Die Zwei Schwerter, Band 2: Die Rückkehr der Elben (German Edition)
Ugluk.
„Ich stimme dir zu, mein Freund, doch fürchte ich, dass zumindest uns Elben bis zu unserer Heimkehr noch einige Prüfungen und Gefahren bevorstehen“, sagte Telorin.
Dann halfen sie Ulven, auf sein Pferd zu steigen, woraufhin die Gemeinschaft mit dem letzten Abschnitt ihres Weges zum Andoluín begann.
Sechstes Kapitel: Dson Baldur
Nachdem die Angehörigen der Gemeinschaft Dork-Girgol hinter sich gelassen hatten, hielten sie geradewegs auf das Gebirge zu, welches die Geisterwüste im Süden begrenzte. Die wachsende Entfernung zum heißeren Norden Orgards und die strengen Meereswinde, die sich an den Bergen brachen und in dieser Gegend nur allzu gerne ihr Unwesen trieben, sorgten dafür, dass die Witterung zusehends kühler wurde. Außerdem zählten die Tage des Herbstes immer weniger, und in einiger Zeit schon würde der Winter vor der Tür stehen.
Die Landschaft blieb zunächst weitgehend öde und leer, und der Sand war so fein und zinnfarben wie Vulkanasche. Das trostlose Bild wurde erst nach einer Weile durchbrochen von zahllosen ebenholzartigen Felsen, großen und kleinen, die überall verstreut umher lagen und zum Teil im Erdreich vergraben waren. Und je weiter sie in der folgenden Zeit im Galopp nach Süden vorrückten, desto steiniger und unebener wurde der Untergrund. Neben den aus hellem Sand aufgetürmten Dünen ragten bald ganze Haufen aus dunklerer Erde, Kieseln und zu Staub zermahlenen anderen Substanzen hervor.
In den Stunden des Nachmittags gelangten sie dann in ein wahrhaftiges Felsenmeer, was ihr Vorankommen abermals verlangsamte und sie zu einem vorsichtigen Bewegungsrhythmus zwang. Derweil hatte der Himmel eine bedrohlich düstere, schiefergraue Farbe angenommen, was zweifellos auf die rauchigen Ausdünstungen des nahen Vulkans zurückzuführen war.
Schließlich erreichten sie gegen Abend die ersten schroffen Ausläufer des vulkanischen Gebirgszuges. Die mächtigen Felsen, in deren Nachbarschaft sie sich nunmehr befanden, hülltensie augenblicklich in ihre langen Schatten.
Die Gefährten trabten jetzt langsam dahin, während sie aufmerksam nach einem Weg forschten, der sie in höhere Lagen hinaufführen konnte. Die Lindar gedachten dabei immerzu der überlieferten Worte von Keluras und dessen einstigen Begleitern, welche von dem verborgenen und ganz und gar nicht einfach zu erreichenden Eingang in das Höhlenlabyrinth, nach dem sie suchten, berichteten.
Da das schwindende Tageslicht den unbezogenen Himmel noch immer beherrschte, erblickten sie auch endlich das nahe Antlitz des Andoluíns, des Dork-Balugs der Orks, in all seiner schrecklichen Pracht. Der Vulkan war der mittlerste und gleichzeitig höchste Gipfel der sich vom östlichen Ozean auf einer geraden Linie nach Westen dahinziehenden Gebirgsformation. Sein kohlschwarzer Gipfel war schneebedeckt und wies einen rötlichen Gluthauch auf, welcher von der schon nicht mehr erkennbaren Sonne herrührte. Dunkle Rauchschwaden wanden sich abwechselnd in dünnen Ringeln und dicken Wolken aus seinem Schlot, dessen heiß glühende Ränder mehr als dreitausend Schritt über dem Erdboden ragten. Neben jener riesenhaften Öffnung wiesen seine Flanken viele weitere, kleinere Krater auf, die im Laufe der Jahrtausende durch Nebenausbrüche entstanden waren. Eine narbige Lavawüste breitete sich in jener Höhe aus, schwarz und lebensfeindlich, in der nichts existierte als verbrannter Stein und auch nichts anderes jemals mehr entstehen konnte.
Die Reiter erreichten ein Geröllfeld, das sie zu mehreren Richtungsänderungen zwang und ihren Orientierungssinn auf eine harte Probe stellte. Die meisten der Gesteinsbrocken saßen tief im Erdreich und wiesen keinerlei Pflanzenwuchs auf, der sich an ihre Kanten schmiegte, was vermuten ließ, dass vor nicht allzu langer Zeit ein Steinschlag an dieser Stelle niedergegangen war.
Die Anhöhen, die sie im Folgenden passierten, waren allesamt Bestandteile irgendwelcher Ausläufer des Gebirges. Ohne Ausnahme waren diese steil, unwegsam und hoch und blickten finster auf die darunter liegenden Ebenen hinab. Ein Weg, sie zu erklimmen, war hingegen bislang nicht in Sicht.
Schließlich gelangten sie unmittelbar an den Fuß des schwarzen Berges, welcher sich nicht nur durch seine Farbe, sondern auch durch seine imposante Höhe und seine überaus wuchtige Erscheinung von den übrigen Teilen des Gebirgszuges abhob. Ein wenig verwundert stellten sie fest, dass sich an seinen Wänden reichlich Nebel festgesetzt
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