Die Zwei Schwerter, Band 2: Die Rückkehr der Elben (German Edition)
entschlossen genug, um immerhin eine beachtliche Verwirrung unter den Orks zu stiften.
Ein langgezogener Laut ertönte mit einem Mal und ließ die Streiter Durotars kurzzeitig zusammenzucken. Es war der satte, strahlende Klang eines Hornes, das gestoßen wurde. Dieser wirkte von ungewöhnlicher Stolzheit und Kraft geprägt, und die Angehörigen der Horde erinnerten sich, dass sie jenen unverwechselbaren Kriegsruf erst kürzlich bereits vernommen hatten. Es war Siegschall, das weißgoldene Horn Rhodrims, welches die Menschen einstmals zum Sieg über Menoth, die Takskalls und deren Verbündete gerufen hatte. Offensichtlich, so mussten die Bewohner des südlichen Kontinents annehmen, hatten einige der Rhodrim die vernichtende Niederlage bei Arth Mila überlebt und das altehrwürdige Instrument gerettet und nun wieder in Gebrauch genommen.
„Formiert Euch, Ihr lahmen Schnecken, hoch mit den Speeren und Schilden, und stellt Euch versetzt und nicht hintereinander!“, brüllte Darrthaur, der gewaltigste unter allen Orks, der sich selbst in vorderster Position platzierte, um seinen Untergebenen als leuchtendes Vorbild zu dienen. Wie er sich den heranstürmenden Gegnern mit seiner sprichwörtlichen Furchtlosigkeit inden Weg stellte, wirkte er wie ein Bergmassiv oder eine mächtige Festung, die unmöglich überwunden werden konnte.
Über die vom Regen geflutete Wiese rollte ein Donnergrollen, als die Reiter von Rhodrim gegen die Überzahl der Feinde anritten. Arnhelm, Kogan und Ulmer bildeten die Speerspitze der Formation, doch ritten fünfzig weitere Männer mit ihnen beinahe auf einer Linie. Dahinter kamen zwei weitere, ebenso große Abteilungen, denn einhundertundfünfzig Mann insgesamt zählte die Reiterei, die das kleinere der beiden bedeutsamen Menschenreiche als seine letzte aufrechte Kriegerschar aufzubieten hatte.
Die Stirnriemen der stolzen Pferde, die alle anderen ihrer Artgenossen in Arthilien an Schnelligkeit, Treue und Gespür übertrafen, waren weiß oder bunt und leuchteten wie glühende Kometenschweife im Wind. Die erhobenen Schwerter, welche die berittenen Männer schwangen, funkelten rötlich im vom Regen gebrochenen Tageslicht und wirkten aus der Entfernung wie kleine Sterne über den helmtragenden Köpfen. Ein besonderer Schein ging dabei von derjenigen Klinge aus, welche Arnhelm, der Sohn Imalras, trug. Ihr offensichtlich goldenes Blatt war von einer unbeschreiblichen Pracht und warf, einer Sonne geich, eine Vielzahl leuchtender Strahlen über die Schatten seiner Umgebung. Ein Zauber schien hier zu wirken, von dem die meisten der Orks, welche die beeindruckende Waffe erschauten, noch niemals gehört hatten.
Trotz dem Hallen Siegschalls und dem Goldenen Schwert, das sie nahen sahen, blieben die Krieger aus Orgard unverzagt und empfanden weiterhin wenig Zweifel an ihrem letztendlichen Erfolg, als sie sich auf das Aufeinandertreffen mit den heranreitenden Menschen vorbereiteten. Noch allzu frisch und glühend war ihre Erinnerung daran, dass sie demselben Gegner erst kürzlich gegenübergestanden hatten und jener Tag in einer verheerenden Niederlage für die Rhodrim geendet hatte. Und auch nun schienen die Chancen nur um ein weniges anders verteilt zu sein, denn der Unterschied in der Anzahl der Streiter war zu enorm. Und schließlich wusste man den Schwarzen Gebieter und den uralten Zerk-Gur in den eigenen Reihen.
Plötzlich jedoch, kurz ehe die vordersten der Berittenen in die Reihen der Orks eintauchten, erstarrten diese vor Schreck.
Die Durotarer hatten mit einer kleinen Anzahl beherzter Menschen als Widersacher gerechnet, doch nun gewahrten sie zu ihrer grenzenlosen Überraschung, dass in einigem Abstand hinter den Pferden mehrere hundert Krieger kamen, die ohne Zweifel orkischer Art waren. Die Ashtrogs kehrten zu der Horde, von welcher sie sich entzweit hatten, zurück, doch kamen sie dieses Mal nicht als Freunde und Verbündete, sondern als rachsüchtige Feinde an der Seite der Menschen!
Alle hatten sie den großen Streit zwischen deren Häuptling und Darrthaur im Anschluss an den Sieg in der Schlacht um die Menschenstadt Arth Mila mitangesehen, und jener Vorfall war es, der letztlich in die Desertion des Stammes mündete. Niemand hatte sich anschließend Gedanken über die Anschuldigungen gemacht, die Bullwai gegenüber dem Befehlshaber Durotars erhoben hatte, und man hatte die Sache bald vergessen. Nun jedoch entsann sich augenblicklich jeder der anwesenden Orks der herausragenden
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