Die Zwei Schwerter, Band 2: Die Rückkehr der Elben (German Edition)
offensichtlich bislang noch nicht alles, was diese zu berichten hatten, erfahren hatte, wirkten verwirrt. Zugleich steigerte sich ihre Aufmerksamkeit um ein noch höheres Maß, während insbesondere dem Zwerg die plötzliche Sorge um seine geliebte Heimat und sein Volk ins Gesicht geschrieben stand und die Rivalität, die er gegenüber den anwesenden Elben fühlte, zeitweilig verschwinden ließ.
„Furior lebte aus verständlichen Gründen in Verbannung, seitdem wir unsere neue Wohnstätte besiedelten“, setzte das Oberhaupt der Lindar seine Erzählung fort, „doch vor etwa zehn Tagen hat er die Grenze unseres verborgenen Reiches, das ihm verboten war, insgeheim überschritten. Vello Wisantor, der älteste aller Bäume Arthiliens, der auch der Hüter der Gewächse des Waldes ist, der unser Heim umgibt, und über eine kaum vergleichliche Weisheit verfügt, hatuns dies berichtet, denn Furior war sein Freund und hat ihn aufgesucht, ehe er seine letzte Torheit beging. Der Abtrünnige begab sich zu dem schönsten See unseres Landes, von welchem er wusste, dass er dort Nuwena, seine einstige Geliebte, finden würde. Nuwena war die Tochter Thingors und hat ihn einst verlassen, was der Auslöser war für seine Verzweiflung, in welcher er das böse Schwert erschuf, dessen Namen ich nicht aussprechen will. Am Tage dieser unerwünschten Ankunft stand sie unmittelbar vor der Vermählung mit Turgin, meinem jüngeren Bruder, der sich zu dieser Stunde zufällig gleichfalls an diesen Ort begab, um seine künftige Gemahlin zu besuchen und mit seiner Musik zu beschenken. Wir nehmen an, dass Furior Nuwena umstimmen und davon überzeugen wollte, mit ihm zu gehen.
Einige von uns ahnten bereits Übles, als wir allerorts die Vögel mit einem Male zunächst verstummen und anschließend Lieder voll Trauer und Kummer verkünden hörten. Wir fanden Turgin schließlich an dem See, erschlagen von der schicksalhaften schwarzen Waffe zweifelsohne, und sahen Nuwena, die ertrunken war und in dem klaren Wasser ihr ewiges Grab gefunden hatte. Und wie wir erkannten, war es ihr letzter Wunsch, nicht geborgen zu werden, sondern eins zu werden mit demjenigen Ort, der ihr der liebste gewesen war. Mit ihr verlor unser Volk die schönste und edelmütigste seiner Frauen, auch wenn ich den anderen Elbinnen mit diesem Vergleich nicht Unrecht tun will.“
„Was habt Ihr unternommen, um diese feigen Morde zu sühnen?“, fragte Ulven, der angesichts jener traurigen Geschichte aufgebracht wirkte.
„Nuwena hat sich wahrscheinlich selbst in die Fluten begeben, da sie mit dem Tod meines Bruders und der Tat Furiors nicht weiterleben mochte, doch lässt dies die Schuld des Flüchtigen nicht geringer werden und versetzte uns wahrhaftig in eine große Rachsucht“, bestätigte Eldorin. „Wir drei wurden dazu berufen, den Täter zu strafen oder, wenn dies möglich sei, gefangen zu nehmen und vor den Rat der Elbenstämme zu bringen. Vello Wisantor und andere mit Bewusstsein erfüllte Bäume gaben uns zu Beginn unserer Unternehmung Hinweise auf seinen Aufenthaltsort, und außerdem ist Telorin einer der besten Fährtenleser unseres Volkes, sodass wir bald wussten, wohin wir uns bei unserer Suche zu wenden hatten. Die Spuren führten auf diese Weise zu E Uilas Rila, welches ein gutes Stück östlich des Ered Fuíl liegt. Dabei handelt es sich um ein Tal mit einem besonderen Zauber, das schon in früheren Zeiten einer der Lieblingsorte des Gesuchten war, wie wir uns erinnerten. Wir waren uns, als wir der Fährte seines Pferdes folgten, demnach sicher, dass wir ihn dort finden würden, und wir sollten Recht behalten. Gleichwohl erwartete uns dort außerdem eine schreckliche Überraschung, auf die wir nicht vorbereitet waren.
Als wir im Schutz der Nacht nämlich von den benachbarten Hängen in die Ebene hinab blickten, erkannten wir Furior und ihm gegenüber ein enormes, schwarzes Gebilde, das uns selbst aus der Ferne frösteln ließ. Wir mochten unseren Augen keinen Glauben zu schenken, als wir jenes Geschöpf sahen, denn wir ahnten bereits, um was für eine Art von Leben es sich dabei handelte. Und wahrhaftig erfuhren wir bald später, dass sich nicht weit entfernt von uns ein Wesen befand, welches sicherlich seit ewigen Zeiten schon existiert, jedoch niemals den Boden Arthiliens hätte betreten dürfen.
Es war ein Vancor, ein Dämon und Widerstreiter der Engel Aldus! Seine Boshaftigkeit und Grausamkeit hing geradezu greifbar in der Schlucht, und seine Kraft war so
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