Die Zwei Schwerter, Band 2: Die Rückkehr der Elben (German Edition)
Tunnelwerk zu durchqueren, in welchem eine Vielzahl von geräumigen Höhlen vorhanden sind. Es wird für uns sicherlich nicht einfach sein, dort die richtigen Wege zu begehen, doch immerhin hat Keluras uns die Richtung, die wir einhalten müssen, um den Aufenthaltsort des Verbannten zu finden, möglichst genau geschildert. Er tat dies aus weiser Voraussicht, denn es war niemals vorgesehen, dass Illidor vor seiner Zeit aufgesucht und in Freiheit gesetzt werden sollte.“
„Wie konnte er überhaupt solange überleben ohne zu essen und zu trinken?“, wollte Ulven wissen. „Selbst Elben sind doch darauf angewiesen, soweit ich das sehe.“
„Du hast natürlich Recht, mein Freund“, sagte der Sohn Ganúviels lächelnd, „doch in diesem Fall hat einer von Keluras’ Zaubern die Regeln des Lebens außer Kraft gesetzt und eine Ausnahme bewirkt. Da man fürchtete, dass Illidor trotz der Bewachung durch den Golem entkommen könnte, hat man ihn in einen künstlichen Schlaf versetzt, der seinen Leib für die vorgeseheneDauer seiner Strafe mit einem höchst geringen Maß an Energie auskommen lässt. Heute, nachdem auch Furior nicht mehr ist, lebt niemand mehr von unserem Volk, der etwas Ähnliches bewirken oder das Zustandekommen eines solchen Bannspruchs auch nur erklären könnte, und doch war es möglich in früherer Zeit. Allerdings traue ich mir zu, dass ich jenen schlafähnlichen Zustand mit meinen Fähigkeiten aufheben kann, ohne dass der Betreffende irgendwelchen Schaden nimmt.“
Die Menschen und Orks schüttelten unmerklich mit den Köpfen. Die Schamanen und Zauberer ihrer Art – von dem bösartigen Zarr Mudah einmal abgesehen – begnügten sich im Allgemeinen mit heilender Magie und der Vorhersage von trefflichen oder weniger günstigen Gelegenheiten für Vorhabungen jedweder Art. Dennoch zweifelten sie nicht daran, dass die Elben die Wahrheit sprachen und die meisterhaftesten von ihnen tatsächlich zu solch wundersamen Leistungen fähig waren.
„Und was ist mit diesem Wächter?“, fragte Ugluk. „Dieses Geschöpf könnt Ihr doch sicher auch mit irgendeinem einfachen Trick außer Kraft setzen?“
„Der Lebenszyklus des Golems währt zweitausend Jahre lang und kann nicht unterbrochen werden“, antwortete Eldorin. „Darum fürchte ich, dass wir andere Wege finden müssen, um ihn daran zu hindern, seinen Auftrag auszuführen.“
„Ihr habt dieses Übel erweckt und könnt es nun nicht mehr beherrschen“, stellte Uchnoth nüchtern fest. „Und außerdem wisst Ihr nicht einmal, ob dieser Gefangene noch lebt und ob es sich überhaupt lohnt, für ihn all diese Gefahren auf uns zu nehmen. Das sind ja reizende Aussichten!“
„Selbstverständlich ist es Eure Entscheidung, ob Ihr uns in das Innere des Gebirges folgen wollt, Herr Ork“, sagte Telorin. „Einer sollte, während die anderen die Höhlen betreten, ohnehin bei den Pferden bleiben, denn ansonsten kann uns drohen, dass sie von Wölfen, Bären oder anderen Raubtieren vertrieben werden und wir den Rückweg zu Fuß antreten müssen.“
„Ein Ork und kneifen? Niemals!“, erwiderte Uchnoth empört. „Wir haben Euch nicht den weiten Weg hierher geführt, um dann zurückzubleiben, wenn der Spaß am größten wird! Ulven sollte an dieser Stelle auf uns warten, er ist immer noch verwundet und kann die Erholung gut gebrauchen.“
„Ihr glaubt nicht im Ernst, dass ich ...“, begann Ulven und fuhr dabei voll Entrüstung auf, ehe er plötzlich verstummte und sich mit der rechten Hand an die Brust fasste. Er sprach aus dem Grund nicht weiter, da er nicht mehr in der Lage dazu war, und sackte wie ein schwerer Gegenstand zum Boden nieder. Dabei gelang es ihm im letzten Augenblick, sich mit den Händen abzustützen und nicht der Länge nach hinzuschlagen.
Wie ein heimtückisches Gift, das immer wieder auf die rechte Gelegenheit, seine unheilvolle Wirkung zu entfalten, wartete, hatte ihn zum wiederholten Male ein pochender Schmerz ereilt. Es war, als bohre ihm jemand eine gefrorene Klinge in den Leib und drehe diese mit einer böswilligen Wonne und Lust in der Wunde herum.
Besorgt war Marcius sogleich bei seinem Freund und ergriff dessen Oberarm, um ihm Halt zu verschaffen. Aber auch Eldorin kam herbei und erbot sich, den jungen Mann mit Hilfe seiner Erfahrung in der Heilkunst zu untersuchen. Ulven selbst erklärte sich mit einem Nicken dazu einverstanden, woraufhin sich der Fürst der Lindar zunächst daran machte, dem Verletzten in die Augen zu sehen und
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