfe, so als ob sie ein Trauergedenken für den getöteten Lindar abhielten. Die Gedanken ihrer Zuhörer kreisten hingegen weitaus mehr um die Bestie, die ihnen beschrieben wurde. Von solch einem Wesen hatte lediglich Braccas schon einmal in alten Sagen gehört, doch hatte selbst er, der er für seine Aufgeschlossenheit und seinen Glauben an Dinge, die nicht einfach zu finden waren, berüchtigt war, solcherlei Erzählungen nicht sehr ernst genommen. Wenn es die Vancor tatsächlich gab – so war seine Meinung gewesen –, dann würden sie sicherlich in unsichtbaren, gänzlich abgelegenen und kaum erreichbaren Gefilden Mundas verkehren und dort ihren dunklen Machenschaften nachgehen und sich nicht um die unbedeutenden Menschen und andere Völker kümmern, die auf einem der zweifellos vielen existierenden Kontinente als einfache Wesen lebten. Und außerdem hatte er sich stets sicher gezeigt, dass Arthilien und Orgard unter dem besonderen Schutz des Einen und seiner Engelswesen standen und die Diener des Zweiten dort keine Macht besaßen. Doch offensichtlich hatte irgendetwas – oder irgendjemand – diese Ordnung durcheinander gebracht.
„Wir verhielten uns still, bis der Dämon das Tal verlassen hatte und nach Westen verschwunden war, und erwarteten nicht, in dieser Nacht noch mehr Überraschungen zu erfahren. Doch wir mussten nicht lange warten, bis an diesem Ort neuerlich etwas geschah und wir über viele Dinge in Klarheit gesetzt wurden“, fuhr Eldorin fort, und seine Stimme klang nun sehr nachdenklich und bedrückt. „Ein Ork ritt auf einem Maultier in das Uilas Rila hinab und besah sich die Leiche Furior Feuerzorns. Wir erkannten den Reiter sogleich wieder, denn er war einst, vor vielen hundert Jahren, ein Schüler des Getöteten gewesen. Damals verbot meine Mutter einen solchen Umgang zwischen einem der unseren und einem Angehörigen eines anderen Volkes, denn Furior war vieler hoher Zauber mächtig und wusste um zahlreiche Geheimnisse der Lindar, sodass sie fürchtete, es könne unserem Stamm aus seiner Offenheit und Freigebigkeit heraus eine Gefahr erwachsen. Vielleicht mag Euch dies ungerecht und hart erscheinen, doch die Geschichte hat ihr nun nachgerade Recht gegeben, wie Ihr sogleich hören werdet.
Zarr Mudah, so der Name des Orks, der ein Schamane seines Volkes ist, traf sich noch in derselben Nacht mit einem Wesen, das uns beinahe in noch größere Aufruhr versetzte als der Vancor, denn es wusste, alte und schreckliche Erinnerungen in uns zu erwecken. Es handelte sich um ein riesenhaftes, geflügeltes Geschöpf, wellches weder Drache noch Harpyie ist, jedoch von beiden Arten einige Eigenschaften besitzt. Die bösartige Intelligenz und der Hass, der es beseelt, zeigen unzweifelhaft, von welchem Blut es abstammt, denn es ist der Sohn und Stammhalter von Moron, dem Schwarzen Drachen, und trägt den Namen Meloro.“
„Ein neuer Schwarzer Drache?“, brachte Braccas Rotbart hervor. Seine Stimme verriet Entsetzen, was bei ihm gewiss nicht häufig der Fall war.
„Erinnert Ihr Euch an das fliegende Wesen, das solch grausige Laute ausstieß und das wir am Tôl Danur sahen?“, fragte Marcius diejenigen in der Runde, die während der Suche nach Aurona seine Gefährten gewesen waren. „Auch Moron behauste den Überlieferungen nach diesen Ort. Demnach hat der Sohn das Erbe des Vaters angetreten hat und will sich vermutlich rächen an uns Menschen.“
Die Rhodrim schwiegen und setzten düstere Mienen auf, während Nurofin, der schwarzhaarige Nolori, weitersprach. Seine Stimme war klangvoll und etwas weniger weich als diejenige Eldorins. „Nicht nur gegen Euch Menschen richtet sich der Hass Meloros und Zarr Mudahs, die sich miteinander verbündet haben, wie wir ungesehen beobachten konnten.
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